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RE: Update - learning, options, stacking sats/Hive

in #deutsch4 years ago

Schön, dass Du dich mit Optionen beschäftigst.
Von allen Short Strategien ist der long otm put mit Sicherheit die schlechteste.
Du verlierst praktisch von der ersten Sekunde Geld (außer die Aktienmärkte bewegen sich schnell in deine Richtung).
Hinzu kommt, dass wegen Corona und US-Wahl die IV so hoch ist, dass die Optionen momentan völlig überteuert sind.
Ich empfehle Strategien, die eine deutlich höhere Gewinnchance als 50% haben und von der momentan hohen IV profitieren:

  1. Short Call (30 delta), falls Du dich mit undefined risk nicht wohl fühlst, dann mache einen Call spread (short 30 delta, long 10 delta).
  2. Long itm Put (70-85 delta und Laufzeit 3-6 Monate) + short 30 delta front month Put.
    Wichtig ist, dass Du den Preis von dem corresponding Call zu deinem Put anschaust. Der Put den Du dagegen verkaufst muss mindestens genau so teuer sein. Den short Put rollst Du dann monatlich und reduzierst deinen Einstiegspreis und dein Risiko immer weiter.
  3. Short Micro-Futures + short den 30 delta put in den Micros ist auch gut. Ich weiß aber nicht, ob es das für den DAX gibt.

Mit den oben genannten Strategien bekommst Du positives Theta, die Zeit spielt also für Dich, außerdem liegt deine Gewinnchance deutlich über 50% (etwa 70%), dafür gibst Du zwar den theoretisch unlimitierten Gewinn auf, aber der kommt praktisch eh nie vor.

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Danke für die Hinweise - wie immer spannend.

Kann man pauschal sagen, dass die long otm put-Option die schlechteste ist? Worauf basierst Du diese Aussage? Auf Daten von 30 Jahren oder auf Deine Erfahrung?

Ich halte die aktuelle Volatilität für zu niedrig und für unterdrückt (u.a. durch fiskalische und monetäre Massnahmen). Die Wahrscheinlichkeit für einen Deflationsschock, für soziale/politische Probleme und militärische Auseinandersetzungen halte ich für unterschätzt. Ich rechne mit längerfristig deutlich höherer Volatilität und würde regelmässig otm puts kaufen und das Ganze beobachten.

Deine Strategien schaue ich mir mal genauer an. Merci!

Statistisch gesehen sind long options Verlierer.
Liegt daran, dass es ein fairer Markt ist.
Mit long options hast Du einen fest definierten Maximalverlust, dafür einen theoretisch unlimitierten Maximalgewinn.
Wenn Dir jemand so ein Spiel anbietet, dann muss deine Gewinnchance deutlich niedriger sein als 50%.
Ein wichtiger Teil der Optionspreise ist die implied volatility.
Also die Angst (bei Puts) und die Gier (bei Calls).
Angst und Gier sind traditionell überbewertet.
Zum Beispiel hat ein 16 delta short strangle (short 16 delta put und call gleichzeitig) eine theoretische Gewinnchance von 68% (100-16-16).
Historisch gesehen hat er aber im Schnitt 84% der Zeit gewonnen.
Die implied volatility liegt langfristig gesehen immer über der tatsächlichen Volatilität.
Im Prinzip ist das Ganze wie im Casino.
Der Käufer von Optionen ist der Spieler und der Verkäufer von Optionen ist das Casino.
Das Casino hat einen Hausvorteil.
Bei long options kannst Du n ur Gewinnen, wenn der Aktienpreis schnell und weit in deine Richtung läuft und/oder die IV stark ansteigt.
Der Option Seller gewinnt, wenn der Aktienkurs in seine Richtung läuft, stehen bleibt oder nur langsam gegen ihn läuft.

Historisch gesehen ist die implied volatility das ganze Jahr schon viel zu hoch (außer am Anfang des Jahres).
Die implied volatility ist aber mean reverting, kehrt also langfristig immer wieder zum Durchschnittswert zurück.

Genaueres in meinen Büchern.

P.S. Optionshandel ist reine Mathematik. Lass Dich also beim Optionshandel niemals von deinen politischen oder ökonomischen Ansichten leiten. Das ist der sichere Weg in die Pleite.
Langfristig fährt man mit non directional Strategien wie Short Strangle oder Short Straddle immer am besten und dazu ein paar short deltas als hedge.

Statistisch gesehen sind Optionskäufer Verlierer, oder nicht?

"Zum Beispiel hat ein 16 delta short strangle (short 16 delta put und call gleichzeitig) eine theoretische Gewinnchance von 68% (100-16-16)."

  • Die Gewinnchance bezieht sich auf die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, oder auf den durchschnittlichen Gewinn über viele Spiele hinweg?
  • Mir geht es nicht darum, mit möglichst vielen Optionen zu gewinnen, sondern im Verlauf von z.B. 10 Spielen insgesamt zu gewinnen.

"Historisch gesehen ist die implied volatility das ganze Jahr schon viel zu hoch (außer am Anfang des Jahres)."

  • Was meinst Du mit historisch? Auf welchen Zeitraum bezieht sich das?

