Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft

in Deutsch D-A-CH3 years ago

Liebe Hivegemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,

als ich aufgewachsen bin, gab es im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet noch den eisernen Vorhang.

Allerdings war der größte Teil bei uns nicht eisern, sondern bestand aus ein paar Hinweisschildern und Wachtürmen auf der tschechischen Seite.

Als Kind konnte man sich damals noch mit seinen Freunden den ganzen Tag im Wald herumtreiben.

Über den kalten Krieg wussten wir nicht viel, aber damals war es noch so, dass die Mütter viel Zeit in der Küche verbrachten und Radio hörten.
Als Kind schnappte ich natürlich immer wieder einige Fetzen auf und wusste deshalb, dass dort hinter der Grenze das Böse lauert.


Komischerweise erinnere ich mich heute immer noch an den Namen Schewardnadse, damals Außenminister der UdSSR.

Natürlich hatten uns diese “bösen” Kommunisten jenseits der Grenze neugierig gemacht.
Wir dachten immer, wenn sie uns drüben erwischen, lassen sie uns nie wieder zurück.

Also haben wir daraus eine Mutprobe gemacht.
Wir haben im Wald die Grenze überquert, sind drüben rumgelaufen und haben rumgeschrien.

Oft hat es nicht lange gedauert und in der Ferne ist eine tschechische Streife aufgetaucht.
Natürlich sind wir dann so schnell wie möglich davongelaufen.
Nur schnell zurück auf bayerischen Boden.
Dort haben wir uns im Gebüsch versteckt und abgewartet was die Tschechen machen.
In der Regel haben die nur kurz geschaut, auf tschechisch geflucht, eine geraucht und sind dann wieder abgehauen.

Natürlich haben wir immer darauf vertraut, dass tschechische Grenztruppen nicht auf bayerische Kinder schießen (in der Regel schießen die ja nur auf eigene Leute), aber es war doch immer ein ziemlicher Nervenkitzel für uns Kinder.
Unsere Eltern durften natürlich auch nichts davon Wissen.
Damals gab es schließlich noch Watschn.

1989 war dann plötzlich der Eiserne Vorhang weg, die Tschechen waren wieder unsere Freunde und wir mussten uns andere Abenteuer suchen.

Irgendwo unerlaubt eindringen (z.B. nachts ins Freibad) bzw. irgendwelchen Blödsinn anstellen und dann vor der Polizei wegzulaufen gehörte als Jugendlicher irgendwie immer dazu.

Wir waren natürlich nicht wirklich kriminell.
Wir haben nichts gestohlen und auch nichts zerstört.
Damals reichte es ja schon mit dem Skateboard auf der Straße zu fahren, um von Polizisten verfolgt zu werden. Zu Fuß hatten die natürlich meist keine Chance.

Zigarettenschmuggel über die grüne Grenze war in den 90ern auch eines meiner Hobbies.
Ein schönes Taschengeld und immer ein guter Nervenkitzel, schließlich waren ja damals noch immer Streifen vom bayerischen Zoll unterwegs.

Wirklich jeder Jugendliche hasste damals die Polizei, die Lehrer und den Staat.
War so.

Bei den meisten Jugendlichen gibt es das heutzutage nicht mehr.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Jugendlichen gesehen habe, der vor einem Polizisten davon läuft.

Was ich aber ständig sehe, sind übergewichtige Jugendliche und übergewichtige Polizisten.
Zufall?

Als Heranwachsender ist es wichtig seine Grenzen zu testen.
Deshalb prügelt man sich, springt von irgendwelchen hohen Bäumen, läuft vor der Polizei weg, fährt schwarz, etc.

In einer Welt aufzuwachsen, in der momentan praktisch alles verboten ist, macht das Testen Grenzen auf keinen Fall einfacher.

Wie soll man seine Grenzen kennen lernen, wenn ganz normales Verhalten plötzlich verboten ist?

Versucht einmal jemand Fremden bei der Begrüßung die Hand zu geben.
Man bekommt entweder eine panische Reaktion, oder der Gegenüber freut sich so, dass er einem fast um den Hals fällt.

Ich glaube von den Kindern und Jugendlichen, die jetzt aufwachsen, wird es in der Zukunft zwei Hauptgruppen geben.

Die erste Gruppe wird ihr Leben lang sämtliche Gesetze und Regeln peinlich genau befolgen, auch wenn sie noch so blödsinnig sind.
Ich gehe davon aus, dass dies bis zu 80% der Heranwachsenden sein werden.

Die zweite Gruppe wird ihr Leben lang auf sämtliche Regeln und Gesetze scheißen, mögen sie vielleicht auch sinnvoll sein.

Vielleicht liege ich aber auch falsch, aber spurlos wird diese Zeit nicht an den Kindern vorbeigehen.

Ich sehne mich zurück nach den 90ern.
Im Nachhinein kommt es mir so vor als hätten wir damals eine einzige jahrelang dauernde Party gefeiert.

Könnt ihr Euch noch an die Freiheiten erinnern, die wir damals alle genossen haben?
Ende der 90er ging es ja leider dann immer schneller bergab mit der Freiheit.

Sort:  

oder der Gegenüber freut sich so, dass er einem fast um den Hals fällt.

Haha! TOP!

