Brennende Autos - was läuft falsch in der westlichen Welt?

in Deutsch D-A-CH10 months ago

Hallo liebe Hiver, hallo politisch Interessierte, Hallo alle anderen,
(English see below)

In Frankreich brennen die Autos, in den USA, Brasilien und Deutschland wurde versucht das Parlament zu stürmen und überhaupt scheint das Chaos zuzunehmen.
Was ist in den letzten Jahren passiert? Was destabilisiert unsere Zivilisation?

Unser Weltbild

Früher gab es noch Weltbilder (Z.B. Religionen, aber auch der Kapitalismus), die Gemeinschaft und Orientierung boten. Aber diese geraten immer mehr in den Hintergrund.
Wir leben jetzt in einer VUCA-Welt (Volatile, Uncertain, Complex, Ambiguous).
Wir brauchen etwas Neues, das trägt.
Aber woher kommen eigentlich unsere Weltbilder?
Früher waren es Familie, Kirche und Staat, die diese Aufgaben übernahmen, heute sind es zunehmend die "sozialen" Medien.

Nun ja, man sagt bei der Ernährung: "Man ist, was man isst".
Das gilt auch für die geistige Nahrung.
Wer seine Bildung aus den sozialen Medien zieht, wird das Weltbild seiner Blase annehmen.

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Es gibt viele schlaue und mächtige Player, die dafür sorgen, dass wir mit den entsprechenden "Wissenshappen" versorgt werden.
Hinterfragt einer von uns, wer die Playlist für Twitter, Instagramm, TicToc und co. auflegt?
Ich halte diese Entwicklung für sehr gefährlich. Wir schlucken immer häufiger die doch zum Teil sehr emotionalen "Fakten", die uns dargeboten werden. Das wirkt sich dann auch in Wahlergebnissen aus. Und das soll es ja auch.

Auf Felsen gebaut

Wir lernen von Kleinkind an unsere Umwelt zu "begreifen". Wir erkennen Muster und Modelle. Wir erschaffen uns zum Teil selbst und "wissen" wie man in bestimmten Situationen reagieren muss, um Erfolg zu haben.
Wenn nun jemand kommt und sagt: "Das, was du da glaubst, ist leider falsch", so ist das ein Angriff auf die hart erarbeitete Persönlichkeit. Unabhängig der Faktenlage.
Das gilt es auf alle Fälle zu verteidigen.
Auch hier "hilft" das Internet bei dem Aufbau der Verteidigungsstrategie. Es gibt für alles entsprechende Argumente.
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Nun, das Problem an der Geschichte ist, dass es den Naturgesetzen ziemlich egal ist, was ein Mensch denkt. Fakten sind Fakten. Da hilft es auch nicht, den Überbringer der Nachrichten zu attackieren.
Besser wäre Zuhören. Aber wer kann das schon, wenn jemand an seine Lebensgrundlage will.

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Ein weiteres Problem sind die blinden Flecke. Was wir nicht wahr haben wollen, können wir auch nicht wahr nehmen. Die Liste der Trug- und Fehlschlüsse ist riesig. Wir Menschen kommen einfach nicht gut mit komplexen Systemen klar. Da wird vereinfacht und Schuldige gesucht, auf "Teufel komm raus".

Ich bin schlauer

"Glaube nicht, was in der Zeitung steht oder die Staatspropanda erzählt".

Genau. Denn die Zeitungen wollen Nachrichten verkaufen und die Parteien wollen gewählt werden.
Es ist grundsätzlich gut das Gehirn einzuschalten und Aussagen zu hinterfragen.
Und dann?
Wenn ich das überall mache, bleibt nur noch mein Verstand und mein Wissen übrig. Aber wie ich oben schon erwähnte, ist das kein Garant für die Wahrheit, vor allem wenn es außerhalb meines körperlichen Umfeldes passiert.
Damit sind wir (also alle, die so weit denken) bei Sokrates angekommen:

"Ich weiß, was ich nicht weiß."

Leider wird auch hier oft abgekürtzt und nur der einen Hälfte der Informationsbringer (z.B. öffentlich rechtliche Medien) misstraut, der anderen (z.B. sozialen Medien) aber vertraut. Das nennt man "Cherrypicking" und ist auch ein Selbstbetrugsmechanismus.
Und noch mal: Der Realität ist es ziemlich egal, wem du vertraust:

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Wem vertrauen?

