Dominika Teil 6 - Unvergesslich! (11/16)

in #deutsch5 years ago

Um etwas Ruhe in die aufgeheizte Situation zu bringen und die Wogen ein wenig zu glätten, ziehen wir uns die nächsten Tage entweder auf‘s Boot zurück, kümmern uns um Selene oder gehen irgendwo ohne Guide wandern. Martin beschäftigt sich mal wieder mit einer defekten Nähmaschine, einem Schlagbohrhammer und diversen Handys, die gewässert wurden. Mich zieht es jedoch eher raus in die Berge, noch einige Male bin ich an den Cabrits unterwegs oder ich genieße die Ruhe am Picard River. Formelles müssen wir auch unbedingt erledigen, denn unsere Visas sind abgelaufen. Drei Monate darf man maximal auf Dominika als Tourist bleiben, danach muss man bei der Einwanderungsbehörde in Roseau das Visum verlängern. Blöd nur, dass wir zweimal fahren müssen, denn die Stempel bekommt man nur bei persönlichem Erscheinen. Martin konnte also nur sein Visum verlängern, ich musste dann am folgenden Tag selbst auf der Behörde erscheinen. Aber mal wieder einen Tag in der Hauptstadt zu verbringen ist ja auch ganz nett, hier kennt uns niemand und wir wurden weit weniger um Geld gebeten, als vorher. Besonders das Betteln ist in Portsmouth in den letzten Wochen ein sehr sichtbares Problem geworden. Am Strand tauchten immer häufiger junge Leute auf, die selbst die Locals hier bisher nicht kannten. Zum Teil wurden wir sehr dreist und aufdringlich in Gespräche verwickelt, die immer in der Bitte bzw. Aufforderung nach Geld endeten. Hunger wird oft als Grund angegeben, tatsächlich geht es aber mehrheitlich um die Beschaffung von harten Drogen. Meist kam dann, bevor so eine Situation eskaliert, einer der PAYS-Jungs zu Hilfe und regelte die Angelegenheit für uns. Leider haben wir nicht immer Glück, eines Nachmittags gerät ein junger Kerl mit Martin so heftig aneinander, dass dieser eine gute Stunde auf- und ab läuft und wüste Beschimpfungen über den Strand brüllt. Ob nur wir oder PAYS oder die ganze Welt seinen Zorn auf sich gezogen haben, konnte ich nicht verstehen.

Wir dosieren unsere Besuche bei PAYS, bei Kish, Jardi oder Christophs nun etwas ausgewogener, versuchen niemanden zu bevorteilen oder zu vernachlässigen. Die Unruhe legt sich, wir haben das Gefühl wieder überall gern gesehene Gäste zu sein, die Stimmung ist wie vorher. Sundowner am Strand, BBQ bei Kish, Palavern bei PAYS. Wir verlieren über niemanden ein schlechtes Wort, denn dazu haben wir absolut keinen Grund. Reden die Locals schlecht übereinander, halten wir uns raus. Alles scheint wieder wie vorher zu sein nur mit Clement gibt es zunehmend Probleme, die uns dazu zwingen, den geliehenen und noch immer nicht bezahlten Außenbordmotor wieder einzuziehen. Auch das läuft ohne Problem und Clement fährt fortan mit der großen von Martin reparieren 15 PS Maschine zum Fischen raus. Bei uns kommt er so gut wie gar nicht mehr vorbei

