Eignet sich ein Spaceteleskop als Teleobjektiv für das Handy?

in Photography Lovers3 years ago (edited)

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Monokulare Fernrohre werden seid einiger Zeit gerne als Teleobjektive für das Smartphone beworben und versprechen hochauflösende Bilder für deren Nutzer, welche einer Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv ebenbürtig seien. Für diesen Zweck gibt es am Markt inzwischen diverse Modelle. Soweit so gut.

Aus Neugier, ob so ein Teil sich überhaupt für die Fotografie mit dem Handy unterwegs taugt habe ich mir daher ein solches Tele für das Smartphone gekauft - auch um heraus zu finden ob der Befestigungsmechanismus für das Handy an den Okularen einer Spaltlampe etwas taugt, was im Rahmen meines erlernten Berufes ein praktischen Zweck hätte.

In China bestellt erreichte mich das Spaceteleskop so denn bereits nach zwei Wochen. Zwar hatte die Verpackung unter dem Transport gelitten doch das Fernrohr blieb selber unbeschädigt.

Beim Unboxing bemerkt man zunächst die China typischen Weichmacher, die einem bei der Inspektion des Produktes in die Nase strömen.

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Es kann daher nicht schaden, das Fernrohr in einem gut belüfteten Raum erst einmal einige Zeit die Schadstoffe "ausdünsten" zu lassen. In meinem Fall habe ich mich für das Komplettpaket entschieden, da für mich die Smartphone-Halterung von besonderem Interesse war. Das Paket bestand aus folgenden Komponenten:

  • monokulares verstellbares Fernrohr mit einer Vergrößerung von bis zu 6x40 und Staubschutzkappen

  • Handschlaufe zur Befestigung am Fernrohr

  • kleines Staubtuch zum Säubern der Optik

  • Smartphone Halterung als Adapter zur Koppelung an das Okular des Fernrohrs.

  • Kleiner Tripod zum Aufstellen des Spaceteleskopes.

  • kleine Transporthülle mit Gürtelschlaufe für unterwegs.

Das Zubehör zum Fernrohr macht keinen hochwertigen Eindruck, der auf einen lebenslangen Einsatz schliessen lassen könnte, was in dieser Preislage von rund 15€ auch nicht zu erwarten war.

So löste sich schon beim Öffnen der Hülle Teile der Naht am Klettverschluss. Auch die Handschlaufe ist nur über ein Stück Plastik mit Schraubgewinde am Fernrohr befestigt, was nicht besonders Vertrauens erweckend ist, so dass man das Tele nicht länger an der Schlaufe herum baumeln lassen sollte.

Der mitgelieferte Tripod ist zu klein, wenn man ihn zusammen mit dem Smartphone nutzen will. Wer ruhige Bilder haben will sollte daher vielleicht. Auf ein größeres Stativ zurück greifen, was aber eben den gewünschten Mobiltätsaspekt aus Leichtigkeit und Platzersparnis umgehend konterkariert.

Tripod und Smartphone-Halterung passen im übrigen nicht zusammen in die mitgelieferte Transporttasche/Schutzhülle des Fernrohres

Eine Bedienungsanleitung fehlte ebenso.

Im Praxistest sind zwei verschiedene Einsatzvarianten zu diskutieren:

a. Naturbeobachtung bzw. Nutzung als Fernrohr für unterwegs oder einfache astronomische Fragen ohne Fotografie und

b. der Einsatz als Teleobjektiv für das Smartphone für unterwegs.

Im Fall a. ist das Handling und der Einsatz unterwegs als praktisch und hilfreich zu bezeichnen, da es im Gegensatz zu einem Binokular nicht viel Platz weg nimmt und auch in einen Rucksack passt.

Im Fall b. Ist die Sache schon etwas kniffliger. Die Handhabung am Smartphone erfordert durchaus etwas Geschick, da man als Nutzer immer in Sorge ist dass die Halterung mitsamt Smartphone sich vom Okular des Spaceteleskopes lösen könnte. Denn eine feste Arretierung welche Smartphone-Halterung und Fernrohr miteinander verbinden gibt es nicht, was die Nutzung des ganzen nicht gerade zu einem Erlebnis macht

Das Spaceteleskop im Praxistest

Das Handling des Teleskop am Smartphone ist umständlich und will geübt sein. Dabei gehört immer eine Hand an den Adapter so den man nicht riskieren will dass das Smartphone sich vom Okular löst und auf die Erde knallt.