"Optionshandel ist reine Mathematik. Lass Dich also beim Optionshandel niemals von deinen politischen oder ökonomischen Ansichten leiten. Das ist der sichere Weg in die Pleite.
Langfristig fährt man mit non directional Strategien wie Short Strangle oder Short Straddle immer am besten und dazu ein paar short deltas als hedge."

  • Das ist ein Ansatz: Man kann Optionshandel wie Mathematik betrachten und mit häufigen Transaktionen hier und da kleine Gewinne machen.
  • Mein Ansatz ist eher das Gegenteil: Ich habe ein gewisses Konzept davon, wie die Welt/Wirtschaft/Politik läuft und überarbeite dieses Konzept laufend. Die Marktpreise (inkl. Volatilität) sind eine Art gewichtetes Mittel der Ansichten der Marktteilnehmer. Wenn mein "Konzept der Welt" korrekter ist als das des Durchschnitts der Marktteilnehmer, dann gewinne ich tendenziell.
  • Ich wende also gezielt directional Strategien an, bin mir aber bewusst, dass ich falsch liegen kann. Wenn ich falsch liege, lerne ich und passe mein Weltbild an.
  • Ich profitiere so oder so: Either I earn or I learn 😉

Statistisch gesehen sind Optionskäufer Verlierer, oder nicht?

Ja

"Zum Beispiel hat ein 16 delta short strangle (short 16 delta put und call gleichzeitig) eine theoretische Gewinnchance von 68% (100-16-16).”

Delta sagt Dir u.a. welche Chance deine Option hat am Verfallstag in the money zu sein.
68% der Zeit landen die Aktien innerhalb einer Standardabweichung. Deshalb sollte der 16 delta short Strangle 68% der Zeit wertlos verfallen.
Tatsächlich hat er aber in den letzten 20 Jahren 84% der Zeit gewonnen.
Die Aktienmärkte haben sich also weniger bewegt, als von den Optionsmärkten eingepreist war (implied volatility is overpriced).
Versicherungen sind eben durchschnittlich immer zu teuer.

Was meinst Du mit historisch? Auf welchen Zeitraum bezieht sich das?

Der VIX ist seit es ihn gibt (über 30 Jahre) durchschnittlich bei 20.

Ich wende also gezielt directional Strategien an, bin mir aber bewusst, dass ich falsch liegen kann.

Das ist völlig in Ordnung. Aber wie gesagt, sind otm Options die schlechteste Strategie, die man dafür anwenden kann. Man kann damit natürlich sehr viel Geld machen, aber richtig viel Geld macht man in der Regel nur mit sehr kurzlaufenden Optionen, falls man richtig liegt, weil dann das Gamma am stärksten reinhaut.
Langlaufende Optionen bewegen sich auch bei einer relativ starken Kursbewegung nicht so stark.
Deshalb ist der gängige Ansatz sich langlaufende Optionen zu kaufen, weil man dann mehr Zeit hat um richtig zu liegen gleich doppelt falsch.
Wie schon gesagt, empfehle ich für Dich die Strategie eine lang laufende deep itm Option zu kaufen und kurz laufende otm Optionen dagegen zu verkaufen.

Danke!
„Das ist völlig in Ordnung. Aber wie gesagt, sind otm Options die schlechteste Strategie, die man dafür anwenden kann. Man kann damit natürlich sehr viel Geld machen, aber richtig viel Geld macht man in der Regel nur mit sehr kurzlaufenden Optionen, falls man richtig liegt, weil dann das Gamma am stärksten reinhaut.
Langlaufende Optionen bewegen sich auch bei einer relativ starken Kursbewegung nicht so stark.
Deshalb ist der gängige Ansatz sich langlaufende Optionen zu kaufen, weil man dann mehr Zeit hat um richtig zu liegen gleich doppelt falsch.
Wie schon gesagt, empfehle ich für Dich die Strategie eine lang laufende deep itm Option zu kaufen und kurz laufende otm Optionen dagegen zu verkaufen.“

  • Darüber muss ich etwas nachdenken.
  • Warum oder wie haut das Gamma am stärksten rein?

Gamma ist sozusagen das Gaspedal für das Delta.
Delta sagt Dir nicht nur die Chance itm zu sein, sondern auch wie sich $1 Änderung im Underlying auf deine Option auswirkt (falls sich die IV nicht ändert).
Je höher das Gamma, desto stärker ändert sich das Delta und somit der Preis deiner Option.
Je kürzer die Laufzeit desto stärker bewirkt eine Änderung im Aktienpreis eine Änderung im Optionspreis.
Wenn es in deine Richtung läuft, dann willst Du genau das.
Ich erkläre das alles in meinem ersten Buch.
Wenn man mit Optionen handeln will, dann ist es unbedingt nötig, dass man die verschiedenen Parameter versteht, die den Optionspreis bilden.

Bei Aktien ist es einfach, Preisänderung mal Stückzahl.
Bei Futures muss man den Multiplikator kennen.
Bei Optionen muss man über die ganzen Greeks Bescheid wissen.

Du musst Dir das vorstellen wie ein Autorennen:
Delta sagt Dir wo Du dich im Feld befindest.
Theta sagt Dir die Anzahl der noch zu fahrenden Runden.
Gamma sagt Dir wie schnell dein Auto beschleunigt.
Vega sagt Dir wie aufregend das Rennen ist.

01. Trader Knowledge - Greeks - Race Analogy.png