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RE: Arztpraxen in Investorenhand? Und der ÖRR kann nicht sagen, welche Praxen es betrifft?!

Es gibt zwei Sorten von Augenärzten - die operierenden und die nicht operierenden.

Die erste Gruppe kann ihre Leistungen ausserhalb des Regelleistungsvolumen, dass für jeden Augenarzt begrenzt ist abrechnen und enorme Profite auf diese Weise erwirtschaften - die zweite Gruppe, deren Tätigkeit viel anspruchsvoller ist, da sie eben nicht stereotypische Routine sein´kann, wird hingegen budgetiert und gedeckelt und in NRW zumindest zudem grottenschlecht honoriert. Der Bruttoumsatz pro Patient im Rahmen der GKV pro Quartal erreicht dabei zum Beispiel meines Wissens nach nicht einmal 15 Euro im Notdienst. Dafür rückt normal nicht einmal ein Schlüsseldienst aus - und schon gar nicht in der Nacht.

Die konservativen Augenärzte, welche den Hauptanteil der Arbeit erledigen sind hierbei mal wieder die gelackmeierten und mit Ihnen folglich auch die Patienten. Ohne Privatpatienten´und Igelleistungen, die nach Gerichtsurteilen sogar verpflichtend angeboten werden müssen um selber nicht in die Haftung für einen Behandlungsfehler zu gelangen, ist eine konservative Augenarztpraxis, welche Patienten nicht im drei Minutentakt durchschleust eigentlich zum scheitern verurteilt.

Die Operateure hingegen - ausserhalb des Regelleistungsvolumens - haben - bislang noch - die Möglichkeit theoretisch unbegrenzt zu verdienen. Die OP-Verfahren sind meist standardisiert und straff organisiert. Sonderlinsen werden privat abgerechnet usw. Auch mit dem IVOM´s wird ein Haufen Umsatz gemacht. Und da die Bevölkerung im älter wird steigt auch die Zahl der behandlungspflichtigen Netzhauterkrankungen.

Die operierenden Augenärzte mach vielleicht 4 Prozent aller Augenärzte aus - vereinnahmen aber mehr als die Hälfte des Budgets in der Augenheilkunde. Das die konservative Augenheilkunde dabei so schlecht wegkommt ist systembedingt wohl auch gewünscht.

Viele Operateure kaufen konservative Augenarztpraxen auf um damit Zuweiser für weitere Katarakte OPs und IVOMS sich zu erschliessen. Dabei geht es weniger um die Sicherung der konservativen Versorgung, die aus Sicht einiger Operateure sicherlich ein eher lästiges Übel ist, für dass man eben angestellte Augenärzte beschäftigen muss - aber nur so auch am Ende die OP-Pflichtigen Fälle sich selber an ein OP Zentrum zuweisen kann.

Meines Erachtens werden viele Katarakte zu früh operiert, wenn noch Lesefähigkeit besteht. Aber der Wettbewerb um die Katarakte als lukrative OP´s zwingt viele Operateure den Patienten früher zu operieren, um zu vermeiden dass sich nicht ein andere operierender Augenarzt das profitable Auge unter den Nagel reisst.

Auf der Strecke bleibt die dezentrale wohnortnahe Gesundheitsversorgung und darunter leidet langfristig nicht nur strukturell, sondern auch qualitativ, die Versorgungsqualität in der konservativen Augenheilkunde - auch weil die Gelder in den operativen Sektor vor allem fliessen und eben nicht in der konservativen Augenheilkunde zum Einsatz kommen.

Durch die Investorgetragenen MVZ entsteht aber noch ein weitere Problem - nämlich, dass bei einem Kollaps des Finanzsystems automatisch auch die Versorgungsstrukturen in der Augenheilkunde kollabieren werden. Fehlt die Rendite in den MVZs dann ist der Spuk schneller vorbei als viele glauben.

Die werden dann schliessen und die Patienten stehen dann vor geschlossenen Türen, weil der Betrieb der MVZs sich dann nicht mehr rechnet.

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Die werden dann schliessen und die Patienten stehen dann vor geschlossenen Türen, weil der Betrieb der MVZs sich dann nicht mehr rechnet.

Naja, die Ärzte sind ja dann immer noch da. Die machen dann weiter auf eigene Rechnung. Von einem Zusammenbruch würde ich nicht ausgehen.

Das GKV System ist dann Geschichte. Die KV Sitze die in der Insolvenzmasse der betroffenen Investorenprojekte liegen werden lange Zeit unbesetzt bleiben, da diese an die Körperschaft des MVZ gebunden ist und nicht wie bei den Einzelpraxen an die Person.

Für GKV Versicherte, die nicht privat für eine Behandlung wünschen, eine Katastrophe.

Das wird auch früher oder später kommen - vermutlich früher als später.

Die Planwirtschaft im Gesundheitswesen ist zum Scheitern verurteilt - sie ist im Grunde schon gescheitert wenn man sie all die Todesfälle durch multiresistente Keime ansieht.

In der GKV wird sich sprichwörtlich zu Tode gespart.

Ich denke es wird in solch einem Fall alles zusammen brechen.
Und die belohnt werden, welche sich trauen selbstständig, verantwortlich, marktwirtschaftlich, menschlich zu handeln.