19 Jahre Südostasien - Admiräle und Schwarzgebrannter (Teil 9) 🌴

in #deutsch7 years ago (edited)

Sok Sabai liebe steemit Community, lehnt euch zurück und genießt den 9. Teil von "19 Jahre Südostasien", die Geschichte meiner Auswanderung.

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Ich habe mich mit meiner, einige Monate zuvor kennengelernten Partnerin auf der thailändischen Insel "Chang" niedergelassen und dort mit ihr ein Restaurant eröffnet. Dass dieses noch nicht ganz fertig gebaut war, hat offenbar niemanden gestört, denn die Gäste kamen trotzdem.

Nun stand die erste Hauptsaison vor der Tür und ich wollte den Laden auf jeden Fall bis dahin zu Ende bauen lassen. Den Thais war es egal, ob sie ihr Essen auf einer Baustelle bestellten, aber bei den westlichen Touristen war ich mir da nicht so sicher. Da kam es gerade recht, dass unser Bekannter und einige Mitglieder seiner Familie endlich mit der Fertigstellung des Restaurants begannen.

Was diese Jungs machten, sah schon bei Weitem besser aus, als wie das, was der Baumeister und seine Leute zustande gebracht hatten. Besonders unser Bekannter war ein richtger Spezialist, was Holzarbeiten anging und dazu arbeiteten sie auch noch schnell. Hätte ich von Anfang an mit diesen Leuten gebaut, hätte ich Geld gespart und mit Sicherheit wäre auch schon alles fertig gewesen. Hinterher ist man eben immer schlauer.

Kurz vor Saisonbeginn war es dann so weit, das Restaurant war fertig. Sie hatten den Betonboden gegossen, die Küchen- und Badezimmerwände verputzt und gefliest, für den Gästebereich lange Holzbänke und Tische gezimmert und sich viel Mühe mit dekorativen Details gegeben. Nun konnte sie kommen die Touristen, aber bevor diese kamen, passierte noch etwas anderes, was ich als Deutscher damals ungewöhnlich fand und darum hier nicht unerwähnt lassen möchte.

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Sky Bay Pub, die erste gemauerte Disco der Insel, die einige Jahre nach meiner Ankunft gebaut wurde. Heute nur noch ein verlassenes Gebäude in der Landschaft.

Es war an einem Vormittag, Gäste waren keine im Restaurant, ich saß allein an meinem Stammplatz und lass ein Buch. Plötzlich hielt ein großer Geländewagen vor dem Laden und vier Männer stiegen aus. Drei davon trugen die typischen Uniformen thailändischer Beamter, aber einer davon war gekleidet wir ein Flottenadmiral. Er trug eine blendend weiße Uniform, eine dazu große Tellermütze und hatte die Brust vollgehangen mit Orden und Abzeichen. Donnerwetter dachte ich, jetzt kommt schon die Marine zu uns zum Essen, aber dem war nicht so.

Mich beachteten sie gar nicht, sondern gingen gleich auf meine Partnerin zu, die sie durch die große Durchreiche in der Küche sehen konnten. Erst sprachen sie noch ganz normal miteinander und tauschten die in Asien üblichen Höflichkeiten aus, aber dann wurde das Gespräch hitziger. Ich verstand ja kein Wort, aber bekam auch so mit, dass meine Partnerin zu dem Admiralstypen ziemlich pampig wurde.

Nach kurzer Diskussion holte einer der anderen drei Beamten einen Formularblock aus der Aktentasche und begann zu schreiben. Dann unterschrieb meine Partnerin und ich wurde aufgefordert einen Betrag von 120 Thai Baht (etwa 3 Euro) zu bezahlen. Als die Herren wieder abgerückt waren, erfuhr ich, dass wir nun auch eine Lizenz hatten, um unser Restaurant zu betreiben. Weiterhin erzählte sie mir, dass der in Weiß uniformierte, eine extra Gebühr haben wollte, weil ein Ausländer im Spiel war, aber sie hat ihm das wieder ausgeredet.

