Abwechslungsreiche Wochen in Lobo, Batangas

in #deutschlast month

Hallo zusammen,
wenn etwas zu lange zu gut läuft, stellt sich nur die Frage, wo der nächste Tiefschlag kommt.
Wieder einmal hat sich das Gesetz bewahrheitet, dass man nach einer Investition mindestens einen Einbruch im Geschäft erlebt.
Nachdem meine Freundin ihren Salon etwas verschönert hatte und sich endlich mit dem Gedanken anfreunden konnte, einen Mitarbeiter zu suchen, kam der Tiefschlag aus unerwarteter Richtung.
Damit meine ich nicht, dass in der darauffolgenden Woche die Kundinnen ausblieben, das ist wohl eine Gesetzmäßigkeit, zumindest kenne ich das so.
Der Tiefschlag für meine Freundin kam in Form einer 30%igen Mieterhöhung. Vor einem halben Jahr hatten wir schon eine Mietzinserhöhung von 12%, jetzt wieder 30%, insgesamt also 50% in 16 Monaten.

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Die Vermieterin hat wohl gesehen, dass der Laden besser aussieht, also hat sie sich wohl gedacht, dass wir auch mehr Miete zahlen können. Ich habe das fast erwartet. Zum einen, weil die letzte Mieterhöhung im Zusammenhang mit der Vermietung der anderen Haushälfte an die Familie meiner Freundin stand. Zum anderen, weil diese Miete im Vergleich zu den gestiegenen Haus- und Grundstückspreisen hier immer noch günstig ist. Allerdings ist unsere Miete jetzt die teuerste hier in der Straße.

Gleichzeitig wurde @Reccandra mitgeteilt, dass die andere Haushälfte, in der ihre Familie wohnt, in Zukunft genauso viel kosten wird. Das ist eine Mieterhöhung von 50% nach 8 Monaten. Das finde ich jetzt auch unverschämt, zumal diese Wohnung in einem schlechteren Zustand ist.
Viel schlimmer und damit ein Tiefschlag für mich war die Entscheidung der Vermieterin, dass wir ab sofort den Hinterhof nicht mehr benutzen dürfen.
Das hat nichts mehr mit einer wirtschaftlichen Entscheidung zu tun, das geht nur noch in Richtung persönliche Rache.

Der eine oder andere wird sich erinnern. Ich habe den Hinterhof von Müll und Unkraut befreit und ein paar Blumen gesät. Als Reccandras Familie hier einzog, wurde ich diesen Hinterhof los, weil ihre Mutter meinte, das sei ab sofort ihre Spielwiese für ein bisschen Gartenbau. Nach einem kurzen Intermezzo aus verletztem Ego war ich damit zufrieden, schließlich wollte ich ursprünglich nur nicht auf eine Müllhalde blicken, wenn ich morgens die Augen öffne.

Das Ganze hat natürlich eine Vorgeschichte.
Die Besitzerin ist eine alte, einsame Frau, schwer zuckerkrank und dadurch immobil, dazu kommt eine beginnende Demenz. Ihre Familie besucht sie zwar jede Woche, aber es wird schon Gründe geben, warum niemand bei oder mit ihr lebt. Ihre Tochter lebt in Malaysia, deren Sohn, ihr einziger Enkel, ist nach der Schule weggezogen, statt hier aufs College zu gehen, und ihr Mann lebt lieber allein auf der anderen Seite des Flusses.
Sie war Lehrerin und diese Wohnungen sind ihre Altersvorsorge. Sie hat ihren Befehlston gegenüber den anderen Mietern aus ihrer Lehrerkarriere beibehalten, die jetzt ausschließlich aus alleinstehenden Frauen mit und ohne Kinder bestehen. Die lassen sich auch widerspruchslos herumkommandieren und zu Arbeiten heranziehen.
Mit uns hat sie das (noch) nicht versucht, aber mit der Verwandtschaft seit dem Einzug. Es ging im Laufe der Wochen einfach zu weit, sie tat so, als wäre Reccandras Mutter ihre Angestellte, bis Reccandra das unterbunden hat. Und das ist eben jetzt die Retourkutsche.

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Wie auch immer, da wir die Mieterhöhung da nicht akzeptiert haben, sollte die Verwandtschaft innerhalb von 24 Stunden aus der Wohnung ausziehen. Zum Glück sind das die Philippinen, hier gibt es keinen Mangel an Mietwohnungen und Häusern, hier gibt es keinen Mieterschutz, keine Vertragssicherheit, keine Bonitätsprüfung. Reccandra hat ein Haus für ihre Familie gefunden, 50 Meter Luftlinie entfernt, etwas billiger als die ursprüngliche Miete hier und genauso groß, sogar freistehend. Als Nachteil könnte man sehen, dass das Obergeschoss aus Holz ist, dass es keine verglasten Fenster gibt, sondern nur diese Schiebe- und Lamellenfenster, und dass das Bad wirklich "nativ" ist. Aber mittlerweile weiß ich, dass das Klima in solchen Häusern sogar besser ist als in Betonbauten, die man auch immer lüften muss, und die Verwandten sehen, glaube ich, gar nicht den Unterschied. Innerhalb eines Tages war der Umzug inklusive aller Bananenstauden und anderer Pflanzen erledigt, der Alltag geht weiter.

Das war mein Tiefschlag. Eigentlich wollte ich ein bisschen reisen und diese Wohnung als Basis behalten. Das wäre auch mit dem Salon und einer Mitarbeiterin möglich gewesen, aber mit einer unberechenbaren Vermieterin geht das wirklich nicht. Man stelle sich vor, man ist am anderen Ende der Welt und erfährt, dass unsere Sachen auf der Straße stehen, weil die Vermieterin beschlossen hat, an jemand anderen zu vermieten.

Ich brauch einen neuen Plan.

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Vielen Dank fürs Lesen.
Ich hoffe, es war unterhaltsam.

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Tut mir leid für euch das es so gekommen ist.
Mit einem hilfreichen Rat kann ich auch nicht dienen ☹️
Vielleicht findet ihr noch eine bessere Basis für eure Unternehmungen.
Lasst euch nicht unterkriegen.
LG.

Ach, schlimm ist das nicht. Es ist sogar gut, dass man ab und an wachgerüttelt wird. Man weiß soviel mit dem Kopf, hängt aber trotzdem in alten Vorstellungen fest. Ich habe zwei Dinge wieder gelernt. Etwas Neues finden dauert nur Stunden oder Tage, andererseits ist man als Mieter eben rechtlos. Wusste ich zwar im Kopf, der Bauch denkt aber immer noch, er lebt unter deutscher Obrigkeit.

Diese "Denke" wird man wohl auch nicht mehr los.😁😉
Bin aber auch sicher das es manchmal gut ist diese Strukturen noch im Kopf zu haben.
Lasst es Euch auf alle Fälle gut gehen.
LG.