Aus dem Kapitel "dies und das" - Trauer

in #trauer3 months ago

Heute war ein trauriger Tag.
Wir mussten Abschied nehmen von einem Schulkameraden meines Mannes, der nach langer schwerer Krankheit verstorben ist. Er ist knapp 64 Jahre alt geworden.

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Etwas Farbe nach einem trüben Tag.
Foto: eigene Aufnahme

Ich kann akzeptieren, dass jeder Mensch einmal sterben muss, aber es ist nicht egal wann und wie.
Nicht nur das Leben ist ungerecht, auch das Sterben. Warum müssen gute Menschen, die geliebt und noch gebraucht werden, so früh aus dem Leben scheiden, warum müssen sie und ihre Familien so unendliches Leid ertragen.

Wir sind jetzt in einem Alter, da wir und die meisten unserer Freunde schon von den Eltern Abschied nehmen mussten – ja, ich muss zugeben, es tut immer noch weh, auch nach mehreren Jahrzehnten (als spätes Kind habe ich sie relativ früh verloren).
In den letzten Jahren standen wir jedoch immer öfter am Grab von Freunden, Bekannten, Kollegen, die in unserem Alter waren oder auch jünger. Das ist schockierend und gibt einem zu denken.

Wieviel ist noch übrig von unserem irdischen Leben?
Welches Schicksal ist für uns vorbestimmt?
Wie werden wir mit der Trauer umgehen, wenn wir unseren Partner verlieren?
Wie werden wohl unsere Kinder damit umgehen?
Was spendet Trost bei einem Trauerfall?

Solche und ähnliche Gedanken gingen mir heute durch den Kopf, als ich die trauernde Familie am Grab stehen sah.
Irgendwie fühlte ich mich total hilflos, die üblichen Floskeln sind mir zuwider, eine stumme, innige Umarmung sagt in solchen Situationen mehr als Tausend Worte.
Vor einiger Zeit las ich ein Schreiben mit dem Titel „Trauer”, geschrieben von einer ungarischen Psychologin, es hat mich so berührt, dass ich das ungarische Original übersetzt habe, um damit auch deutschsprachigen Betroffenen hoffentlich ein paar tröstende Gedanken übermitteln zu können.

Die Trauer geht nicht vorbei ...
Sie vergeht nicht, nur das Leben drumherum wächst.
Am Anfang ist da nur der Verlust.
Schmerzhaft und schonungslos
zerreißt er Körper und Seele.
Man wird schier verrückt,
geht fast zugrunde vor Kummer,
glaubt, es ginge nicht mehr weiter.
Nach solch einem Verlust fühlt man sich wie in einem luftleeren Raum, glaubt nicht weiterleben zu können.
Aber dann geht das Leben doch weiter, hartnäckig schreitet es voran, die Lebensuhr steht nicht still.
Und dann kommt eine Zeit, da schmerzt es nicht mehr unaufhörlich. Aber das wird uns erst später, im Rückblick bewusst.
Dann gibt es ab und zu kurze Verschnaufpausen im bis dahin unaufhaltsam geglaubten Strudel des Leidens, Minuten, kurze inselähnliche Momente, in denen wir uns anderer Dinge besinnen können.
Diese nehmen dann mehr und mehr zu, und auf einmal ertappen wir uns dabei, dass morgens der Übergang vom Schlaf- in den Wachzustand nicht mehr von der eiskalten Erkenntnis erschüttert wird, dass der geliebte Mensch nicht mehr da ist.
Dann, irgendwann können wir sogar lächeln, wenn wir an ihn denken:
„Hm, ich kann mich erinnern, wie witzig er/sie war, als ….!“
Die Erinnerungen verursachen keinen Schmerz mehr, man empfindet eher Dankbarkeit, ihn/sie gehabt zu haben.
Mit der Zeit gibt es immer wieder freudige Momente, neue Impulse, Wünsche und Pläne, wir finden unseren inneren Frieden und können loslassen …
Aber die Trauer bleibt, sie nimmt nicht ab, nur das Leben drumherum nimmt zu.
(Noémi Orvos-Tóth)

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