PSIQUR: Der Schnee Ist Grün | Chapter 6: Neugier will gestillt sein [Teil 2]

in #writing6 years ago (edited)

PSIQUR: Der Schnee ist grün



Chapter 6: Neugier will gestillt sein

Teil 2


Joe, der mittlerweile weiter in die Mitte des Raumes gegangen ist und von dort auf den sich umschauenden Lakis blickt beginnt er zu reden.

» Das ist unser Reich, wunder dich nicht über die ganzen Dinge die hier stehen. Wir benötigen den ganzen Kram für unsere Arbeit. Nun zu dem Wir… Ich bin nicht alleine nach Deutschland gekommen, jemand den ich bereits mein ganzes Leben kenne hat mich begleitet. Er ist wie ich beim Militär gewesen, als Wissenschaftler. Du wirst nun sehr bald sehen, was genau wir dort gemacht haben. «

Er stockt und blickt auf den keine Antwort von sich gebenden Lakis, der immer noch regungslos da steht und sich die im Raum befindlichen Gegenstände anschaut. Eine Art Kupferschale von der etliche Kabel abgehen, ein weiteres menschliches, diesmal aber komplettes Skelett, an den Wänden hängen mehrere Pläne und auch im Raum sind vereinzelt Tafeln aufgestellt.

» Komm mit Lakis, komm. «, ertönt es von Joe, der es sich gerade auf einem Stuhl an einem der wenigen freien Tische bequem macht.

Lakis geht durch den Raum in Richtung Joe vorbei an einer Glasvitrine, in der merkwürdige Dinge liegen, etwa ein seltsamer faustgroßer Ball mit einem kleinen roten Punkt und einige ,Computer-Chips' die allerdings keinen Lakis bekannten Bauteilen ähneln. Auch seine neue Errungenschaft, das Practical-Eye erblickt er in der Vitrine auf einem kleinen schwarzen Kissen liegend.

Er setzt sich zu Joe an den Tisch und beginnt zu reden:
» Was ist das hier Joe? Hier sieht's ja aus. «

Ein mulmiges Gefühl hat sich in Lakis seit dem Betreten des Raumes bemerkbar gemacht. Die Szenerie gruselt Lakis etwas, was auch Joe bemerkt zu haben scheint, da dieser antwortet:

» Ja wie gesagt, sieht skurril aus, ist es vielleicht auch, aber anders könnten wir unsere Arbeit nicht vollbringen. « Sein Handy vibriert und er pausiert einen Moment um die Nachricht zu lesen und tippt etwas in sein Smartphone ein, dann fährt er fort. » Ehm, vielleicht lernst du meinem Kumpanen später sogar kennen, er hat grade geschrieben er kommt nachher wahrscheinlich mal her. Und du Lakis, sei nicht besorgt wegen der Einrichtung. Die Totenköpfe beispielsweise dienen als Anschauungsobjekte um die Position verschiedener im Kopf befindlicher Systeme auf den Punkt genau zu bestimmen. Wofür wir dies brauchen will ich dir nun zeigen. «

Joe kramt ein großes, gerolltes Papier von einer Kommode, die neben dem Tisch an dem die Beiden sitzen steht. Er rollt das sich als Plan herausstellende Papierstück aus und faltet es mit seiner rechten Hand glatt.

» Dies Lakis ist eine Darstellung des menschlichen Gehirns und die rote Markierung dort in der Mitte. «, beginnt Joe zu erklären und zeigt in die Mitte des Planes. Lakis blickt auf den Plan, die Skizze eines Menschen Kopfes, der aber durchsichtig war und dessen gesamtes Gehirn detailgetreu abgebildet war. In der Mitte war das rot markierte Etwas, dass aussah wie eine Erbse auf das Joe mit seinem Zeigefinger deutet. Lakis wollte gerade fragen um was es sich dabei handelt, als Joe auch schon fortfährt.

» Das ist die Zirbeldrüse, ein Wunderwerk im menschlichen Körper. Sie ist zum Beispiel zum Entstehen von Rauscheffekten verantwortlich, sie sorgt dafür, dass verschiedene Substanzen ihre Wirkung entfalten können. Zudem ist sie Konzentrationspunkt des PSI wie Forschungen bereits vor über fünf Jahren erwiesen haben. Steuert man dieses Organ gezielt an und stimuliert es auf richtigem Wege, so kann bei ausreichender Grundgenetik eine wahre Entfaltung des PSI im Menschen ausgelöst werden, nachdem dieses vollständig im Bewusstsein verankert ist. «

Der bislang interessiert zuhörende Lakis unterbricht Joe nun und äußert sich in aufgeregtem Tonfall:
» Und wie testet ihr das? Was genau testet ihr? Du hast ja davon geredet mein PSI zu testen? Und wie genau setzt man diese Fähigkeiten dann frei? Wie funktioniert das? «

Der erheitert lachende Joe, der sich sichtlich über Lakis Faszination erfreut lässt sich einige Sekunden Zeit bevor er wiederum beginnt seine Fragen zu beantworten.

