Steuern und Lebenshaltungskosten in Bulgarien und Ungarn im Vergleich

in #ungarn2 years ago (edited)

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Im heutigen Blockartikel möchte ich mal auf das Thema Steuern und Finanzen/ Lebenshaltungskosten für 2 spezifische Länder eingehen. Diese wären Bulgarien und Ungarn. In Bulgarien habe ich selbst letztes Jahr 7 Monate verweilt und in Ungarn bin ich seit Dezember 2021.

Fangen wir an mit Bulgarien: Die größten Vorteile an Bulgarien sind sicherlich die Steuern. Mit gerade mal 10% Corporate Tax auf den Umsatz und 5% auf Dividenden, aka das was du dir aus der Firma (deinem Firmen-bank-konto) rausziehst auf dein Privates Bankkonto, um es ausgeben zu können.

Mindestgründungskapital für eine EOOD (normale Ltd) sind in Bulgarien 2 BGN = 1€. Die Gründungskosten belaufen sich alles in allem auf fast 600€ in meinem Fall, das hängt jedoch ganz davon ab welchen Anwalt man nimmt/findet. Es gibt Anwälte die deutlich weniger nehmen, doch die Kunst besteht darin jemanden zu finden der günstig ist und trotzdem einigermaßen Englisch spricht. Dazu am besten den Buchhalter/Steuerberater seines Vertrauens vor Ort konsultieren. Die english sprechenden Accountants vor Ort haben i.d.R. ein Netzwerk und können dich an Anwälte mit englisch-kenntnissen weiterleiten. Wie findet man einen Accountant mit gutem Englisch? Ich suche/ stelle eine Anfrage i.d.R. erst mal auf Facebook in der entsprechenden "Expats in deine Zielstadt" FB-Gruppe. Sicherlich ist selbiges auch auf diversen Telegram-Auswander-Gruppen möglich.

Sobald du einen Accountant gefunden hast und mit ihm/ihr einen Vertrag unterzeichnest zahlst du monatlich einen Betrag X (in meinem Fall 60€) für diese Leistung. Der Accountant ist notwendig, da er das Bindeglied zwischen dir als Unternehmer und dem jeweiligen Finanzamt ist, da du i.d.R. sehr wahrscheinlich nicht die Landessprache deines Ziellandes beherrschst.

Kommen wir nun zum Thema Banking. Empfehlen kann ich hier die FinTech-Bank iCard. Dort bekommst du ein Business Bank account (EUR und BGN) umsonst und Überweisungen von BGN zu BGN sind super günstig 0.80 BGN (0,40€)

Lebenshaltungskosten: In Plovdiv hab ich 500 BGN kalt für eine 2-Zimmer Whg 35-40m² gezahlt. Also umgerechnet 255 €. Dann kommen natürlich noch Nebenkosten hinzu da kommst du, wenn man das Jahresaverage nimmt vermutlich so auf 300 - 310 € pro Monat. Dann musst du als Einzelunternehmer noch monatlich Sozialversicherungen abdrücken, dass waren bei mir letztes Jahr 103€ im Monat.

Hier mal eine Beispielrechnung was ich pro Monat in Bulgarien gezahlt habe:

307 € Warmmiete + 60 € Accountant + 103 € Sozialversicherungen + 330 € Essen, Trinken, Lifestyle = 800 € pro Monat.

Kommen wir nun zu Ungarn. Im Vergleich zu Bulgarien ist Steuer und Abgaben-technisch Ungarn wesentlich komplexer und undurchsichtiger. Ich versuche trotzdem mein Bestes! Zu erst ein mal muss man Wissen welche Unternehmensform man als kleiner Einzelunternehmer gründen möchte. Es gibt hier zwei Möglichkeiten. KATA oder KFT. Unter KATA hast du den Vorteil, dass du monatlich eine fixe Steuer von nur 135 € zahlst. Nachteil ist jedoch du darfst nicht mehr wie 27000 € im Jahr machen und auch nicht mehr wie 8100 € pro Kunde, sonst zahlst du für alles was drüber ist 40% Steuern!!! Bedeuted schlussendlich, wenn du als Einzelunternehmer/ Solopreneur das Maximum aus KATA heraus holen willst, hast du idealerweise mindestens 4 Kunden und verdienst nicht mehr wie 8100€ im Jahr pro Kunde.