Damit waren wir nun ein legitimer Geschäftsbetrieb, was zum Glück nicht hieß, das wir jemals irgendwelche Steuern zahlen mussten. Ich hatte ja schon ein Mal erwähnt, dass auf der Elefanteninsel die Dinge ein wenig lockerer gehandhabt wurden, als wie auf dem Festland. Damals gab es für die ganze Insel auch nur eine Handvoll Polizisten, in einer kleinen Station, irgendwo in der Pampa.

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Die lockeren Verhältnisse auf Koh Chang, ermöglichten es den Leuten, weitestgehend so zu leben, wie es ihnen gefiel und sich auch mit Aktivitäten ihren Lebensunterhalt zu verdienen, die man nicht unbedingt als legal bezeichnen kann. Eine davon, war die Schwarzbrennerei. Überall auf der Insel hatten sich in der nähe von Obstplantagen, Schwarzbrenner angesiedelt, die mit einfachsten Mitteln, aus Fallobst ihren Fusel brannten.

Da sich ja direkt hinter unserem Grundstück eine Cashewnuss Plantage befand, war es nicht verwunderlich, das sich auch daneben, ein wenig im Dickicht versteckt, die Hütte einer Schwarzbrennerin befand. Die fleischigen, saftigen Früchte, an denen die Nüsse wachsen, waren offenbar ideal zur Schnapsherstellung. Die meisten Insulaner tranken dieses Zeug, wovo die Ersten schon ganz früh morgens kamen, um sich ihre Ration abzuholen und das täglich.

Unsere regionale Schwarzbrennerin war eine ältere ständig betrunkene Dame, die den Fusel aus einem zerbeulten Alukessel in eine kleine Schnapsflasche füllte, die ihr als Maß diente, und ihn dann in eine durchsichtige Plastiktüte goss, die mit einem Gummi verschlossen wurde. Eine Tüte kostete 25 Thai Baht (etwa 0,64 Euro). Von Erblindungen hatte ich nichts gehört, also habe ich das Dschungeldestillat irgendwann auch probiert und fand das man den Geschmack ein wenig mit dem von Grappa vergleichen konnte.

Langsam kamen die Touristen auf die Insel. Es regnete nun schon seit ein paar Wochen nicht mehr, stattdessen gab es jeden Tag strahlenden Sonnenschein und es wurde ziemlich windig. Die Pick-up Taxis, die täglich ein paar Mal an unserem Restaurant vorbeifuhren, waren nun voll beladen mit westlichen Rucksacktouristen. Das war neben den Insulanern also unsere Zielgruppe, ein bunt gemischter Haufen aus aller Herren Länder.

Wie sich die Insel mit haufenweise schrägen Leuten gefüllt hat und was wir mit denen alles erlebt haben, erfahrt ihr im nächsten Teil von "19 Jahre Südostasien". Mir kam es vor wie in einem Film.

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Wie alles begann

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Spannender Bericht. Weiter so.

Spannend, ich freue mich schon auf die Fortsetzung
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Danke dir swisssteembeat, die Fortsetzung ist in Arbeit :-)

upvoted :) ich folge dir auch um nix zu verpassen :D

so, ich hab mir jetzt auch alle anderen teile durchgelesen und bin seeeehr gespannt auf eine fortsetzung :D :D

Super danke dir vielmals. Es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefällt :)

Voll spannend. Gefällt mir sehr gut.
Resteemed :-)

Danke lichtblick :-)

ja ja die beamten! immer das aufgeblasene ego nach aussen tragend, um zu zeigen wer der cheff ist. was hier anderst ist, sobald man laut oder wütend wird, ist hier nichts mehr zu feilschen. immer schön höflich vielleicht etwas mitleid erregend. mit brauner zunge ereicht man in nepal am meisten bei den "big officers"

Das ist hier normalerweise genauso, aber meine damalige Partnerin, die nun meine getrennt von mir lebende Frau ist, war schon immer etwas anders. :-D