Wer nur sich selbst vertraut, wird in dieser VUCA Welt nicht weit kommen!
Es ist fatal zu glauben, man kann die Knoten alleine lösen. Zu zahlreich sind die Fallstricke, zu komplex die Zusammenhänge, zu begrenzt unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten.

Es gibt Leute, die sich mit den jeweiligen Themen befassen und halbwegs auskennen. Man nennt sie Experten. Es sind auch nur Menschen, die Fehler machen können. Aber sie sind das Beste, was wir haben.
Und tatsächlich vertrauen wir ihnen öfter, als wir merken.
Wer sich z.B. in ein Flugzeug setzt, vertraut nicht nur den Piloten, sonder auch den Ingenieuren, die die Maschine gebaut haben, und den Wissenschaftlern, die die Wetterdaten liefern. Es sind übrigens die gleichen Daten mit denen die Klimamodelle gefüttert werden (Stichwort Cherypicking).

Journalisten werden sehr gut ausgebildet um Fakten zu recherchieren und darzustellen. Zumindest besser, als die meisten Twitterer. Und in demokratischen Ländern können sie (meistens) frei schreiben (genau so wie wir).

Die Wissenschaft ist es, die unsere Zivilisation bis hier her gebracht hat. Sie hat neben der Atombombe auch den Impfstoff erfunden, der Millionen von Menschen den Pockentod erspart hat.
Die Wissenschaftler streiten und finden Lösungen oder auch nicht. Aber sie lassen Fehler zu und korrigieren sich ständig.

Fazit

Wäre cool, wenn wir das auch hinbekämen.
Wir sollten, was die sozialen Medien betrifft, mehr entspannen. Aufregen bringt nichts (außer schlechter Laune).
Wer nicht mehr an Gott glauben möchte, sollte sich zumindest ein paar der christlichen Spielregeln behalten, z.B. das Gebot der Nächstenliebe.
Und wir sollten auch nah an Sokrates bleiben.
Vielleicht auch ein paar der Socialen Medien überdenken. Müssen wir ständig unsere Dopaminsucht mit dem Handy befriedigen?
Ich befürchte, wenn wir als Gesellschaft uns nicht neu überdenken, werden noch viel mehr Autos brennen.

Alle Bilder habe ich selbst gezeichnet.

Achim


Englisch

Hello dear Hiver, hello politically interested, hello everyone else,

Cars are on fire in France, attempts have been made to storm parliament in the USA, Brazil and Germany, and chaos seems to be increasing overall.
What has happened in recent years? What destabilizes our civilization?

Our worldview

There used to be worldviews (e.g. religions, but also capitalism) that offered community and orientation. But these are getting more and more into the background.
We now live in a VUCA (Volatile, Uncertain, Complex, Ambiguous) world.
We need something new that carries.
But where do our world views actually come from?
In the past it was family, church and state that took on these tasks, today it is increasingly the "social" media.

Well, when it comes to nutrition, there is a saying: “You are what you eat”.
This also applies to spiritual nourishment.
Those who get their education from social media will adopt the world view of their bubble.

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There are many smart and powerful players who ensure that we are provided with the appropriate "bits of knowledge".
One of us questions who creates the playlist for Twitter, Instagram, TicToc and Co.?
I consider this development to be very dangerous. We always swallow the sometimes very emotional “facts” that are presented to us. This then has an effect on election results. And that's what it's supposed to be.

Built on rock

We learn from small children to "understand" our environment. We recognize patterns and models. We partly create ourselves and “know” how to react in certain situations in order to be successful.
If someone comes along and says, "Unfortunately, what you believe is wrong," it is an attack on the hard-earned personality. Regardless of the facts.
It must be defended in all cases.
Here, too, the Internet "helps" to set up the defense strategy. There are arguments for everything.
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Well, the problem with history is that the laws of nature really don't care what a person thinks. Facts are facts. It doesn't help to attack the bearer of the news either.
Listening would be better. But who can do that when someone wants their livelihood.

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Another problem is the blind spots. What we do not want to be true, we cannot perceive. The list of fallacies and biases is huge. We humans just don't get along well with complex systems. It's simplified and the culprits are looked for, "hell come out".

I'm smarter

"Don't believe what's in the newspaper or what the state propaganda says".

Exactly. Because the newspapers want to sell news and the parties want to be elected.
It is generally good to turn on the brain and question statements.
And then?
If I do this everywhere, all that's left is my wits and my knowledge. But as I mentioned above, this is no guarantee of truth, especially when it happens outside of my physical environment.
With that we (i.e. everyone who thinks so far) have arrived at Socrates:

"I know what I don't know."