» Also langsam mein Freund. Wir testen beziehungsweise messen das vorhandene Grundpotential zur Entwicklung des PSI. Nicht jeder Mensch hat die genetischen Voraussetzungen und kann sich diese Kraft überhaupt zu Nutze machen. Wie genau wir das testen ist etwas komplizierter. Das Problem ist Folgendes; Das PSI ist theoretisch nur in deinem Unterbewusstsein existent. Bewusst wahrnehmen kann man es in der Regel nur unter Zunahme verschiedener Substanzen, die das PSI wiederum dauerhaft aus deinem Unterbewusstsein in dein Bewusstsein schaffen können. Mit entsprechender Behandlung ist es dort dann irgendwann vollständig manifestiert. «

Lakis blickt Joe fragwürdig an, es scheint als hätte er nicht wirklich verstanden was er da gerade erzählt bekam, was seine Frage bestätigt.
» Ich versteh nicht so ganz Joe. Das PSI wird durch Substanzen freigesetzt? Aber nicht bei jedem funktioniert dieses Hervorholen aus dem Unterbewusstsein oder wie? Und mit welchen Substanzen? «
» Also gut Lakis, ich versuche es dir genauer zu erklären. «, beginnt Joe seine Antwort » Wir benötigen psychedelische Substanzen mit einer starken halluzinogenen Wirkung, sodass eine starke Zirbeldrüsenaktivität vorhanden ist. Die Substanz, die diese Eigenschaften besitzt, nennt sich Lysergsäurediethylamid oder kurz LSD. Eine grenzwertig starke Dosis bringt das PSI nach bisherigen Untersuchungen am besten zum Vorschein. Und ja, nicht bei jedem tritt dieser Effekt ein, dass das PSI präsent wird und der Benutzer es gar kontrollieren kann. Das PSI kontrollieren zu können setzt voraus, dass man es manifestiert hat und das wiederum bedarf ein starkes Auftreten des Phänomens. Die PSI Aktivität kann per Computerscan gemessen und dokumentiert werden. Klar soweit? «

Lakis nickt, nicht wirklich wissend ob er vollständig verstanden hat was Joe ihm soeben gelehrt hat. Er ist verwirrt und begeistert zugleich und wartet gespannt ab, was nun noch kommen wird. Joe aber macht keine Anstalten seine Erzählung fort zu führen und so beginnt Lakis ihn erneut mit Fragen zu löchern.
» Und wie willst du mich testen? Was macht ihr sonst noch? Forscht ihr nur an diesem PSI? «

Joe wartet einen Moment und scheint zu überlegen was er antworten soll, dann bewegen sich seine Lippen.
» Wie der Test funktioniert werde ich dir noch erzählen, das wäre jetzt zu früh. Ansonsten beschränken wir uns nicht nur auf das PSI, nein. Wir beschäftigen uns allgemein mit der Frage wie ich den Menschen optimieren kann. Es gibt Bio-Schnittstellen, die uns ermöglichen Technik mit dem menschlichen Funktionsgerüst zu verbinden. Das menschliche Gehirn kann mit Informationen gespeist werden, über elektrische Impulse oder über Festplatten. Beispielsweise ThinkControl, was ich gestern erwähnt hatte, ist die ursprüngliche Bedienungsmethode des PEs. Es bedeutet nicht Gedankensteuerung sondern ist wörtlich in Steuerung per Gedanken zu übersetzen und bezeichnet nun mal die Bedienung der Gerätschaft mit deinem puren Denken. Für diesen Prozess muss eine Art Repeater in das Gehirn eingepflanzt werden, der dann die Verbindung zu externen Gerätschaften ermöglicht. Mit externen Gerätschaften meine ich dann eben beispielsweise das PE oder aber Speicherchips, die man implementieren kann um externe Informationen zu beziehen oder aber Informationen auszulagern. Wir können menschliche Prozesse steuern und diese zu unseren Zwecken Ausnutzen, die Ausschüttung von Adrenalin, die Funktion zu vergessen, das Gefühl des Schmerzes, all diese Dinge können wir steuern oder auch steuerbar machen. Also du siehst, nun bist du quasi Teil eines Science-Fiction Films. «

