Mein Alltag #1 Das Leben als Triebfahrzeugführer/ Eisenbahnfahrzeugführer

in #deutsch6 years ago (edited)

2018-01-27 09.04.00.jpg

Foto selbst gemacht am Hauptbahnhof Freudenstadt

Der Alltag ist gut verplant

Vor etwas mehr als einem Jahr entschied ich mich dazu den recht schweren Weg als Triebfahrzeugführer einzuschlagen.

Nach gut 5 Monaten, die von der Bewerbung bis zum Einstellungsvertrag zum Quereinstieg vergingen, war es endlich soweit. Die Freude und auch die Nervosität war groß, als ich das erste mal den Unterrichtsraum betrat. Zusammen mit 9 anderen "Neulingen" war ich in einem relativ kleinen Raum untergebracht, indem mir die nächsten 4 Wochen eine schier unglaubliche Menge an Wissen eingetrichtert wurde. In insgesamt 2 großen DIN A4 und 2 kleineren DIN A5 Ordnern war alles zusammengefasst, was ich für meine erste Prüfung brauchte:

Den europäischen Triebfahrzeugführerschein

Dieser beinhaltet Themen wie die Geschichte der Eisenbahn seit dem Jahr 1835, die Unfall-Verhütungs-Vorschriften, die Sprache der Signale und viele weitere regeln, die solch ein Beruf mit sich bringt.


Von nichts kommt nichts!

Fortan verbrachte ich meine Tage so, dass ich bis zu 8 Stunden in der Ausbildung verbrachte. Doch das war nicht genug! Zuhause angekommen stand das Abendbrot mit meiner Familie auf dem Programm und eine Stunde Zeit, die ich gerne meinem Sohn widmete. Aber mehr war leider nicht möglich.

Danach standen __täglich 1-2 Stunden intensives Beschäftigen des am Tag so mühsam erlernten auf dem Programm. Selbst am Wochenende, vor allem vor großen Prüfungen, musste dass sein!


Das lernen hört nie auf...

Als nächstes stand ich vor der Situation einen weiteren Beruf zu erlernen:

Die des Straßenbahnfahrers.

Als Erläuterung möchte ich dazu sagen, dass ich nach dem Karlsruher Modell fahre (Verlinkung zu wikipedia vorhanden).

Dies ist, kurz gesagt, eine fahrgastfreundliche Möglichkeit ohne Umstieg auch in die Innenstadt zu gelangen.

Auch das meisterte ich recht suverän und war somit bereit den letzten Schritt zu gehen:


Die Ausbildung zum Triebfahrzeugführer

Diese läuft in der Regel zu 60% praktisch und 40% theoretisch ab. Bestimmend hierfür sind die sogenannten Richtlinien 408 (ein Teil des Betriebsregelwerkes) und 301 (das Signalbuch). Diese bestimmen sozusagen den Hauptteil des späteren Berufes. Es gibt noch gefühlt 1000 andere Regelwerke, auf die ich aber aus Platzmangel hier nicht eingehen werde! Ich möchte ja schließlich ein paar meiner Leser behalten...

Auch dieser Teil der Ausbildung ist sehr zeitintensiv und ohne Selbststudium zuhause kaum zu bewerkstelligen.

Man lernt neben den allgemeinen Regelungen die vom Eisenbahnbundesamt (vergleichbar mit dem Straßenverkehrsamt) heruasgegeben werden auch seine späteren Fahrzeuge und Strecken kennen, die man befährt. Auch hier gibt es etliche Richtlinien, die es einzuhalten gilt.

Man bekommt für alle Module sogenannte Zusatzbescheinigungen. Diese sind aber nicht ewig "haltbar", sondern verfallen in den meisten Fällen nach 12 Monaten ohne deren Ausübung. Dazu zählen unter anderem die Streckenkunde (alle Strecken, die man regelmäßig innerhalb eines Dienstes befährt), Kenntnisse über die verschiedenen Fahrzeugtypen und auch Sonderkenntnisse, wie zum Beispiel Fahrt in einer "Steilstrecke".


railway-station-1363771_1280.jpg

Bildquelle pixabay.com

Unterm Strich ein lohnendes Vorhaben

Der Beruf als Triebfahrzeugführer ist und bleibt auch noch für eine ganze Weile lukrativ. Aktuell gibt es "nur" ca. 15.000 Lokführer in ganz Deutschland. Gemessen an der Einwohnerzahl also keine 0,2% aller in Deutschland lebender Bürger!