Unfortunately, here too, abbreviations are often used and only half of the information providers (e.g. public media) are mistrusted, but the other half (e.g. social media) are trusted. This is called "cherry picking" and is also a self-deception mechanism.
Again, reality doesn't really care who you trust:

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Who to trust?

If you only trust yourself, you won't get far in this VUCA world!
It is fatal to believe that one can untie the knots alone. The pitfalls are too numerous, the connections too complex, our possibilities of perception too limited.

There are people who deal with the respective topics and are halfway familiar with them. They're called experts. It's only humans who can make mistakes. But they are the best we have.
And in fact, we trust them more often than we realize.
For example, anyone who gets on an airplane not only trusts the pilots, but also the engineers who built the machine and the scientists who provide the weather data. Incidentally, it is the same data that is fed into the climate models (keyword cherypicking).

Journalists are very well trained to research and present facts. At least better than most twitterers. And in democratic countries they can (mostly) write freely (just like us).

It is science that has brought our civilization to this point. In addition to the atomic bomb, she also invented the vaccine that saved millions of people from smallpox.
Scientists argue and either find solutions or not. But they allow mistakes and constantly correct themselves.

Conclusion

Would be cool if we could do that too.
We should relax more when it comes to social media. Excitement brings nothing (except bad mood).
Anyone who no longer wants to believe in God should at least keep a few of the Christian rules, e.g. the commandment to love one's neighbour.
And we should also stay close to Socrates.
Maybe also reconsider some of the social media. Do we constantly have to satisfy our dopamine addiction with our cell phones?
I'm afraid that if we as a society don't rethink ourselves, many more cars will burn.

All images are dran by myself.

Achim

Sort:  

Brennende Autos, Versuche zum Umsturz demokratischer Institutionen, Chaos, Menschenhatz und Feindlichkeit gegenüber dem andersdenkenden oder andersgläubigen Mitbürger – alles bereits dagewesen und all das ohne den Einfluss sozialer Medien. Ermöglicht durch veränderte Strukturen, wobei das Proletariat das Gefühl überkam, ihm werde nicht lediglich die aufgebaute Existenz, sondern gleich der ganze Boden unter den Füßen weggezogen.
Derjenige, der sich vom Machtapparat übergangen fühlt, neigt dazu (wer möchte es ihm übel nehmen?) sich Scheuklappen zuzulegen, die Neugier in den Hintergrund zu schieben und leicht verständlichen Parolen Glauben zu schenken. Die Kluft zwischen Arm und Reich kann sich zeitweise verschieben. Kritisch wird es jedoch, wenn der Arme das Gefühl nicht abschütteln kann, dass dieses Missverhältnis von der politischen Nomenklatura auch noch gefördert wird.
Wer wundert sich, wenn die Kinder, denen jetzt die Grundsicherung gegen ihre Armut verweigert wird, demnächst ihre Wut in Gewalt umwandeln?
Nächstenliebe ist keine Erfindung des Christentums. Sie kann sich nur dann entfalten, wenn auch Chancengleichheit besteht. Und die besteht momentan nur ganz unten in der Gesellschaft, wo die Chancen auf Besserung gleich null sind. Da schließt man sich dann auch gerne zusammen und fackelt Autos ab.
Ob ich ein solches Verhalten für gut befinde, ist eine ganz andere Sache. Die Frage war jedoch, warum und wieso ist es so weit gekommen?

Ja, stimme ich zu.
Warum die Neugierde sinkt, wenn man sich vom Machtapparat übergangen fühlt, leuchtet mir aber nicht ein.

Die Gründe für brennende Autos sind natürlich vielfältig und vor allem bei Missstände in der Politik zu suchen.
Mir ging es vor allem darauf hinzuweisen, dass wir zusätzlich ein neues Phänomen haben, nämlich eine Verstärkung des "Stammtisches" durch die Sozialen Medien.
Und dass wir dem nur mit mehr Gelassenheit (und Nächstenliebe) in den SM begegnen können.
Und Aufklärung, welche Faktoren da eine Rolle spielen (Trugschluss, Bildung,...)

Warum die Neugierde sinkt?

Weil sie von der Frustration und der Resignation in den Hintergrund gedrängt wird.

Daher sind Beiträge, wie dieser, ungemein wichtig. Schönwettervorhersagen sind nur Pausenfüller.