Der Adapter selber ist aus Plastik gefertigt. Es empfiehlt sich meines Erachtens beim emmetropen und normalsichtigen Nutzer das Fernrohr erst einmal ohne Handy und Adapter auf das Zielobjekt scharf einzustellen, ehe man den Adapter mit dem Smartphone am Spaceteleskop befestigt. Ungeschützt in die Sonne oder auf den Mond zu schauen verbietet sich dabei natürlich, sofern man nicht erblinden will.

Ist das Fernrohr erst einmal scharf eingestellt, befestigt man das Smartphone am Adapter und stellt diesen so ein dass er vor der richtigen Linse der Handykamera positioniert ist, da man so st nichts durch das Fernrohr auf dem Display sieht.

Handykamera mit Adapter aber ohne Fernrohr

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Handykamera mit Adapter und Fernrohr

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Handykamera mit Fernrohr und Zoomfunktion des Smartphones

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Fazit

Das Spaceteleskop, das in Deutschland zum Teil zu überhöhten Preisen angeboten wird, ist im Grunde nur ein normales monokulares Fernrohr, das für einfache Beobachtungen unterwegs geeignet ist. Im Gegensatz zu den wesentlich klobrigeren binokularen Fernrohren vermittelt es kein räumlichen Seheindruck, was aber in der physikalischen Natur der Sache liegt und so auch nicht anders zu erwarten war.

Mit seinen handlichen Maßen passt es leicht in jeden Rucksack oder auch eine größere Handtasche und eignet sich daher sicherlich als nettes Spielzeug für größere Kinder unterwegs, sofern sich alle Weichmacher verflüchtigt haben und die Eltern dafür Sorge tragen dass die Kleinen damit nicht in die Sonne oder andere gleißende Lichtquellen schauen.

Um Seehunde am Strand oder auf einer Sandbank zu erspähen oder Vögel aus weiter Entfernung zu beobachten sollte es dennoch reichen. Professionelle Ornithologen werden ehe auf gänzlich andere Optiken und Binokulare zurückgreifen wollen.

Die Nutzung mit dem Smartphone als Teleobjektiv ist hingegen umständlich. Dies betrifft sowohl die Befestigung des Handys als auch die Ausführung und Einstellung interessanter Motive z.B. Rahmen der Naturbeobachtung.

Hier kann das monokulare "Spaceteleskop" nicht mit handelsüblichen Teleobjektiven und Spiegelreflexkameras bzw. Vollautomaten mithalten.

Ist es einem erst einmal gelungen das Smartphone richtig am Tele einzustellen, dürften viele kurzlebige Motive und Momentaufnahmem sich schon aus dem Staub gemacht haben, weshalb der klassische Schnappschuss vermutlich hier eher die Ausnahme bleiben wird.

Die Abildungsqualität durch das Tele ist für die Fotografie als schlecht zu bezeichnen, da es besonders an den Rändern des Bildausschnitts zu anamorohotischen Verzerrungen kommt, obwohl der Hersteller mit hoher Qualität der verwendeten Optik wirbt. Offenbar hat es hier aber nicht für anspruchsvolle aspherische Linsensysteme gereicht.

Um nicht den Fernrohreffekt auf dem Foto zu haben, muss man zudem schlussendlich am Handy dicht ran zoomen, was im Zweifel dazu führt, dass am Ende das gewünschte Motiv schon wieder weg ist.

In der Summe kann man feststellen, dass so ein Tele ohne Handy ganz praktisch sein kann - zum Fotografieren mit dem Handy aber zu umständlich ist und die optischen Abbildungsqualität für die Fotografie aus größerer Entfernung professionellen Ansprüchen nicht genügen kann.

Weichmacher und die unsichere Befestigung des Adapters am Tele sind ein klarer Qualitätsmangel und ein weitere Minuspunkt.

Der Tripod ist vollkommen überflüssig, da für Smartphone und Fernrohr schlicht zu klein gebaut.

Das Fernrohr ist aber auch ohne Zubehör zu erwerben, so dass es auch nur zur Naturbeobachtungen ohne fotografische Ambitionen eingesetzt werden kann. Dafür ist es auch durchaus geeignet.

Mehr als 10€ bzw 13€ für das Komplettpaket sollte man dann freilich nicht ausgeben, da man gute binokulare dafür aber meist recht groß dimensionierte Feldstecher im Angebot auch schon mal für rund 25€ bekommt.

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