Jannes Fischer von vermietet.de hat einige spannende Stationen durchlaufen, bevor er vermietet.de gründete und damit direkt einen Erfolg verbuchen konnte. Wie er Hongkong erlebt hat, und zwar als Mitarbeiter für Rocket und inwiefern das Thema Work Life Balance für ihn relevant ist, erfahrt ihr in unserem Interview.
GF: Erzähl doch mal was zu deinem Background.
Jannes: Ich komme ursprünglich aus Hannover und habe an der WHU studiert, danach bin ich zu Private Equity. Nachfolgend führte mich der Weg allerdings relativ schnell zu Rocket Internet. Primär, weil Rocket zu der Zeit ein für mich interessantes Thema gestaltet hat, das war ZipJet, der Online Textilreiniger. Während des Studiums, im zweiten Semester, hatte ich eine Textilreinigung übernommen, komplett aufgebaut und dann wieder verkauft, und kannte mich daher als einer der wenigen, die Lust auf Startup hatten, auch mit dem Thema Textilreinigung aus.
Ich habe dann die Chance genutzt und ZipJet in Berlin mit aufgebaut. Einige Zeit später stand im Raum, dass Rocket jemanden brauchte, der in Hongkong foodpanda übernimmt. Ich war vorher noch nie in Asien und fand das daher sehr spannend. Ich bin dann entsprechend als Managing Director nach Asien gegangen. In Hongkong war ich bis September 2015. Ich habe extrem viel Erfahrung gesammelt, gelernt, wie man ein Unternehmen skaliert und aufbaut, und zwar kein kleines: insgesamt waren es mit Fahrer und Call-Center plus Management, fast 200 Leute in Hongkong. Ich wollte diese Erfahrung gern in Eigenregie einsetzen, aber eben in Berlin. Hongkong war super spannend und man kann in China extrem viel machen, allerdings habe ich mich dort nicht langfristig gesehen.
GF: Dann bist du zurück nach Deutschland?
Jannes: Genau. Zurück in Berlin wußte ich nicht wirklich, in welchem Bereich ich gründen wollte. Allerdings hatte ich eine Liste mit ca. 300 Ideen, die ich in Studienzeiten aufgeschrieben hatte. Diese Liste bin ich durchgegangen, die Ideen habe ich nach ihrer Relevanz sortiert, z.B. nach Martkgröße und anderen Kriterien. Während ich das gemacht habe, habe ich die Jungs von Cherry Ventures kennengelernt. Ich wußte aus meiner Zeit bei Private Equity, dass das in Vollzeit nicht unbedingt mein Ding war, also haben wir einen Deal ausgehandelt, sodass ich auch mein eigenes Projekt nicht aus den Augen verlieren würde. Ich hatte also weiterhin Gelegenheit, mir verschiedene Modelle anzuschauen und daraus entstand letztlich vermietet.de.
Die Idee erwuchs primär, weil meine Familie Immobilen hat und meine Großeltern mir die Verwaltung dafür übergeben hatten. Ich fand das auch immer spannend, allerdings fehlte mir stets die optimale Lösung dafür. Dann gab es einen Schlüsselmoment, das war im April 2016, auf einer bzw. nach einer Eigentümerversammlung. Es ging um eine kaputte Holztür, die bereits seit zwei Jahren kaputt war und man konnte sich einfach nicht einig werden, dann fehlte wieder einer bei der Versammlung und das Ganze zog sich endlos. Nachfolgend bekam ich Briefe von der Hausverwaltung, mit eingescannten Angeboten per Fax und ich dachte mir nur – das kann nicht sein, dass hier immer noch nichts digitalisiert ist – und so sind wir eingestiegen mit vermietet.de.
Wir haben losgelegt, die Marke aufgebaut, danach ist mein Co-Founder Dimitri eingestiegen, der vorher CTO bei Lendico war, später kam Georg noch hinzu, der vormals Auctionata gegründet hat. Jetzt machen wir das zusammen, ich bin CEO, Dimitri ist CTO und Georg CPO.
GF: Hast du in der ganzen Zeit Learnings rausgezogen? Besonders in der Zusammenarbeit mit Cherry Ventures?
