Teil 3: Raus aus der Sucht und den Depressionen, zurück ins Leben

in #deutsch2 years ago

Hier der letzte Teil dieser Reihe: „Raus aus der Sucht und den Depressionen zurück ins Leben“

Als ich im Mai 2021 nach Thailand geflogen bin, gab es noch die 14 tägige Zimmer-Quarantäne im Hotel, mittlerweile wurden die Einreisebestimmungen gelockert und für geimpfte gibt es das „Test and Go“ Programm und ungeimpfte müssen „nur“ noch 5 Tag im Quarantäne Hotel verbringen.

Die Quarantäne hat ganz schön an meinen Nerven gezehrt, vermutlich lag das noch an den Depressionen und daran, dass ich immer noch leichte Entzugssymptome hatte.
Ein- und durchschlafen war immer noch eine Qual.

Man sollte meinen, dass meine Stimmung so langsame ins Positive überging, immerhin hatten wir alles überstanden und das Wiedersehen war zum Greifen nah. Die beiden Wochen im Hotelzimmer eingesperrt zu sein, hatte meine Depressionen aber wieder richtig aufleben lassen. Meine Stimmung wurde erst besser, nachdem der 11. Tag überstanden war.

Dann war es geschafft, nach einer schlaflosen Nacht, durfte ich am 15. Tag ich raus in die Freiheit. Die Quarantäne habe ich in Bangkok abgesessen und hier hatten Unthika (meine Freundin) und ich, uns dann auch getroffen.

Das Wiedersehen ging mir, in den vorherigen Tagen und vor allem in den Nächten mit wenig Schaf, einige Mal durch meinen Kopf. Ich hatte mir dieses sehr emotional vorgestellt, gerade nachdem was alles vorgefallen war und es Zeiten gegeben hatte, an denen wir uns dieses Moment nicht mal hätten träumen können. Aber ehrlich gesagt waren die ersten Stunden sehr merkwürdig, klar emotional und schön, aber ich glaube die meisten stellen sich diesen Moment anders vor.

Am frühen Vormittag hatten wir und getroffen und am Nachmittag sind wir bereits weiter nach Koh Samui geflogen, dort wo alles begonnen hatte.

Unser Plan: Erstmal ein wenig entspannen und uns gegenseitig kurieren, anschließend um den deutsch-Kurs kümmern, um dann nach 3 Monaten zusammen nach Deutschland zu fliegen.

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Auch wenn alles perfekt gelaufen wäre, war das eine sehr optimistische Zeitplanung, im Nachhinein ist mir das auch klar, aber mit Depressionen im Kopf lässt sich schlecht nachdenken und planen.

Am ersten Abend auf Koh Samui, hatten wir beide wieder seelisch zu uns und zueinander gefunden. Erst hier, nach einigen Stunden, war das Wiedersehen so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Von hieran haben wir die gemeinsame Zeit dann so richtig genossen.

2021 war es extrem ruhig auf der Insel, denn wer verbringt 2 Wochen eingesperrt im Hotelzimmer, wenn man vielleicht nur 2-3 Wochen Urlaub hat und noch dazu, wenn die Quarantäne-Hotels soviel kosten, wie der eigentliche Urlaub. Strände die normal proppenvoll waren, hatten wir für uns alleine. Manch einer mag sich das langweilig vorstellen, aber für uns war es wie im Paradies.

Ich hatte meine Depressionen recht schnell im Griff, diese hatten sich bei mir ja nur über einen kurzen Zeitraum. Anders bei Unthika, bei Ihr hatten sich die Depressionen über viele, Jahre hinweg angestaut und Ihre Eltern und Geschwister haben diese mit Telefonaten oder Nachrichten auch immer wieder aufleben lassen.

Im Großen und Ganzen waren wir beide aber wieder richtig glücklich.

