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RE: Der Sommelier

in #deutschlast year

Mit einiger Erfahrung im Rücken, was dieses Metier betrifft, seien mir ein paar wenige Anmerkungen erlaubt. Im Koch-Jargon wird der Kellner als Tablett-Wichser und der Sommelier als Flaschen-Lutscher bezeichnet. Das ist vollkommen in Ordnung, da der Koch im Auge des Kellners ein Arschloch ist. Da aber einer ohne den anderen nicht kann, bleibt es in der Regel bei diesen Kosenamen.
Da ich mit mehreren Sommeliers (durch den Weinhandel meines Großonkels) in Kontakt kam, kann ich dir verraten, dass es sich in der Regel um ganz lockere Jungs oder Damen handelt, die lediglich vonseiten des Gastes die richtige Ansprache benötigen. Denn, wenn sie Geld auch nur riechen, werden sie unausstehlich. Die meisten der Flaschenlutscher haben nämlich noch Abmachungen mit den Lieferanten laufen, die feiste Provisionen in Aussicht stellen. Wer auf solche Angebote nicht eingeht, ist in dem Beruf fehl am Platz. Stellst du aber als Gast vorab klar, in welcher Preisklasse du im Rebensaft baden möchtest, funktioniert das ohne hochnäsiges Getue. Falls doch Allüren zur Schau getragen werden, gibt es noch immer den Maître d'hôtel (Oberkellner), der den fehlgeleiteten Korkenzieher wieder auf den Boden der Tatsachen holt.

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Diejenigen, die Provision nehmen, sind noch die Besten, denn sie sind clever und denken verkaufsorientiert. Die Schlimmsten sind die Vertreter der reinen Lehre, die eine Weinkarte mit 1000 Positionen haben, von denen 950 abgefahrener Scheiß ist, den keine Sau trinken kann.

Letztere sind diejenigen, die den meisten Wind machen und einen Gastronom nach dem anderen in den Ruin treiben. Man erkennt sie daran, dass sie alle 2 Jahre woanders sind.

Ich nehme deinen gereichten Leckerbissen liebend gerne an und knabbere an dem Thema bis zum nächsten Gemischtwarenladen. "Surreale Begegnungen mit realitätsfremden Korken-Schnüfflern und deren abgehobenem Anhang."
Danke für die Eingebung!