Jannes: Ich glaube, man muss sich überlegen, warum man zu einem Venture Fund geht. Entweder geht man hin, um etwas zu lernen, so wie das bei mir war, weil man verstehen möchte, wie ein VC auf bestimmte Modelle guckt oder weil man wirklich Lust auf Venture Capital hat. Ich glaube, Letzteres ist immer ein bisschen schwierig, es gibt relativ wenig Leute, die von Anfang an nur Investor sein wollten. Es hilft schon, ein Unternehmen geführt zu haben, um zu verstehen, wie und wo man am besten investiert.
Man kann sich auf Medium oder TechCrunch die Sachen dazu durchlesen, aber es ist spannender, das in der Realität zu erleben. Was das Thema Stolpersteine angeht, ist es wichtig, dass man sich als Gründer vorher überlegt, ob man ein „VC backed-Modell“ machen möchte oder nicht.
Ein VC hat bestimmte Hypothesen und es gibt viele gute Geschäftsmodelle, die da einfach nicht reinpassen. Das ist auch gar kein Problem. Gerade heutzutage drängen ganz viele andere in die Startup-Szene. Du hast Family Office, du hast Corporates, auch viele Angels, solvente Angels. Oliver Samwer hat damals für Zalando auch wo anders Geld eingesammelt, da gab es noch gar keine VCs. Es ist toll, dass es diese VC-Infrastruktur gibt, es gibt aber auch Modelle, die nicht zu einem VC passen, weil sie mehr als fünf Jahre brauchen oder nicht so schnell skalieren oder weil sie eher profitabel sind als umsatzbringend etc. Ich glaube, als Unternehmer muss man sich das vor Augen führen, möchte man VC backed sein, muss man auch daran arbeiten, die richtigen Meilensteine zu erreichen, auch wenn es manchmal nicht ganz intuitiv scheint.
GF: Zurück zu Rocket, weil es immer wieder spannend ist, was waren die einprägsamsten Momente für dich?
Jannes: Was man in Hongkong merkt, einhergehend mit Rocket, ist dieser unerbittliche Fleiß. Die Atmosphäre, die wir hatten, dieser Wille zum Konsum, dieser Wille hart zu arbeiten, das war dort schon anders als in Deutschland. Auch hier ist man fleißig, aber dort herrscht noch dieses starke Bedürfnis aufzuholen. Der Kapitalismus ist da eben noch nicht so alt und das merkt man.
GF: Von deiner Liste, von den 300 Ideen, wie viele sind da entstanden, die andere gemacht haben?
Jannes: Total viele. 2009 habe ich mit der Liste begonnen, da stand auch die Idee hinter Helpling drauf. Ich hatte auch Petsdeli, gesunde Bio-Tiernahrung, auf der Liste. Von den 300 Sachen sind sicherlich 150 Unsinn und von den anderen 150 wurden bestimmt 50/60 Ideen umgesetzt.
GF: Gibt es noch Ideen, bei denen du Gründern sagen würdest, da könnte man sich umschauen?
Jannes: Ich muss persönlich sagen, in der Proptech-Industrie gibt es noch unzählige Ideen, auf die ich erst gekommen bin, nachdem wir jetzt ein Jahr drin arbeiten. Vor fünf oder sechs Jahren war es E-Commerce. Ich glaube, dass die gleiche Anzahl von guten Gelegenheiten, jetzt in der Digitalisierung von Services steckt, nur muss man da eben tiefer in die Branchen reinschauen. Die Immobilienbranche, Legaltech, die Anwaltsbranche, in den klassischen Dienstleistungen, da ist noch viel zu holen, nur fällt einem das nicht so in den Schoß, man muss sich eingehend mit dem Thema beschäftigen.
GF: Wie hältst du es mit dem Thema Work Life Balance?
Jannes: Das ist eine gute Frage. Work Life Balance gibt es als Gründer eigentlich nicht. Ich bin der Meinung, dass man lieber mal einen Tag frei macht und den Rest der Woche hart durcharbeitet. Was Rocket erfolgreich gemacht hat, war vor allem Fleiß und harte Arbeit. Jeder halbwegs smarte Entrepreneur ist in der Lage gute Coder einzustellen, alles lässt sich kopieren und nachahmen. Im Endeffekt geht es darum, möglichst schell in einen Markt reinzukommen, es geht um Ausführung und Geschwindigkeit. Für mich zählt harte Arbeit, ich habe allerdings Spaß daran, deswegen stört mich das nicht. Man muss wissen, was man will. Es ist hart eine Firma aufzubauen, aber man bekommt auch sehr viel zurück, so sehe ich das jedenfalls.
GF: Vielen Dank für das Gespräch!
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