Von Haien, Delfinen und seekranken Männern ... 🎣😎 🐟

in Deutsch D-A-CH4 years ago (edited)

Der Wecker schrillt erbärmlich in den Ohren, es ist morgens 3.00 Uhr.
Ein zweiter Versuch steht an, mit dem Boot aufs offene Meer zu fahren und dort ein paar Fische zu überlisten. Der erste Versuch scheiterte vor zwei Wochen daran, das der Kapitän noch vor der Abreise in Handschellen gelegt wurde ( https://peakd.com/hive-121566/@muelli/ein-seebaer-in-ketten-und-kein-fisch-weit-und-breit ) und somit die Angeltour einem Lockdown der besonderen Art zum Opfer fiel.

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Pünktlich um 6.00 Uhr standen die Möchtegern Seefahrer im Fischerhafen bereit und auch der Kapitän war diesmal gut gelaunt am Start.
Schnell verteilte ich noch ein paar Pillen an die Landratten, welche sich schon in der Vergangenheit als nicht ganz seefest erwiesen, um dem eventuellen Anfüttern der Fische durch Erbrochenes vorzubeugen. 😎

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Die Sonne erhob sich langsam aus der Finsternis und nachdem das Equipment sicher an Bord verstaut war, stachen wir in See.
Diese präsentierte sich anfänglich noch von ihrer freundlichen Seite, lediglich ein laues Lüftchen wehte und der Wellengang gestaltete sich recht Magenfreundlich.
Ein paar Delfine begleiteten uns auf unserem Weg hinaus aufs Meer, aber leider verschwanden sie jedes mal in dem Moment, als ich den Auslöser meiner Handy Kamera drückte.

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Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir unser Ziel.
Das Echolot verriet, das wir uns direkt über einem Riff befinden, welches laut Käpt´n eines der Fischreichsten im weiten Umfeld sei.
Schnell wurden die Ruten bestückt und der erste Fisch lies nicht lange auf sich warten.
Ein prächtiger PARGO ( Red Snapper ) wurde ins Boot gehievt und der Ehrgeiz war geweckt.

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Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, im Wasser kam Bewegung auf und unsere Kühlboxen füllten sich zusehends mit Fisch.
Hauptsächlich kamen Makrelen zum Vorschein, teils gigantische Exemplare, aber auch ein Katzenhai und allerlei undefinierbare recht bunte Fische gingen an den Haken.
Immer wieder tauchten die Delfine auf, wohl auch angelockt von den Makrelen Schwärmen und plötzlich rief der Bootsmann, TUBERÃO ( Hai ).
Tatsächlich erhob sich etwa 2m vor unserem Kahn die typische, spätestens seit dem Kino Erfolg des Herrn Spielberg jedermann bekannte Flosse, des zu unrecht verteufelten Haifischs aus dem Wasser.
Mit geschätzten 2,5m war er bestimmt nicht der größte seiner Art, aber sorgte trotzdem für helle Aufregung und Begeisterung an Bord.
Auch das Tier selbst schien entzückt von den nervösen Hobby Fischern zu sein, zog er doch gut eine Stunde lang in Bootsnähe seine Kreise.
Ein plötzlicher gewaltiger Biss auf einer der Ruten, an der eine ganze Makrele als Köder am Haken hing, deren dicke Schnur kurz nach dem Anhieb riss als wäre sie nur ein Bindfaden, lies darauf deuten, das sich unser Begleiter an ihr versuchte.

