Aus Hoher Produktivität folgt Wohlstand für Alle. Nicht in der Zukunft.

in #wirtschaft7 years ago (edited)

Jedem Deutschen wird von Kindesbeinen eingetrichtert, das wir unseren Wohlstand unserer hohen Produktivität zu verdanken haben und das Deutsche Produkte gegenüber ausländischer Konkurrenz einfach qualitativ besser sind. Alleine das garantiert unseren Hohen Lebensstandard.

Bisher hatten alle meine Beiträge vornehmlich mit wirtschaftlichen Themen zu tun. Diesmal jedoch wird auch der Informatiker in mir zu seinem recht kommen.Es geht um die Veränderungen welche uns allen in den nächsten Jahren in der Arbeitswelt durch die IT Branche bevorstehen werden.

Wie ich in meinem Beitrag "Warum der Euro scheitern muss..." geschrieben habe, waren es vor allem wir Deutsche die vom Euro und von der Globalisierung bevorteilt waren. Doch die Zeiten ändern sich. Wir stehen vor einer erneuten Industriellen Revolution und diese wird es vermutlich weit weniger gut mit uns meinen wie all die vorigen.

Industry 4.0
Quelle: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz

Mit jeder dieser Industriellen Revolutionen hat sich die Arbeitswelt radikal gewandelt. Alte Arbeitsplätze vielen weg und neue wurden geschaffen. Die Gesellschaft wandelte sich von einer Agrarkultur zu einer Industriekultur. Städte und Ballungszentren gewannen an Bedeutung. Der Anteil derer, welcher in der Landwirtschaft arbeitet ging stetig zurück.

Doch was unterscheidet diese 4 industrielle Revolution von all ihren Vorgängern. Bisher ging mit jeder Industriellen Revolution langfristig ein Zuwachs an Wohlstand einher. Klar gab es auch früher schon immer wieder Spannungen, wenn ganze Berufsgruppen plötzlich ersetzt wurden. Doch war es nie so, dass der Mensch ganz überflüssig wurde.

Die Zukunft heißt Vernetzung, Internet of Things, Big Data, Maschinen welche sich selber überwachen und steuern. Roboter, welche zunehmend intelligenter werden. Viel künstliche Intelligenz. Abläufe in der Verwaltung die bisher als zu aufwendig galten sie zu Automatisieren, können nun von intelligenten Bots übernommen werden.

Je nachdem welcher Studie man glaubt, so werden in den nächsten 20-25 Jahren 40% bis 60% aller Beschäftigten überflüssig. Weltweit wohlgemerkt. Nun gibt es Politiker die uns einreden wollen, auch zukünftig würde es Ersatz für diese Arbeitsplätze geben. Doch es gibt auch genügend Gründe dieses anzuzweifeln.

Wer selber mal gerne nachschauen möchte wie sicher sein Job in Zukunft noch ist, kann dies auf der folgenden Seite der Süddeutschen tun:

Wie wahrscheinlich ist es, dass ich durch einen Computer ersetzt werde?

Einfach eigenen Job eingeben und suchen. Ob Facharbeiter, Buchhalter, Bänker, Bäcker, Friseur, Einzelhandelskaufmann. Alle dieses Berufe werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wegfallen. Waren bisher meist nur die rein körperlichen Tätigkeiten betroffen, so kommen nun immer mehr geistige Tätigkeiten hinzu.

Es wird auf dem Arbeitsmarkt zu einer kuriosen Situation kommen. Die Experten die gebraucht würden, sind nicht zu finden. Dafür wird es jede Menge Menschen geben die im Prinzip nicht mehr vermittelbar sein werden. Die Vorstellung man müsse die Leute nur weiterbilden ist eine Illusion, man macht aus einem Bäker oder einer Friseuse keinen IT-Speziallisten. Die Folge wird sein, das man sich die Leute dort sucht wo man sie findet und das ist derzeit hauptsächlich Indien und China.

Aber ein weiterer Faktor wurde sträflich vergessen. Menschen die keine Arbeit mehr haben konsumieren auch weniger. Wir kombinieren also eine höhere Produktivität, zu welcher immer weniger Menschen notwendig sind mit einer zudem sinkenden Nachfrage. Extrem wenige Menschen werden noch von dieser Entwicklung profitieren können. Diejenigen welche sich jetzt schon am oberen Ende der Nahrungskette befinden werden noch reicher. Der noch vorhandene Mittelstand hingegen wird aussterben.

Die Lösung welche nun viele Vorschlagen lautet bedingungsloses Grundeinkommen. Vor einigen Jahren von den meisten sogenannten Experten noch als utopische Spinnerei einer sozialistischen Traumwelt abgetan, so springen mittlerweile mehr und mehr auf diesen Zug auf. Nicht weil es eine gute Lösung ist, sondern weil man sich nicht mehr anders zu helfen weiß.

Doch wollen wir das wirklich? Wie können wir rechtfertigen, dass immer weniger Menschen immer mehr arbeiten müssen. Dafür aber die große Masse keine Chance mehr bekommt am Arbeitsleben teilzunehmen. Welche sozialen Spannungen kommen da auf uns zu, wenn ein Teil der Menschheit plötzlich entbehrlich wird?

Es gibt ein paar Optimisten die sagen, wenn der Mensch nicht mehr durch die Bürde der täglichen Arbeit eingeengt wird, dann werden sich ganz neue kreative Möglichkeiten ergeben, welche die Menschheit in ihrer Gesamtheit weiterbringen wird. Solche Menschen jedoch haben in der Gegenwart wohl wenig Kontakt zu Arbeitslosen gehabt. Für die meisten Menschen ist es wichtig gebraucht zu werden, von der eigenen Familie oder innerhalb der Gesellschaft.

Einige sagen auch, man müsse die Arbeit zukünftig einfach besser verteilen. Von einer reduzierten Lebensarbeitszeit auf wenige Jahre wird gesprochen. Mehr Bildung für alle, damit jeder die noch verbleibenden Berufe ausüben kann. Aber auch hier bezweifel ich, dass das möglich ist. Außerdem sollen neue Berufe, welche wir uns heute noch gar nicht vorstellen können, ganz neue Impulse für ein weiteres Wachstum liefern. Ob es diese jedoch tatsächlich geben wird bleibt abzuwarten.

Auch wenn es vielleicht radikal klingt, so denke ich doch wir müssen uns im eigenen Interesse von diesem Produktivität-Wahnsinn verabschieden. Wir leben nicht auf einem Planeten mit unendlichen Ressourcen. Eine auf ständiges Wachstum ausgerichtete Gesellschaft hat uns dahin gebracht wo wir heute sind. Aber wie soll es von hier aus weitergehen.

Dieser Beitrag soll zum eigenen Nachdenken anregen. Auch ich habe auf viele Fragen keine Antwort, doch finde ich es wichtig dass jeder schon heute anfängt sich seine eigenen Gedanken zu machen.

Ergänzende Quellen:
Arbeitsmarkt der Zukunft - Die Jobfresser kommen
Welche Jobs und Berufe künftig überflüssig werden

Upvote Resteem Follow

banner by @son-of-satire

Sort:  

This post received a 1.8% upvote from @randowhale thanks to @mbit! For more information, click here!