Corona-Krise: Schwedens Weg hilft nicht der Wirtschaft

in #steempress4 years ago (edited)


Die ganze Krise rund um den neuen Corona-Virus dauert schon seit einigen Monaten und viele Länder weltweit, haben teils weniger, teils richtig harte Maßnahmen gegen die Pandemie durchgeführt.

Kritiker dieser Lockdowns haben häufig das Beispiel von Schweden bemüht. Schweden hat sich bewusst für einen Sonderweg entschieden. Soweit ich das ganze verstanden habe, wollte man in Schweden das öffentliche Leben und die Aktivitäten weniger einschränken, um schnell eine Durchseuchung zu erreichen und somit die Wirtschaft zu schonen.

Es gab zwar einige dezente Einschränkungen, aber vielfach hat Schweden auf freiwillige Maßnahmen gesetzt. Daher waren die Schulen, Restaurants und Cafés in Schweden nach wie vor offen.

Was ich ebenfalls so verstanden habe, war es auch, dass mit einer höheren Sterblichkeit kalkuliert wurde, dafür hat man gehofft, dass man schneller das ganze Geschehen hinter sich lässt und die Wirtschaft geschont wird.

Das Ergebnis der lockeren Maßnahmen


Die höhere Sterblichkeit ist wie prognostiziert eingetreten. So hat Schweden mit seinen 10,2 Millionen Einwohner 4.029 Tote.

Das Nachbarland Norwegen hat mit 5,4 Millionen Einwohner "nur" 235 und Finnland mit 5,5 Millionen Einwohnern 308 Tote.

Und ein Vergleich vom Balkan: Griechenland hat ebenfalls über 10 Millionen Einwohner (10,72), aber dafür 171 Tote durch das neue Corona-Virus. Das heißt: bei vergleichbarer Einwohnerzahl und einem deutlich besser finanzierten Gesundheitssystem, hat Schweden etwa mehr als 23x höhere Todeszahl zu verzeichnen.

Die niedrige Zahl bei den Griechen wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass die Griechen sehr früh und recht strikt einen Lockdown durchgeführt haben.

Aber die Wirtschaft...


Nun könnte man denken und so hat man es auch geplant: Der Wirtschaft werden die weniger strikten Maßnahmen zugutekommen. So wie es ausschaut nicht wirklich. Mit den Schäden, die die Wirtschaft betreffen, liegt Schweden im europäischen Durchschnitt.

Einer der Gründe ist die starke Exportabhängigkeit der schwedischen Wirtschaft.

Jetzt bitte nicht missverstehen, ich möchte nicht hinterher den Schlaumeier spielen, aber mich als Laien hat es immer gewundert, wie ein einzelnes Land hofft, mit einem Sonderweg die Schäden an der Wirtschaft zu vermeiden, wenn die großen Volkswirtschaften wie USA, China oder Indien runterfahren.

Die Weltwirtschaft ist schon seit längerer Zeit so globalisiert und vernetzt, dass auch die größeren Länder nicht schadlos an diese Krise vorbeikommen werden, auch wenn sie nicht so Exportabhängig wie Deutschland oder Schweden sind.

Psychologische Faktoren


Mich hat diese Trennung in Gesundheit der Bevölkerung und Wirtschaft in diversen Diskussionen und Talkshows schon immer gestört, weil sie künstlich ist und nicht wirklich viel mit der Realität zu tun hat.

Die Menschen sind ein Teil der Wirtschaft. Zum einen als Produzenten und zum anderen als Konsumenten. Wenn die Menschen wegen Krankheit ausfallen, dann können sie weder etwas produzieren noch konsumieren.

Zum anderen geht es auch um die psychologischen Faktoren. Wenn ich die Sorge habe, dass die Maßnahmen nicht ausreichend sind, dass der Staat die gesundheitlichen Folgen nicht ernst nimmt und ich die Sorge haben muss, mich in der Öffentlichkeit anzustecken oder dass es eine zweite Welle geben wird, dann halte ich mich mit meinem Verhalten und Ausgaben zurück.

Ich kaufe dann nur das, was auch wirklich notwendig ist und verschiebe nicht wirklich notwendige Ausgaben wie Friseur- oder Restaurant-Besuche und bestimmte Einkäufe auf einen späteren Zeitraum.

Genau so verhalten sich aber auch die Unternehmen in ähnlichen Situationen. Wenn es keine Zuversicht auf Besserung gibt oder die Lage unklar ist, dann werden zum Beispiel Investitionen ausgesetzt.

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Aus meinem Weblog via SteemPress veröffentlicht.