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Zur Mittagszeit drehte der Wind stark auf, die Wellen wurden deutlich höher, eine wechselnde starke Strömung erschwerte die Angelei, da es selbst ein 200 Gramm Grundblei nicht mehr auf den Meeresboden schaffte und ein erstes Opfer gab es zu beklagen.
Sergio, der Rekordhalter mit der größten Makrele die bestimmt gut 1,5 kg auf die Waage brachte, wurde zusehends ruhiger und deutlich blasser im Gesicht, bis er sich schließlich über die Reling beugte und erbärmlich kotzte.
Erstaunlicherweise erholte er sich aber wieder schnell, was eher ungewöhnlich ist, denn hat einen die Seekrankheit einmal im Griff, lässt sie einen so schnell nicht wieder los.
Das tat der Stimmung an Bord keinen Abbruch, jeder fing genug Fische für ein sattes Abendessen und Vorräte für die nächsten Wochen, soweit man eine Tiefkühlmöglichkeit zuhause hat.
Die Mannschaft feierte ihre Erfolge mit reichlich Bier, nur ich musste aufgrund meiner Antibiotika Kur mit Ingwer Tee anstoßen.
Gegen 15.00 Uhr brachen wir unseren Ausflug etwas verfrüht ab, da die Strömung das Angeln praktisch unmöglich machte und das was noch an den Haken ging, lediglich dem Zufall zuzuschreiben war.

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Die Einfahrt zurück ins Hafenbecken gestaltete sich selbst für den erfahrenen Bootsführer recht schwierig, türmten sich dort die Wellen mittlerweile bis zu 3m auf und ein heftiger Sturm tobte an Land.
Aber auch das meisterte er vorbildlich und so kamen alle unversehrt, die Kühltaschen voller Fisch zurück an Land und waren sich einig, so etwas öfter zu machen.

Zuhause angekommen begann dann der unangenehme Teil der erfolgreichen Angelei, das Fische putzen.
Ich hatte ca. 40 Flossenträger in der Box, von denen aber nur zwei die Mühe wert waren sie auszunehmen und später als ganzen Fisch zu verzehren. Vom Rest zog ich lediglich die Filets ab, das geht schnell und unkompliziert und fror sie Portionsweise ein.
Die Hühner und die Katze freuten sich über die Fischabfälle, Liebchen würzte fröhlich einen der Pargo´s um ihn morgen auf den Grill zu legen und nur Bob der Hund schaute etwas betröppelt drein, mag er doch keinen Fisch.

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Einen Tag später:

Ich quälte mich morgens aus dem Bett, Schmerzen am ganzen Körper der von blauen Flecken übersät war und wunderte mich darüber, woher diese Blutergüsse kamen.
Dann kam die Erinnerung, wie es mich gestern bei einer hohen Welle auf die Planke des Bootes warf, die Beine beim ewigen auf und ab ständig an die Reling schlugen und auch für das brennen in den Fingern fand sich schnell eine Erklärung, hatte ich mir doch bei all der Aufregung mehrfach einen Angelhaken reingehauen, was nun viele kleine Entzündungen hervor rief.
Als ich nun Liebchen meine Wunden zeigte, winkte sie nur ab und meinte das sie es hat kommen sehen, sah ich doch schon gestern bei meiner Heimkehr wie das Leiden Christi aus.
War mir gar nicht aufgefallen, vor lauter Adrenalin und Fischer Stolz.
Die telefonische Nachricht von Sergio dem Jungspund, das auch er sich fühle wie ausgekotzt, beruhigte mich dann aber ein wenig, dachte ich doch das es nur mir, dem Ältesten an Bord so ging und fragte zurück, ob unser Angeltrip das Leiden wert war und erhielt sofort die Antwort.
AUF ALLE FÄLLE, DAS MACHEN WIR WIEDER!

Wohl dem der sich seine Arbeit einteilen kann wie er will und Zeit für solch kleine Abenteuer einrichten kann. 😎

Ich freue mich schon auf das Abendessen, wenn mir mein Liebchen den kapitalen Fisch vom Grill serviert.

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FOTOS: Sind alle von @muelli. Gerne hätte ich noch mehr gezeigt, aber weder Delfin noch Hai zeigten sich gewillt lange genug zu posieren um den Auslöser zu tätigen und außerdem denkt man beim angeln weniger ans fotografieren, als daran reichlich Fisch zu fangen. Das Red Snapper Video wurde mir mit freundlicher Genehmigung zur Bearbeitung, von Sergio zur Verfügung gestellt.

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Hat sichtlich Spaß gemacht !
Das nächste Wal aber bitte mit Bildern von Delfin und Hai :-)

Schöner Beitrag. Dann guten Appetit!

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