Persönliche Liquidität steigern durch Abschreibung

in #sparen4 years ago

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Das große Dilemma beim Investieren ist immer, dass man möglichst viel investieren will und auf der anderen Seite stets liquide sein möchte. Dies ist ein stetiger Konflikt, der vielen Menschen nicht wirklich gelingt. Noch übler ist dies eben bei uns Privatinvestoren, die natürlich meist nicht besonders viel Geld zur Verfügung stehen haben. Daher möchte man möglichst viel investieren!

Doch dann geht plötzlich der Kühlschrank kaputt und man muss mal eben 800€ berappen. Und zumindest ich würde fest damit rechnen, dass zeitgleich auch noch nen Fuchs einem vor das Auto läuft oder irgend etwas anderes am Auto kaputt geht. Schon wird es bei den meisten Bundesbürgern bereits eng. Selbst dann wenn man einen eigentlich guten Cashflow hat.

Werde ich gefragt wieviel Geld man als „Notgroschen“ (nicht die Kriegskasse!) haben sollte, sage ich üblicherweise 3 Nettomonatslöhne. Wer konservativer unterwegs ist oder beruflich so unterwegs ist, dass sein Job nicht ganz sicher ist, sollte eher auf die 6 Monate gehen. Bereits ein ordentlicher Happen Geld den man so unverzinst bei sich rumliegen hat.

Doch Liquidität hat immer ihren Preis. Das Dilemma wird klar, wenn man sich den aktuellen Crash vor Augen führt. Man ist ja als Investor nicht mittellos und hat ja durchaus vielleicht einiges im Depot liegen. Allerdings gibt es nichts schlimmeres als gezwungen zu sein zu verkaufen, wenn die Kurse gerade alle im Keller sind. Das kann richtig teuer werden! Laufen die Kurse gut, ist man mit Wertpapieren immer sehr schnell liquide. Tun sie dies nicht, muss man eben vielleicht auch mal ein paar Jahre einen Bärenmarkt aus sitzen können.

Mein Notgroschen ist dabei oft wesentlich niedriger als der von mir empfohlene Betrag und ich habe oft weniger als 3 Monate bei mir auf dem Konto liegen. Bin ich also grob fahrlässig? Nein, ich fahre nur einen anderen Ansatz den Notgroschen anzusparen und habe ihn hier auch schon einmal vorgestellt.

Das Kernproblem ist, dass den Notgroschen anzusparen oft eben sehr lange dauert und einem daran hindert zu investieren. Gerade bei einer größeren ungeplanten Anschaffung sind schnell ein paar Monate in denen man nichts machen kann. Dazu kommt, dass kaum jemand sich darüber bewusst ist, wieviel Geld sie eigentlich so zum Leben brauchen. Entsprechend sind all die Ratschläge basierend auf Monatslöhne alle eher „Erfahrungswerte“ und haben vielleicht gar nichts mit unserem Leben zu tun.

Wieso also nicht die Anschaffungen planbar machen. Ich nutze hierbei ein Instrument, dass durchaus eben von Unternehmen genutzt wird: Abschreibungen (oder AfA). Wann auch immer ich mir etwas für meinen Haushalt kaufe, erfasse ich die Kosten dafür und schätze eine realistische Lebenserwartung davon ein. Der Kühlschrank muss mindestens 5 Jahre halten. Der Computer vielleicht 3 Jahre. Ein Staubsauger vielleicht 2 Jahre. Danach rechne ich aus wie viel dieses Gerät dann nun jeden Monat an Wert verliert.

Ein Kühlschrank für 800€ würde somit knapp 13,33 € pro Monat an Wert verlieren. Nach 5 Jahren ist sein Wert dann auf 0€ runter gebrannt. Lege ich also 13,33€ jeden Monat zur Seite, habe ich nach 5 Jahren seinen Neuwert auf einem Konto liegen und könnte ihn sofort durch ein gleichwertiges Gerät ersetzen. Natürlich klappt dies nicht ganz, da man eben auch Inflation hat und vielleicht nach ein paar Jahren andere Anforderungen an ein Gerät hat.

Trotzdem bewegt man sich in einer recht gut planbaren Größe für ein neues Gerät und kann sich relativ wahrscheinlich etwas neues kaufen ohne das man seinen monatlichen Cashflow dafür anpassen muss. Dies rechne ich für alle Geräte bei Neuanschaffung durch und erfasse sie in einer einfachen Excel-Tabelle.

Daraus ergibt sich eine monatliche AfA, die ich nach jedem Gehaltseingang automatisch auf ein separates Konto abführe. Der Betrag schwankt somit auch immer wieder einmal ein wenig und ich runde üblicherweise auf den nächsten 5€-Schritt auf.

Doch was nun tun, wenn ein Objekt vollständig abgeschrieben ist? Die Sache ist sehr simple. Mit etwas Glück kommt es nicht genau zum Stichtag zu einem Ausfall eines Gerätes. Der alte Kühlschrank hat immerhin fast 15 Jahre lang gelebt. Doch zu diesem Zeitpunkt entfernen wir ihn aus den Büchern und unsere monatliche AfA sinkt schlichtweg. Ab sofort sind wir quasi in der Gewinnzone da das Wirtschaftsgut bereits neu abbezahlt ist, allerdings noch weiter genutzt werden kann. Geht es dann aber kaputt, könnten wir es sofort ersetzen.