Der Verdienst ist immer subjektiv zu betrachten, weil es für den einen immer mehr sein könnte. Ein anderer jedoch, zu denen ich mich zähle, sieht es als absolut ausreichend an. Grade auch, weil es über dem Durchschnitsverdienst Deutschlands steht.


loco-178092_1280.jpg

Bildquelle pixabay.com

Fazit - Angestaubtes Image, gut renoviertes Innenleben

Dies ist nun explizit mein eigenes Empfinden!

Das letzte Jahr hat mir eines gezeigt:
Das Leben als Triebfahrzeugführer ist abwechslungsreich, anstrengend und mein absoluter Traum!

Das Arbeiten in 3-Schicht, die negativen Seiten der Fahrgäste und die ständige Angst vor Unfällen fahren zwar immer mit und sind sicherlich sehr anstrengend, jedoch weiß man, dass man selbst einen sehr wertvollen Beitrag zum Alltag anderer Menschen am Ende des Tages geleistet hat.

Somit kann ich selbst und ohne Einschränkung jedem diesen Weg empfehlen, wenn er sich selbst in meinem Beitrag wiederfinden kann.


Somit danke ich fürs Lesen und wünsche eine angenehme Woche!

Wie immer freue ich mich über Kommentare und konstruktive Kritik.

Euer Fangadir

Sort:  

toller Beitrag!! Weiterhin gute Fahrt und viel Erfolg!!!

Danke :) Ich versuche mein bestes!

Vielen dank für diese Arbeit! Ohne jemanden wie dich würde ich nicht jeden Morgen zur arbeit kommen können!

Ich bin mir grade nicht ganz sicher, ob du das ernst meinst... (nicht böse gemeint)

Ich meine das ernst.
Ich darf keinen Führerschein machen wegen einer Sehschwäche und bin wahrhaftig auf Öffentlichen Nahverkehr angewiesen.

Das war WIRKLICH ernst gemeint ^^

Dann freut mich das natürlich. Die meisten meiner Kollegen gehen immer ihr bestes 😊

Interessanter Einblick in den Weg zum Triebfahrzeugführer.
Schön das du so dein Traumjob gefunden hast!

Danke danke :) Habe grade mein ganzes Herzblut in den Text gesteckt ^^ Schöner Tag dir noch!

Ein schöner Beitrag. Weiter so!
Upvote + Resteem
Viele Grüße vom @deutsch-boost Team!

Vielen Dank euch :) Das freut mich!

Sehr schöner Beitrag über einen Beruf, über den ich viel zu wenig weiß. Und dabei wohne ich in Sichtweite einer Bahnstrecke.

Vielleicht magst Du ja mal einen Beitrag dazu verfassen, was die ganzen Signale und Zeichen bedeuten, die wir aus den Fenstern der Züge an uns vorbeirauschen sehen.

Das kann ich gerne mal machen. Ich kann aber nicht versprechen, dass das in den nächsten Tagen passiert.

Zumal die Thematik doch eine etwas größere Angelegenheit ist :D

Toller Beitrag, für mich als leidenschaftlicher Bahnfahrer sehr interessant :D Wo arbeitest du denn, direkt bei der DB oder bei einer anderen Firma?

Ich arbeite nicht bei der Deutschen Bahn. Ich bin bei einem anderen Eisenbahn-Verkehrs-Unternehmen.
herzliche Grüße

Du schreibst, Du bist bei einem kleineren Verkehrsunternehmen. Aber ausgebildet werden Du und Deine Kollegen immer noch bei der Deutschen Bahn, oder?
Könnte sein, daß Du dabei einem Bekannten von mir begegnet bist - der ist nämlich hauptberuflich Ausbilder von "Nicht-Zugführern" (kleiner Wortwitz, er erklärt den Unterschied so ähnlich).

Hallo. Nein, meine Ausbildung fand bei meinem EVU statt. Die haben auch die Lizenz dazu.

Es werden sogar Deutsche Bahn Mitarbeiter bei uns ausgebildet ;)