Die Zahlen der Corona Neuinfektionen gingen in Deutschland runter, in Thailand ging es zu dieser Zeit aber erst richtig los. Thailand hatte bis Anfang 2021 unter 5000 Fälle seit Ausbruch der Pandemie, jetzt gab es monatlich 1000-3000 Neuinfektionen. Während so geringe Zahlen in Deutschland kaum vorstellbar waren, war das für Thailand eine Katastrophe. Thailänder hatten regelrecht Panik vor dem Virus. Man hat auf Koh Samui kaum noch Thailänder gesehen, alle blieben zu Hause. Aufgrund dessen kam es wieder zum Lockdown, reisen innerhalb von Thailand was kaum noch möglich war, wir saßen auf Koh Samui fest.

Ich konnte mit meinem Tourist-Visa nur maximal 90 Tage in Thailand bleiben. Dass wir in dieser Zeit den Deutsch-Kurs und das Hochzeits-Visa für Unthika beantragen konnten, was im Vorfeld schon sehr knapp geworden wäre, wurde jetzt zur Unmöglichkeit.

Was jetzt? Alleine zurück fliegen war ausgeschlossen, dann wäre es dort weitergegangen, wo es aufgehört hatte. Eine Option war in Thailand zu heiraten. Wir wollten ja heiraten und so hätte ich auch eine Aufenthaltsgenehmigung bekomme. Mein Vater, dem ich vor meinem Abflug vorsorglich schon eine General-Vollmacht über mich erteilt hatte, konnte alle Unterlagen für mich fertigmachen. Unthika hätte aber zurück zu Ihrem Heimatort gemusst, um dort die Unterlagen anfertigen zu lassen. Das Ihre Eltern das für Sie machen, war ausgeschlossen, diese hätten dafür keinen Finger krumm gemacht. Wir konnten nicht zu Ihrem Heimatort reisen, online und telefonisch war es ebenfalls nicht möglich.

Also habe ich versucht Arbeit zu finden, so könnte ich ein NON-B-Visa (Buissnes-Visa) kommen. Die Depressionen hatten uns wieder voll im Griff, es hätte auch noch andere Möglichkeiten gegeben, wie ein VIP-Visa (für viel Geld), ein Studenten-Visa und zu dieser Zeit ganz neu, dass Covid-Visa (wovon ich dann auch einige Male Gebrauch gemacht hatte). Ich habe Stunden damit verbracht, mich nach Lösungen für eine Aufenthaltsgenehmigung zu informieren, aber denken wurde aufgrund der Depressionen schon wieder sehr schwierig.

Koh Samui war wie ausgestorben, selbst für Thailänder war es sehr schwierig Arbeit zu finden. Die Chancen waren verschwindend gering, trotzdem habe ich verbissen nach Arbeit gesucht. Um als Ausländer ein NON-B-Visa und eine Work-Permit zu bekommen, muss man mindestens 43000Baht (ca. 1200€) verdienen. Um das ins Verhältnis zu bringen, dass Einkommen eines durchschnittlichen Thailänders liegt bei 10000-15000Baht und in der Corona-Zeit eher bei 8000-12000Baht.
Auch wenn die Chancen gegen Null gingen, hatte ich mich nicht davor abschrecken lassen, habe Bewerbungen ohne Ende geschickt und bin in nahezu jedes Hotel auf der Insel, um dort nach einem Job zu fragen.

Nach einigen Wochen kam ein Anruf und das noch von einer deutschen Firma „Ich würde Sie gerne in meinem Unternehmen anstellen, es gibt nur ein Problem, meine Firma ist in Phuket“. Zu dieser Zeit wurden die Reisebeschränkungen in Thailand schon gelockert, aber ausgerechnet in Phuket konnte man nur doppelt geimpft einreisen. Bevor ich in Deutschland losgeflogen bin, konnte ich noch keine Impfung erhalten. Also haben wir die Krankenhäuser auf Koh Samui abgeklappert, doch dort konnten sich nur Ausländer impfen lassen, die eine Work-Permit hatten. Ich hab mich telefonisch und per Mail an die Gesundheitsämter, die deutsche Botschaft und die Krankenhäuser gewendet und versucht irgendwie an die beiden Impfungen zu kommen. Ohne Work-Permit keine Impfung, ohne Impfung keine Einreise nach Phuket und somit keine Work-Permit. Alle thailändischen Behörden haben versucht zu helfen, wenn auch ohne Erfolg.

