Moratorien - Oder: Das Knistern am P2P-Markt

in #p2p4 years ago

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Momentan muss man als P2P-Investor wirklich harte Nerven haben, da man wirklich sehr weit vorne an der Frontlinie der Corona-Krise steht. Ich habe ja wirklich hier wann immer möglich versucht hevorzuheben, dass es sich hierbei um Hochrisiko-Kapital handelt, dass bis in einen Totalverlust hineingehen kann.

Gerade eine wirtschaftliche Regression war dabei immer das Szenario einer Urkrise für P2P. Brechen die Einnahmen der Kreditnehmer ein, weil diese keinen Job mehr haben, platzen die Kredit eben reihenweise. Von daher war es immer schon eine Frage, ob einige Regionen durch eine solche Krise wirklich gut kommen würden.

Doch dann kam Corona und brachte das ganze noch einmal in XXL in dem gleich die gesamte Welt auf einen Schlag in entsprechende Probleme landete. Und die Regierungen der Welt auch noch merkwürdige Maßnahmen ergreifen um damit umzugehen in denen man Kreditstundungen zulässt und die Vermieter der Welt dafür aufkommen lässt. Was auf den ersten Blick sehr fair und sozial wirken mag, verlagert das Problem jedoch nur und fungiert dort dann als Brandbeschleuniger.

Denn auch ein Vermieter hat ggf. gegenüber jemand anderen eine Schuld, die er bedienen muss und dem Mieter ist auch nicht damit geholfen, wenn dieser sich dann zur Seite legt und am Ende sein Eigentum dann an die nächsten größeren Unternehmung verkauft, die dann besser durch kommt durch die Krise.

Im Bereich P2P ist man daher momentan mit vielen Zahlungsausfällen betroffen, gleichzeitig aber auch durch die Stundungen. Gerade mit einem der größten polnischen Anbietern Capital Services, verweigert ein größerer Anbahner nun die Zahlung. Dabei ist es gar nicht so einfach überhaupt herauszufinden, welche Gesetze gerade in welchen Ländern in Kraft sind und eine eigene Recherche erwies sich als sehr... anstrengend.

Gott sei Dank fährt Mintos momentan eine ziemlich starke Transparenzoffensive und macht damit IMHO alles richtig in der aktuellen Krise. So wurde unter https://blog.mintos.com/moratorium-for-borrowers-international-overview-by-mintos/ der aktuelle Stand einmal aufgesammelt.

Die Anzahl der A-Staaten mit Moratorium sind dabei ganz klar in der Mehrzahl und nur wenige Länder sind momentan eher nicht davon betroffen. Insgesamt wird aber klar, dass man sein hier angelegtes Geld vermutlich über Monate nicht sehen wird und teilweise auch unklar ist, ob es in der Zeit noch angemessen weiter verzinst wird. Gerade die Extension Schedule räumt einigen ja Erweiterungen von bis zu 180 Tagen ein.

Gerade die Schiene bei den Mieten die Adidas in diesem Land fährt, wird hier auch von anderen gespielt. Unabhängig davon, ob man die Kredite / Mieten bedienen kann, man verweigert sich dem erst einmal und erhält so zu lasten der Geber seine Liquidität. Das kann noch sehr witzig werden.

Hier wird dann auch sehr offensichtlich, warum ich hier immer gesagt habe, dass Hochrisiko-Anlagen NIEMALS mit Fremdkapital bezahlt werden sollten. Ich kenne durchaus einige Wahnsinnige, die sich billig Geld geliehen haben und angelegt, um darüber ihre Schulden zu tilgen. Diese werden momentan wirklich keine sehr schöne Zeit haben und ein echtes Problem haben.

Wie es insgesamt weitergeht wird sich erst noch zeigen müssen. Mein Vorteil ist, dass ich tatsächlich viel auch in Afrika unterwegs gewesen bin und somit in Gebiete, die es bisher nicht ganz so hart getroffen hat. Auch rechne ich nicht mit Totalausfällen und das viele Kredite am Ende doch beglichen werden. Planung mit dem Gelder, sollte man aber momentan wahrlich nicht machen.

Bei Mintos kommen oft nur wenige 10-20€ pro Woche wieder bei einem ein. Bondora Go & Grow ist bereits seit Wochen nur noch Teilauszahlungen möglich. Grupeer verweigert temporär alle Zahlungen auf Grund des Moratoriums. Iuvo zahlt bisweilen zuverlässig. Swaper war bisher noch am Liquidesten. Estate Guru scheint bisher nicht betroffen zu sein.

Als man von den Moratorien gehört hat, dachte man zunächst an die großen Banken. Wie auch bei den Mietern, merkt man nun allerdings, dass dort auch wesentlich kleinere Anleger davon voll betroffen sind. Einige Regierungen spielen damit ein sehr gefährliches Spiel, dass langfristig vermutlich eher das Gegenteil auslösen wird. Denn die Investoren, die ihr Geld dort rausbekommen, werden es vermutlich für sehr lange Zeit nicht wieder dort anlegen.

Und dann kann es sehr interessant werden, wenn man nach der Krise auch aus dem Loch wieder heraus kommen will und niemand mehr da ist, der bereit ist einem etwas zu geben. Momentan bleibt einem aber wohl nichts anderes übrig als abzuwarten und zu sehen, was passiert. Insgesamt wird man also für sein Geld gut unterhalten und es ist endlich wieder etwas Spannung am Markt :) Wurde auch die letzten Jahre zu langweilig ;D

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Habe ich in den letzten Tagen auch bemerkt. Zuerst kam das Mail von Mintos, dass Capital Services für den Moment nicht mehr bezahlen wird. Und dann sind meine fristgerechten Kredite auf 61% runter. (Normalerweise auf ca. 75%)

Ich werde aber trotzdem kein Geld abziehen, sondern hoffe darauf, dass alle Kredite zurückbezahlt werden.

Bin momentan bei 67% fristgerechter Kredite. Knapp 16 € in akuter Gefahr, könnte also alles schlimmer sein. Ich ziehe tatsächlich wohl auch etwas ab, da ich es eben eher bei Aktien haben will. In der aktuellen Geschwindigkeit ist da aber eher die Krise bereits um ;D Ich bin aber auch noch optimistisch, dass die meisten Kredite bedient werden. Gerade wenn es sich so weiterentwickelt wie jetzt.

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