Genau das war halt die Downside warum ich mich für eine KFT entschieden habe (normale Ltd) Die Firmengründung der KFT hat mich 100000 HUF / 270€ gekostet, war also sehr günstig. Nachteil ist jedoch, du brauchst bei einer KFT Firmengündung 3000000HUF/ 8100€ Startkapital, die du auf eine ungarische Bank einzahlen musst! Plus, du darfst keine reine online Bank wie TransferWise als BusinessAccount nehmen, sondern musst eine lokale ungarische Bank nehmen!
Was man jedoch noch wissen sollte, wenn man ins ungarische System einwandern möchte. Man muss sich bei jeder einzelnen Behörde Antrag stellen. Ich war z.B. mehrere Male bei NEAK (Krankenkassenamt), mehrere Male bei KORMANYABLAK (Government Office) um mich fürs Client Gate zu qualifizieren und ich musste zuvor noch zur Immigration Office, wo ich (ganz wichtig) meine KV-Karte aus Deutschland vorzeigen musste. Auch wichtig, du darft bei Einwanderung nach Ungarn nicht mehr in Deutschland krankenversichert sein, weil du nur in einem Land lokal versichert sein darfst in der EU. Private KVs stehen hier natürlich außen vor, man kann sich immer privat versichern, wenn man das will und es sich leisten kann.

Nun schauen wir uns mal die Gesamtkosten an die ich fix pro Monat habe. Also für meine 40m² Einzimmerwohnung zahle ich hier 350€ kalt + 100€ Nebenkosten. Dann zahle ich meinen Accountant jeden Monat ungefähr 135€. Etwa je nach Umrechnungskurs (ich rechne momentan mit 1€=370HUF) zahle ich 55 € für Sozialversicherungen pro Monat. Dann haben wir noch etwa 125 € pro Monat an Wohnsteuer. Ja du hast richtig gelesen, man muss hier in Ungarn eine "Wohnsteuer" zahlen. Es ist so; in zB Bulgarien war es kein Problem meine Mietkosten als Business-Ausgaben zu deklarieren, weil, ist ja auch logisch, ich arbeite remote von meiner Wohnung aus für die ich Miete zahle, also sind Mietkosten im Normalfall eine Business Ausgabe. Nicht so in Ungarn unter KFT. Den Fall dass man Mietkosten als Business-Ausgabe gelten machen kann gibt es nicht. Da ich bei mir selbst angestellt bin und mir selbst jeden Monat ein Mindestlohn auszahle, ist das einzige was ich als Firma hier in Ungarn machen kann, meinen Angestellten (aka mich selbst) eine "Mietübernahme" als "Schenkung" zu deklarieren. Und für jede Schenkung die eine Firma an Mitarbeiter macht fallen 29% Steuern an. Doch das nicht genug, die Berechnungsgrundlage für die 29% sind 118% der Kaltmiete oder besser ausgedrückt Kaltmiete + 18% = Berechnungsgrundlage und da kommen dann noch mal die 29% drauf! Bedeutet letztendlich diese (meiner Meinung nach schwachsinnige) Regelung gibt dir als Solopreneur einen Anreiz möglichst wenig an Miete zu zahlen, weil du ja fürs wohnen noch mal schön Extra an den Staat abdrücken darft.

Aber rechnen wir jetzt mal alles zusammen. Monatliche Kosten für Essen, Trinken, Lifestyle hab ich mal mit 400€ angesetzt. Ich verbrauche zwar i.d.R. weniger, so 350-370€ pro Monat, aber würde ich wieder an Tanzkursen teilnehmen, würde das easy von den Ausgaben auf 400€ und mehr im Monat hoch gehen. Auch würde der Kurs Euro zu HUF sich ungünstiger entwickeln, würde das auch die Gesamtausgaben pro Monat negativ höher treiben. Deswegen sage ich vorab, dass sind hier nur Richtwerte!

450€ Warmmiete + 125€ Wohnsteuer + 135€ Accountant + 55€ Sozialversicherungen + 400€ Essen, Trinken, Lifestyle = 1165 € Fixkosten pro Monat

Abschließend noch ein paar Worte zu den Steuern am Jahresende. Also wenn du in Budapest wohnst zahlst du 11% Corporate Tax auf den Umsatz und wenn du nicht in Budapest wohnst sind es 9%. Ein kleiner Vorteil bzgl. Umsatz ist noch: Jede Steuer und Abgabe die du im Laufe des Jahres zahlst (z.B. die blöde Wohnsteuer) werden als Business-Ausgabe gesehen und schmälern sozusagen deinen Umsatz. Wenn du dir dann Dividenden aus deiner Firma auf dein Privatkonto auscashen willst, zahlst du nochmal 15% Steuer auf Dividenden.

![](file:///C:/Users/ronny/Downloads/pexels-cottonbro-3943723.jpg)Ich hoffe ich konnte dir einen kleinen Einblick geben in die verschiedenen Steuersysteme dieser 2 begehrten Auswanderungsländer. Wenn du noch Fragen hast, gerne in die Kommentare damit.