Er lacht laut und beendet damit seine kleine Ausschweifung. Lakis sitzt weiterhin mit geöffnetem Mund und weit aufgerissen Augen dort und blickt auf den auf dem Tisch ausgebreiteten Plan, ohne diesen wirklich zu betrachten.
In seinen Gedanken überlegt er wie das sein kann, wie es sein kann, dass er Joe glaubt was dieser ihm vor wenigen Sekunden erzählt hat. Und merkwürdigerweise ist es in der Tat so, dass Lakis keines der Worte von Joe in Frage stellt. Allem Anschein nach waren ihm das Practical-Eye und der Ausflug in sein Reich , wie Joe es nannte, Beweis genug.
Joe steht ohne ein Wort zu sagen auf und verschwindet hinter zwei großen schwarz lackierten Regalen. Es ist zu hören wie er eine Tür öffnet und anschließend wieder schließt. Dann kommt er zurück an den Tisch zu Lakis, eine Hand hinter dem Rücken versteckt.

» Soo Lakis, das PE kennst du bereits. Nun zeige ich dir etwas, dass zwar auch sehr nützlich sein kann, für mich aber einfach ein absolut geniales Spielzeug darstellt. «

Er holt die Hand hinter seinem Rücken hervor und hält Lakis einen kleinen schwarzen Ball, wie er ihn bereits in der Vitrine gesehen hat, vor seine Nase. In der Mitte befindet sich ein roter, ein drückbarer Punkt und wie auch bei dem Anderen befinden sich überall in dem Ball Schlitze. Lakis grinst, als ihm in den Sinn kommt, dass dieser Gegenstand einem Pokeball, wie er ihn aus Spielen seiner Jugend kennt ähnelt. Joe fährt fort.
» Dies ist eine Kolibri Drohne. Probiere aus wie sie funktioniert, hier. «

Er reicht Lakis den Ball, der ihn vorsichtig entgegen nimmt und erst einmal genauer betrachtet. Er hält denn Ball in seiner Hand und betätigt den kleinen roten Knopf. Er zuckt zusammen.

Der Ball bewegt sich und entfaltet sich binnen drei Sekunden zu einer Art Metallvogel. » Woah krass! «, entfährt es Lakis, der nahezu fassungslos auf den drei Handrücken breiten metallischen Gegenstand schaut.

» Das Interactive der PE kann ihn steuern. «, erklärt Joe, woraufhin Lakis einen Moment braucht um zu begreifen was er meint. Dann aktiviert er den interaktiven Modus seiner Linse und blickt auf den Vogel.
, Control drone'

leuchtet es auf woraufhin Lakis die Funktion auswählt. Und tatsächlich, die ausgeklappten Flügelteile der Drohne beginnen sich zu bewegen, sie werden sofort blitzschnell und der Vogel hebt von Lakis Hand ab. Dieser blickt total begeistert auf den nun kontrollierbaren Freund aus Metall, der einige Zentimeter über seiner Handfläche in der Luft zu schweben scheint. Joe kommentiert.

» Er heißt Kolibri, weil er ihm nachempfunden ist. Gebaut ist das gute Stück aus Titan. Er kann in der Luft stehen wie ein Kolibri, die Flügel schlagen bis zu hundert Mal pro Sekunde. Er fliegt mit deinen Blick, das heißt du musst hinschauen und fixieren, wo er hinfliegen soll. Die Informationen werden automatisch übertragen. Er kann auch Dinge verfolgen oder eine Position halten, dazu musst du die Dinge beziehungsweise die Position ähnlich wie beim Zoomen fixieren. Probiere es doch einfach mal aus. «

Lakis, der immer noch auf den schwebenden Titanvogel blickt, fokussiert nun das andere Ende des Tisches an dem die beiden sitzen. » Alter geil, wie geil «, ertönt es von ihm als der Kolibri, die Höhe beibehaltend an die fokussierte Stelle fliegt und an dieser wieder in der Luft stehen bleibt. » Faszinierend Joe, das ist wirklich genial, das ist noch besser als das PE. «, trägt Lakis seine Begeisterung weiter nach außen. Ein breites Lächeln hat sich auf seinem Gesicht breit gemacht, seit er gesehen hat wie der kleine Vogel aus seiner Hand abgehoben ist und will nun nicht mehr verschwinden.
Er lässt den kleinen Vogel mit seinem PE durch den Raum fliegen, bis er schließlich zurück zu dem Tisch kommt, wo er wenige Zentimeter vor Lakis Gesicht über dem Tisch schwebt.

» Joe ich muss gestehen ich bin schwer beeindruckt. Ich hätte mir das am Anfang niemals vorstellen können, das ist der Hammer. «

Joe blickt zufrieden drein und antwortet mit einem Grinsen im Gesicht:

» Na du bist doch immer noch am Anfang mein Lieber. «, lacht Joe, dann fährt er fort » Gleich kommt jemand, der dich auch noch einmal überraschen wird. Da bin ich mir ganz sicher, wenn man ihn kennen lernt vergisst man ihn sein Leben nicht mehr. Er ist nicht böse oder so, nur außergewöhnlich, aber das wirst du ja in Kürze sehen. « Wieder lacht er und fasst sich anschließend mit der Hand ins Gesicht.