Mitten in die scheinbar wieder hergestellten Idylle schreckt uns ein Vorfall dann doch erneut auf, man hat versucht in unser Boot einzubrechen. Am Abend zuvor waren wir auf der Piano eingeladen und sind natürlich erst bei Dunkelheit zurück. Zwischen unseren beiden Booten liegen keine 100 m. Schon der Versuch das Schloss vom Steckschott aufzuschließen läßt mich etwas ratlos zurück, so schwer ging das ja noch nie. Scheinbar hat sich irgendetwas verklemmt. Über dem Schott befinden sich unsere drei Anzeigen zur Wassertiefe, Windrichtung und Geschwindigkeit. Nur die Windex ist dauerhaft an, da sie zudem die momentane Ladespannung der Batterien anzeigt. Seltsamerweise war diese aber verstellt. Vier Tage zuvor hatte uns jemand in der Nacht ein Brett ins Cockpitt gelegt, ca 60 cm lang, fingerdick und mit einigen rostigen Nägeln gespickt. Wir haben uns keinen Reim darauf machen können, es erst mal aufgehoben und so im Cockpit verstaut, dass wir uns nicht daran verletzen. Dieses Brett, natürlich mit den Nägeln nach oben, lag in der Nacht auf der Cockpitbank. Wenn wir bei Dunkelheit zurückkommen brennt normalerweise kein Licht auf dem Boot, aber wir kennen uns ja soweit aus, dass wir wissen wo wir hintreten – unter anderem genau da, wo dieses Brett nun lag. Wir schließen also das Boot auf, packen die beiden Steckschots beiseite und bringen die Puzzleteile nicht zusammen. Erst am nächsten Morgen fallen mir die Holzsplitter auf und ich sehe die Beschädigungen am Schott. Eindeutig Spuren eines Stemmeisens oder eines großen Schraubenziehers. An mehreren Stellen wurde das Werkzeug angesetzt aber Gott sei Dank ohne Erfolg. Mir reicht es jetzt, das ist wirklich zu viel. Keine Ahnung, ob hier jemand ein persönliches Problem mit uns hat, oder ob hier tatsächlich jemand versucht hat das Boot zu stehlen. Ich will dass das publik wird. An Deck und im Cockpit lagen einige Dinge, die man schnell zu Geld machen könnte, einen reinen Diebstahlversuch schließen wir aus.

Martin fährt mit dem Nagelbett und dem ramponierten Schott zu PAYS. Wir hängen ja noch immer an einer ihrer kostenpflichtigen Moorings und die Vereinigung ist unter anderem für die Sicherheit in der Bucht zuständig. Fairerweise muss man dazu sagen, dass seit PAYS vor 10 Jahren gegründet wurde, nicht ein Vorfall dieser Art dokumentiert ist. Jeff, der Chef von PAYS ist natürlich auch angefressen. Alle hier wissen, was so eine Geschichte für Folgen haben kann. Nichts ist schlimmer für die so schon gebeutelte Region, wenn jetzt auch noch bekannt würde, dass Portsmouth nicht sicher ist. Die Polizei kommt später noch vorbei, aber wir machen uns keine Hoffnung, dass bei den Ermittlungen irgendetwas zu Tage gefördert wird. Auch diese Geschichte geht wie ein Lauffeuer durch Portsmouth und dieses mal ist es mir sogar ganz recht. Jeder hier weiß, wie wichtig die Segler für die Wirtschaft sind, ganze Familien hängen daran. Nicht nur die Boat-Guys. Auch die Restaurants, Bars, die Frauen die einen Wäscheservice anbieten, die Tauchschulen, Autovermietungen, Tourguides. Kein Kreuzfahrttourist braucht diese Angebote, es sind die Segler die diese Services annehmen. Und so verlassen wir uns darauf, dass die Community am Strand von jetzt an wachsam ist, jeder versichert uns, dass so etwas nie wieder passieren wird. Wir merken, wie ernst es den Locals ist und wie sie sich um die Reputation ihrer schönen Insel sorgen, vor allem aber dass ihnen unsere Sorgen und Unwohlsein nicht egal sind. Niemand außer unserem frechen Haustier-Fisch, beißt in die Hand, die ihm Essen bringt. Wir verzichten darauf, diesen Vorfall auf den einschlägigen Seiten zu publizieren. Portsmouth braucht die Segler und wird alles dafür tun, dass dies eine absolute Ausnahme war.

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Oh ja .. der blöde Einbruchsversuch :(

Das ist ja echt doof.

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