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RE: Einen eigenen Cider machen -- Start

in Deutsch D-A-CH4 months ago

Ei gude Jan ,

Ich habe mittlerweile mehrfach Apfelwein bzw. Cider selbst gemacht – sowohl aus gekauftem, pasteurisiertem Apfelsaft als auch aus frisch gepresstem Apfelsud direkt von der Kelter. Und ich kann dir sagen: Der Unterschied ist deutlich spürbar – sowohl beim Gärprozess als auch im Geschmack des fertigen Ciders.

Fangen wir mit dem gekauften Apfelsaft an: Der ist in der Regel pasteurisiert, also vorgekocht, damit er haltbar bleibt. Das ist praktisch, klar – aber durch dieses Erhitzen verliert der Saft viel von seinem ursprünglichen Charakter. Alle natürlichen Hefen und Enzyme, die in frischem Apfelsaft enthalten sind, werden abgetötet. Das bedeutet, du brauchst auf jeden Fall eine zugesetzte Reinzuchthefe, damit überhaupt eine Gärung in Gang kommt. Der Vorteil: Die Gärung läuft kontrolliert und meist problemlos ab. Der Nachteil: Der Cider schmeckt oft eher flach, fast schon langweilig. Es fehlt einfach diese Tiefe, die du von handwerklich hergestelltem Apfelwein kennst – keine natürlichen Tannine, keine frische Säurestruktur, keine wilden Aromen.

Ganz anders sieht das bei frischem Pressgut aus – also Saft, den du direkt aus frisch geernteten Äpfeln pressen lässt. Dieser Saft lebt noch! Er enthält natürliche Hefen, Enzyme, Schwebstoffe und Mikroorganismen, die nicht nur die Gärung anstoßen können (wenn du auf Spontangärung setzt), sondern auch den Geschmack maßgeblich prägen. Die Gärung ist hier oft etwas unberechenbarer, aber genau das macht es spannend. Der fertige Apfelwein bekommt dadurch eine ganz eigene Note – oft fruchtiger, kantiger, mit einer gewissen rustikalen Tiefe, die du mit industriell verarbeitetem Saft kaum erreichst.

Auch das Mundgefühl ist anders: Während Cider aus gekauftem Saft eher weich, süffig und gefällig daherkommt, wirkt der aus frischem Pressgut oft ehrlicher, kerniger und – ja – authentischer. Gerade wenn du auf trockene Varianten stehst oder das Handwerk liebst, ist das Pressgut definitiv die bessere Wahl. Außerdem bringt es ein Stück Regionalität mit, weil jede Apfelsorte und jeder Boden seine Spuren im Geschmack hinterlässt. So etwas bekommst du aus dem Tetra Pak einfach nicht raus.

Natürlich braucht der Umgang mit frischem Most etwas mehr Vorbereitung und Erfahrung – aber es lohnt sich. Ich würde nie wieder zurück zum gekauften Saft gehen, wenn ich die Wahl habe. Wer einmal echten Apfelwein aus frischem Sud probiert hat, weiß, wovon ich rede.

Aber alles in allem freut es mich sehr zu sehen das ich scheinbar nichtd er einzige hier auf der Chain bin der die liebe zu dem guten Stöffchen hat :)

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