» Dann lass ich mich mal überraschen. Ist ja nicht mal das erste Mal. «, antwortet Lakis, der auch ein Lachen von sich gibt und anschließend sein Smartphone aus der Tasche holt um auf die Uhr zu schauen. Er entsperrt es und schaut auf den Bildschirm. , Es ist schon zehn Uhr?' geht es ihm durch den Kopf während er sein Handy wieder zurück steckt. Der Vogel hat sich nicht weiter bewegt, für Lakis offensichtlich nicht ersichtlich warum dies so ist fragt er nach.

» Joe, als ich das Smartphone angeschaut habe, wieso ist er nicht in mein Gesicht geflogen? « Er zeigt auf den Vogel.
» Es ist so, dass der Vogel durch das PE deine Position übermittelt bekommt und so entscheidet ob ein Befehl legitim oder fehlerhaft ist. Er würde beispielsweise auch nicht gegen dich oder andere Gegenstände, Hauswände oder Ähnlichem fliegen. Er hat ähnlich wie Fledermäuse Ultraschallsensoren, die ihn davor warnen und ihn ab steuern lassen. Auch bis zu achtzig Kilometern pro Stunde schnellen Objekten und Projektilen kann er ausweichen, sodass keine Kollision zustande kommt. Ist schon ein intelligenter kleiner Vogel und er kann noch mehr. «

Joe unterbricht seinen Vortrag einen kurzen Moment und nutzt diesen um sich eine Zigarette anzuzünden. Auch Lakis bietet er eine Zigarette an, der diese dankend nimmt. Er zieht an der Zigarette, pustet den Rauch aus und setzt wieder zu Wort an.

» Die kleinen Augen sind mit Kameras versehen und auch an den Flügeln des Zwitschermanns befindet sich je eine kleine Kamera, die trotz ihrer Größe hochauflösende Bilder gewähren. Du kannst die Sicht des Vogels entweder Filmen oder aber durch das PE quasi ,durch seine Augen schauen'. Du musst allerdings die Kamera des PE aktiveren, damit dies funktioniert. «

Verwundert blickt Lakis auf das Meisterwerk der Technik. In seinem rechten Auge fokussiert er den grauen, leuchtenden Punkt, der kurzdrauf seine Farbe in Rot ändert. Nun erscheint ein neues Symbol in seinem Sichtfeld. Es hat die Form eines Kolibris und entpuppt sich nach kurzem Fokussieren als der erwähnte Sichtwechsel. Anders als bei der Karte sieht Lakis nun die Ansicht, die die Kamera gewährt, in hundertprozentiger Deckkraft, sodass er das linke Auge schließen muss um eines der Bilder korrekt in seinem Kopf erfassen zu können.

Und tatsächlich, Lakis blickt durch das Auge des Vogels auf ihn selbst und Joe. Er sieht seine Bewegungen in Echtzeit, als würde er durch eine andere Person der Runde beiwohnen. In seinem Sichtfeld sind nun nur noch zwei Symbole sichtbar. Ein Auge, dass wohl für die Rückkehr ins gewohnte Bild sorgt und ein Flügel. Es stellt sich heraus, dass das Icon ermöglicht die Sicht durch die an den Unterseiten der Flügel angebrachten Kameras.

Gerade als Lakis die Perspektive durch den Vogel durch fixieren des Augen-Symbols verlässt und sein linkes Auge wieder öffnet, machen sich Schritte in dem Gang der zu dem Raum in dem sich die beiden befinden führt bemerkbar.

» Naa da scheint er ja zu sein. «, meint Joe, der seine Kippe in einen Aschenbecher drückt, den er anschließend in die Mitte des Tisches stellt. Sekunden später wird die Tür mit einem schnellen Huck aufgerissen:

» Joe, da bin ich, wie versprochen... Oh Hallo «, stockt der Mann, der gerade den Raum betreten hat und etwas hektisch wirkt.


Inhaltsverzeichnis - PSIQUR:


Chapter 1: Der Abend des Frühlings

Chapter 2: Josua Godlig

Chapter 3: Die Begegnung

Chapter 4: Joe Gibson

Chapter 5: Philosophiestunde

Chapter 6: Neugier will gestillt sein

Teil 1


In regelmäßgen Abständen werden die weiteren Chapters folgen! Bis das gesamte Werk auf diese Weiße via Steemit veröffentlicht ist.

@x888