Der Chef aus Phuket hat mir zum Glück 2 Monate Zeit gegeben um nach Phuket zu kommen, Mitte September brauchte er aber unbedingt einen neuen Mitarbeiter. Aus Deutschland hätte er auch jemanden gehabt, der doppelt geimpft einreisen hätte können. Der Mann hatte aber ein gutes Herz, hat sich meine Geschichte angehört und an mir festgehalten.

Ein Touristen-Visa ist für 60 Tage, welches man um 30 weitere Tage verlängern kann, trotzdem hätte ich Mitte Juli ausreisen müssen. Wir sind zur Immigration gefahren, haben dort alles geschildert und hatten gefragt, ob ich mein Visa nochmal verlängern konnte. Ich wusste hier noch nicht, dass es mittlerweile das Covid-Visa gab, mit dem Covid-Visa durfte man 60 weitere Tage in Thailand bleiben. Ich hätte also hätten gar nicht unsere ganze Geschichte auf der Immigration erzählen müssen, aber die nette Dame hat sich alles brav angehört.

Damit durfte ich bis Mitte September in Thailand bleiben. Wir hatten gehofft, dass sich die Einreisebeschränkungen bis dahin lockern und auch ungeimpfte in Phuket einreisen konnten, doch leider blieben die Einreisebeschränkungen aufrecht.

Mittlerweile war Anfang September. Wir hatten schon so viel geschafft, es konnte jetzt doch nicht an der Impfung scheitern. Also sind wir nochmal die Krankenhäuser abgefahren und haben versucht eine Impfung zu bekommen. In Thailand lässt sich vieles mit Geld regeln, an eine Impfung sind wir aber leider nicht gekommen.

Es gab nur wenige Ausnahmen, um ungeimpft in Phuket einreisen zu können. Eine davon war:
Ein internationales Flugticket, mit welchen man innerhalb der nächsten 24 Stunden aus Thailand raus fliegt. Also Tickets gebucht und von Koh Samui nach Phuket gefahren. Vor Phuket war ein Checkpoint, an welchem das Militär alle Einreisenden kontrolliert hat. Wir hatten schon ein sehr mulmiges Gefühl im Magen, so viele schwer bewaffnete Soldaten hatte ich noch nie zuvor gesehen, aber es hat geklappt, wir waren in Phuket.

Gleich am nächsten Morgen habe ich mich bei der Firma vorgestellt, alles verlief super und ich habe den Job bekommen. 3 Tage später konnte ich bereits anfangen.

Das Glück war wieder auf unserer Seite.

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Bis ich das richtige Visa und die Work Permit hatte, sind noch einige Monate vergangen. Diese Zeit konnte ich noch mit einigen Covid-Visa überbrückt.

Ein Tourist-Visa, bzw. Covid-Visa kann man nicht einfach zu einem NON-B-Visa umschreiben, hierfür musste im März 2022 für eine Woche nach Kambodscha reisen, um dort bei der thailändischen Botschaft mein NON-B-Visa zu beantragen. Zwischenzeitlich konnte ich mich in Phuket impfen lassen, so das die Einreise in Kambodscha ohne Probleme möglich war, bei der Wiedereinreise in Thailand musste ich nur eine Nacht im Quarantäne Hotel verbringen.

Das war meine Geschichte der letzten Jahre, vom Absturz bis zur Rückkehr ins Leben.
Ich hoffe diese Reihe gibt Menschen Kraft, die gerade in einer schwierigen Phase Ihres Lebens sind, gebt nicht auf und haltet fest an Eurem Glück. Macht nicht den selben Fehler wie ich und versucht Eure Probleme und Sorgen zu betäuben, bei mir ging das gerade nochmal gut, aber es hätte auch gewaltig schiefgehen können.

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Sehr starke Geschichte. Danke, dass du sie mit uns geteilt hast!

Danke. Das niederschreiben und reflektieren hat mir nochmal beim verarbeiten geholfen und vielleicht gibt es dem einen oder anderen Kraft, der/die gerade auch eine schwierige Zeit durchmacht.

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