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RE: Nun ist die Zeit der Opportunisten endgültig vorbei, Fachwissen scheint auf dem Vormarsch zu sein. "Das wird auch endlich Zeit".

in #deutsch3 years ago

Das Problem beim jetzigen Lock-Down ist ja, dass man sonst nichts machen kann.
Das ist es doch was die Leute depressiv macht.
Jeder den ich kenne schafft seine Arbeit im Home Office in viel kürzerer Zeit.
Könnte man jetzt seine Freizeit wieder so gestalten wie früher, wäre das ein enormer Gewinn.

Die befragten Unternehmen in den USA machen sich sogar Sorgen um ihre Mitarbeiter, weil die Produktivität im Home Office enorm gestiegen ist. Die haben Angst, dass ihre Mitarbeiter Burn Out bekommen.

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Ich kenne außer meinen Mann nicht viele, die den Hauptteil der Arbeit im Home Office machen. Er arbeitet eigentlich viel weniger in Zeit gemessen, da das Hinfahren zur Arbeit, das Zurückfahren nach Hause, die sonstige Zeit, die man mit von mir erwähnten Aktivitäten im Arbeitsumfeld verbringt, alles wegfällt.
Daher wohl die Aussage, man schafft mehr in kürzerer Zeit.

Ich denke, es ist eine Mentalitätssache. Wer produktiver ist, also rund um die Uhr arbeitet, keine festen Strukturen hat sondern on demand auf Fragen/Anforderungen von Kollegen und Vorgesetzten reagiert (die einen arbeiten vielleicht gerne spät am Abend, die anderen zu anderen Zeiten) und man es allen Recht zu machen versucht, um den Verlust des realen Arbeitsplatzes zu kompensieren mit "fieberhafter Arbeit", der gerät vermutlich über kurz oder lang in den Burnout. Man spricht hier auch noch von Verlust der Privatsphäre. Ich denke, vielen Unternehmen ist das durchaus Recht. Aber nicht nur die Arbeit grätscht in die private Sphäre hinein, auch Freunde und Familie erwarten, dass jemand immer online ist und auf digitale Nachrichten reagiert.

Mein Mann ist ziemlich gut darin, die Arbeit von seinem privaten Leben abzugrenzen und die wegfallende Präsenzpflicht ist ihm darum sehr willkommen. Wir gehören aber nun schon zum älteren Kaliber und haben gelernt, dass die Firma nicht alles ist. Und unsere Kinder sind nicht mehr so klein, dass man einen hohen Aufwand für die Betreuung hat. Wie viele Familien gerade am Stock gehen und neben Home-Office Arbeit auch noch für die Kinder zuhause sorgen müssen, das geht gerade auf keine Kuh-Haut.

Dass man im Lockdown sonst nichts machen kann, hat eine helle und eine dunkle Seite. Mir persönlich macht das "sonst noch machen" keine Probleme, wenn es um sinnvolle Betätigung geht, die nicht Arbeit im Sinn von Geld verdienen ist. Aber das sich nicht mit Leuten privat treffen können, der Wegfall von angemessenen Beerdigungen, Sterbehilfe, Trauerfeiern, Kleinkunst, Straßenfesten, Flohmärkten, Feiern usw. ist eine Katastrophe in meinen Augen. Ich gebe ansonsten nicht viel auf Konsum und Groß-Events oder Fernreisen. Aber ich würde es nie jemandem verbieten.

Ich denke, Freizeitgestaltung wie früher, darüber kann man sich schon auch Gedanken machen, wie man diese künftig angehen will, wenn man bedenkt, dass Arbeit und Freizeit einen auch komplett auf ein Dasein reduzieren können, das auf Geldverdienen und Konsum allein beschränkt ist. Zumindest gibt die Krise Anlass, mal über ganz Grundlegendes ein Resümee zu ziehen.