Der Clou an der Sache ist, dass ich zum einen sehr genau sagen kann, was mich verschiedene Geräte im Haushalt mich jeden Monat kosten. Eine Aussage, die viele Menschen nicht in der Lage sind zu beantworten. Gleichzeitig erfasse ich sie als „Kosten“ und muss somit nicht direkt mit den Investitionen abwegen. Für mich sind es laufende Kosten wie eben auch Strom oder Internet.

Gleichzeitig kann mein Notgroschen wesentlich niedriger sein, da ich eben kein „undefinierbaren“ Ausgaben in den nächsten Jahren habe, sondern diese bereits einplane. Da jeden Monat nur ein kleiner Betrag angespart wird, ist dies wesentlich weniger schmerzhaft als die sonst großen Ausgaben. Selbstverständlich ersetzt ein solches System den Notgroschen niemals vollständig! Es können ja auch Dinge passieren, die nicht nur im Haushalt kaputt gehen können.

Nichts desto trotz sind solche Ausfälle ein nicht unerheblicher Grund für Konsumkredite mancher Bundesbürger. Ich halte sie allerdings für planbar! Besonders gut ist dabei, dass selten alle Geräte gleichzeitig kaputt sind. Nach einem Jahr hat man schon ein ordentliches Sümmchen zur Seite geschafft und kann kleinere Ausfälle leicht darüber auffangen.

Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ist übrigens, dass man nun endlich eine Zahl hat und man auch bei Neuanschaffungen sich durchaus fragt, ob man das wirklich braucht. Denn man senkt damit eben auch das monatlich zur Verfügung stehende Geld. Da überlegt man sich zweimal, ob einem eine Sache es wirklich wert ist. Kennt man den Preis nicht, sitzt das Geld oft eben doch wesentlich lockerer.

Die Arbeitsweise ist nicht neu. Gerade bei Immobilienvermietung legen kluge Investoren sich eben auch einen fixen Betrag pro m² zur Seite, da sie wissen, dass irgendwann Dinge instandgesetzt werden müssen. Dumm wenn dann eine Dachreparatur ansteht und man dann blank ist. Am Ende kann man Planung an Hand von vielen Kennzahlen durchführen. Der Besten ist eben ein Erfahrungswert aus der Vergangenheit. Und wissen wir was wir eingekauft haben, können wir darüber herleiten, was wir künftig brauchen.

Liquidität erreicht man primär nicht dadurch, dass man mehr Geld zur Verfügung hat. Auch nicht darüber, dass man besonders sparsam ist. Sondern über Planbarkeit. Wer von Monat zu Monat nach einem Einnahmeüberschuss rechnet, kann leicht durch Ausreißer überrascht werden. Beim hier vorgestellten Ansatz stöhnen viele Leute erst rum, dass es ja sehr viel Arbeit sei. Meine Antwort darauf lautet üblicherweise: Dann kaufst Du zuviel!

Denn größere Geräte im Haushalt schafft man üblicherweise nicht wochenweise an. Und dann dauert das Eintragen und aktualisieren des Dauerauftrags keine 5 Minuten. Allerdings lässt es einem künftig wesentlich besser schlafen, wenn man weiß, dass man Ausfälle sehr leicht weg stecken kann. Eines steht jedenfalls mit Gewissheit fest: Kaputtgegangen wird immer! ;)

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Ich lege mir immer Geld zur Seite.
Das habe ich schon immer getan.
Man Weiß nie, was einen so im Leben wiederfährt.
Ich bin auch schon in Situationen geraten, wo ich dann sehr froh über eine Geldpritze war.😉

Ja, entsprechende Rücklagen zu bilden ist eine Sache, die man keineswegs vernachlässigen sollte. Das Problem ist halt, dass viele Menschen nicht den Zeitpunkt merken ab wann sie genug Rücklagen haben und dann ein Leben lang dem Verlust entgegen sparen.

Der Tipp hier mit der Abschreibung kann dabei helfen die echten Kosten seines Lebens zu erfassen und ein besseres Gefühl dafür zu kriegen, was man wirklich zum Leben braucht. Bzw. ein weiteres Hemmnis zu haben sich ständig unnötige Dinge zu holen und lieber etwas einzusparen ;)

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Eine sehr gute Idee die man berufliche selber nutzt. Ich wäre aber nicht auf die Idee gekommen, dass zu Hause zu tun. Danke dafür. Perfektes Instrument.

Genau. Ich habe sehr lange versucht mit "Budgets" irgendwie Ordnung in diese Art von Ausgaben zu kriegen. Gerade da die Zeitabstände aber entsprechend lang sind, wird das schnell zum Selbstbetrug. Irgendwann dachte ich mir, dass es beruflich genutzt wird und gut funktioniert und eigentlich keinen Grund gibt das nicht in der gleichen Form auch privat zu betreiben. Beschränkt man sich da auf größere Anschaffungen und macht den Rest ein wenig über GWG, ist der Aufwand auch sehr überschaubar. Man hat hier ja gott sei dank kein Finanzamt am Hintern und kann das so gestalten (auch von der Laufzeit) wie man es selbst für richtig hält ;)

Die Frau wollte ein neues Wohnzimmer. Habe diesen Prozess bereits integriert. Mit wenig Aufwand in Excel und einen passenden Dauerauftrag 😉
Bei weiteren Anschaffungen werde ich das weiter führen.

Das ich da selbst nicht drauf gekommen bin. 😅
Also noch mal danke für diese Klasse Idee.