Es kann so einfach sein und ist so schwer - Meine Gedanken zu Veränderungen im Leben

in #deutsch6 years ago (edited)

Ich sitze hier an meinem Schreibtisch, schaue die verblühten lilafarbenen Tulpen an, die auf dem Schrank gegenüber stehen und die ungeöffneten Briefe auf dem Tisch, die ich vorhin aus dem Postkasten geholt habe. Meine Gedanken kreisen. Um das Leben, die Realität und wie unwirklich manche Dinge scheinen.

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Bild: suju www.pixabay.com

Mein Laptop ist geöffnet und ich suche nach Inspiration wie ich diese Gedankengänge zu Papier bringen kann. Nach einem Anfang, einem ersten Wort, einem Buchstaben. Doch so recht will es gerade nicht fließen.
Mein Sohn liegt auf dem weißen Ektorp Sofa von Ikea. Die Kissen liegen nicht ordentlich angereiht, sondern liegen kreuz und quer verteilt auf dem Sofa und mein Sohn dazwischen. Ich schaue ihn an, seine braunen Haare die unbedingt wieder einmal einen Friseurbesuch vertragen könnten und sehe seine großen, braunen Augen die mich lächelnd anfunkeln. Unwillkürlich lächle ich zurück. Ein Gefühl des Glücks steigt in mir auf und ich merke, mein Blick noch immer auf meinen Sohn geheftet, wie ich erfüllt bin mit Dankbarkeit.

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Bild: Free-Photos www.pixabay.com

Ich liebe was ich tue

Trotz aller Widrigkeiten des letzten Jahres darf ich hier in meinem Wohnzimmer sitzen und das tun was ich liebe. Schreiben. Das Leben ist nicht immer nur Friede Freude Eierkuchen, aber so ein bisschen, mache ich es mir trotzdem so.
Und mir ist es jetzt gerade sehr wichtig meine Gedanken zu Papier zu bringen, also mache ich mir eine Audiodatei mit Binauralen Beats an. Warum ausgerechnet diese Beats, weiß ich nicht. Aber seit ich sie im Dezember 2017 entdeckt habe, merke ich, wie meine Gedanken ganz schnell klar und ruhig werden. Ich weiß plötzlich was ich schreiben will und sie helfen mir in den Fluss zu kommen. In den Flow und meine Finger gleiten über die Tasten meines Laptops und es fließt. Aus einer Idee entstehen Emotionen. Aus den Emotionen entstehen wirre Gedankenblöcke. Und die Gedankenblöcke bekomme ich wie von Zauberhand sortiert.

Und da ist er. Der Übergang zu meinen Gedankengängen zu Beginn. Zauberhaft, ich sag es ja. Und dabei so einfach. Unwirklich, denn ich kann nicht greifen, warum es mir so leicht fällt zu schreiben, wenn ich diese Melodien höre, aber vermutlich geht es anderen genauso mit Beethoven oder Mozart. Und ist es nicht fantastisch wie unterschiedlich Dinge auf uns wirken? Wie unterschiedlich unsere Realitäten sind? In dem Buch „Buddhistische Weisheiten für den Alltag“ von Maren Schneider finde ich dazu einen ganzen Absatz. Aber ich möchte nur die dazugehören Karte zitieren:

„Betrachte alle Phänomene als Traum“

Kannst du dir vorstellen, wie leicht sich dein Leben gestalten könnte, wenn du nichts als DIE eine Realität ansiehst, sondern als etwas traumähnliches, was sich jederzeit wieder verändern lässt? Jeder von uns hat seine ganz eigene Realität. Du nimmst andere Dinge wahr als dein Gegenüber. Du hörst andere Dinge als dein Partner. Du siehst andere Dinge als deine Kinder. Es gibt also garnicht die eine Realität, die eine Wahrheit. Alles ist wandelbar. Alles ist veränderbar. Auch in deiner eigenen Realität.

"Das geht bei mir nicht"

Ich habe in den letzten Jahren oft von solchen Dingen gelesen und fand es dann doch wieder unglaublich schwer. Das sagt sich alles so einfach, aber es steckte ja auch niemand in meiner Situation. Bei mir geht das eben nicht so, wie sie es alle predigen. Also blieb ich in der von mir geschaffenen Realität. War sie schön? Nein! Wollte ich raus? Ja. Bin ich gegangen? Nein.

Die Angst vor dem Unbekannten, der anderen Realität, die ich nicht kannte war so unheimlich groß, dass ich lieber weiter in meiner alten Welt blieb. Jahrelang. Ich las Bücher, besuchte Kurse und sog mir das raus, was ich umsetzen konnte und ließ das bleiben, was mir zu schwer erschien, weil bei mir ging das ja nicht. Der Autor, die Autorin steckte ja nicht in meiner Situation. Da ist das nicht machbar…. Du verstehst was ich meine?

Ich erschuf mir mit jeder Ablehnung, mit jeder Ausrede mein Leben wie ich es nicht wollte. Aber einzig auf das, was ich nicht wollte, konzentrierte ich mich.

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Bild: Anemone123 www.pixabay.com

Es gab und gibt viele Situationen die mich immer und immer wieder in diese Gedankengänge zurück werfen. Und es ist so verdammt angenehm, sich hinzusetzen, zu jammern und zu sagen „Es ist eben nicht so leicht“.
Und dann irgendwann geht man doch vorwärts. Überwindet die Angst, sieht das Bekannte als größere Bedrohung wie das Unbekannte und stellt fest: „Verdammt, das war nicht annähernd so schwer, wie ich dachte.“

Darum frag ich dich jetzt: Wo hältst du an einer Realität fest, die dir schon lange nicht mehr passt?

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Es ist nicht was du schreibst,
das mich bewegt zu kommentieren.
Es ist wie du es schreibst,
der Flow war zu spüren.
Es gibt immer etwas zu tun,
wir sind nicht hier um auszuruhn.
Aber was schwer ist zu ertragen,
sind all die offenen Fragen.
Woran hälst du fest?

Danke für deinen wunderbar formulierten Kommentar.

Das wollt ich eigentlich gar nicht! Lach..
Ist mir nach 2 Zeilen aufgefallen, dann hab ich mal so weite gemacht ;D

Haha :-) Dann eben ungewollt gut. :-)

stimmt, dann also gut! ;D hehe...

Ganz toll geschrieben! Und so wahr.

Danke für dein Feedback <3