Wenn ich bei meiner Oma in den Musik Kisten von meinen Onkels rumkramte die jetzt auch so um die 40-50 sind hat mich immer der Neid gepackt. Kassetten die sie bespielten auf denen von Punkmusik bis wirklich schlechtem Hardcore Techno und Metall alles drauf war, was man halt so hörte wenn es spontan mit dem Auto irgendwo hin ging. Mit meinem Kumpel habe ich versucht es nach zu leben, wie Generationen vor uns aber es war ziemlich leer, ein paar Altpunks, Skins, Skater usw. gab es noch aber das lag alles schon in den letzten Atemzügen.

spontan mit dem Auto irgendwo hin ging

Zum Beispiel schnell zum Pizzaessen nach Italien oder 1000 km auf eine Fischsemmel nach Hamburg.
War schon geil damals.
Heute fährt man mit dem Elektrofahrrad zur Klimademo.

Wir haben uns in Belgien im Offroadgelände rumgetrieben. Mein Bruder hatte seinen Ural 6x6 dabei - als der Boris einer der Kumpels den rückwärtssetzte rollte er gegen eine Tanne die direkt den Abflug machte.

Michael rollte mit seinem Dodge den Hang runter fing an zu rutschen und überschlug sich - sprang noch rechtzeitig aus dem Wagen - ehe dieser sich für immer verabschiedete. Mit dem Knie hatter er mindestens zwei Jahre zu tun. Ist aber alles verheilt.

Natürlich war der Ural klimafreundlich - 1 Liter Stoff auf einen Kilometer mit Russentechnik waren absolut normal. Beim Diesel waren es nachdem mein Bruder den Motor etwas modifizierte - in dem er von einem DAF Einspritzdüsen einbaute - dann nur noch 32 Liter auf 100 Kilometer.

Gibt unzählige Geschichten - die Lagerfeuer am Rhein - natürlich löste die Fähre dann Alarm aus, als ein Seil wie aus dem Nichts wackelte nur weil einer der Jungs mit seinem Offroader über eine der Stahltrossen gerollt war. Dauerte keine 4 Minuten bis das Blaulicht anrauschte, während wir uns aus dem Staub gemacht hatten.

Um unser Leben haben wir gebangt, als wir mit dem GAZ 46 , der russischen Kopie des Schwimmwagens der Amies aus dem zweiten Weltkrieg auf dem Rhein flussab zwischen zwei Schubschiffen durchschipperten. Mein Bruder war irre - hatte ihn noch gewarnt dies nicht zu tun. Die Heckwelle der beiden Schubschiffe war gigantisch und das bei einer Bordfreiheit von vielleicht 20 Zentimetern. Ich sah uns schon auf dem Grund des Rheins. Die Motorklappe zur Luftzufuhr des Motors riss mein Bruder noch runter als ich ihn darauf hinwies. Dann kam die Wasserwand und der Schwimmagen rauschte wie ein Speedboot die Heckwelle hinter den Schubverband hinunter voll auf eine Wand aus Wasser - nichts als Wasser. Ich glaub für einen kurzen Augenblick hatte ich gebetet. Denn der Schwimmwagen machte keine Anstalten den Wellenberg nach oben wieder zu nehmen und es hatte den Anschein als ob er einfach auf den Grund rauscht. Dann stand die Wand aus Wasser auf der Windschutzscheibe der Schwimmwagen tauchter immer noch ab in die Tiefe. Wenn jetzt die Windschutzscheibe unter dem Druch der Wassermassen gebrochen wäre wären wir abgesoffen. Doch dann war es plötzlich da - zunächst nur ein paar Zentimeter und dann immer schneller - der Auftrieb von vorne - gleichzeitig rauschten gewaltige Wassermassenvon oben ins Innere des Schwimmwagens. Alle - aber ausnahmsalle waren durchnässt bis auf die Unterhosen - aber das war egal - wir lebten. Die Bordfreiheit betrug nur noch wenige Zentimeter - und wir schmissen die Lenzpumpe an. Als wir 20 Kilometer weiter rheinabwärts in Düsseldorf ankamen war die Bilge leergepumpt.

So ein Scheiss hat mein Bruder dann aber nie wieder gemacht - wohl auch weil er den Schwimmwagen nicht an den Rhein verlieren wollte.

Ich weiss gar nicht, ob er den noch hat. Die Dichtungsgummies an den Antriebseinheiten stammten noch aus dem zweiten Weltkrieg und waren 50 Jahre alt und hielten auch noch Jahre später beim Schippern.

Ein Bekannter - den wir nur als Hirn bezeichneten - hatte seinen GAZ restaurieren lassen und die Gummies getauscht, weil sie ihm zu alt waren. Nach der Restauration soff er dann mit dem GAZ am Rhein ab. Stand glaube ich auch sogar in der Zeitung. Den GAZ aus dem Rhein zu kriegen, war ein Debakel - der Schaden war enorm. Wir haben uns gekringelt vor Lachen - allein das Gesicht des Besitzers... Er musste dann mit Tauchern und Stahltrossen und schwerem Gerät den teuer restaurierten Gaz aus dem Rhein ziehen...

Was lehrt uns das? Die Russen bauen Autos und Fahrzeuge für die Ewigkeit... :o)

https://de.wikipedia.org/wiki/GAZ-46

Wir haben echt jede Menge Spaß gehabt. Alles selber repariert wenn es sein musste. Einmal sind wir morgens um 4 Uhr am D-Day in die Normandie gedüst oder haben binnen einer Nacht den Motor am Jeep gewechselt und zuvor das Getriebe getauscht und gingen dann nach Sonnenaufgang ko ins Bett.

absolut geile Geschichten, die du hier erzählst. Danke! Ich habe so gelacht und das gleich meinen beiden Brüdern erzählt, die ähnliches erlebt haben. Und gerade saßen wir noch so zusammen und haben uns an diese alten Zeiten erinnert. Mein Bruder, der seinen Mercedes bei einer Jagd um den Teich nach 80er Crossrädern in den Schlamm gesetzt hat, wurde am nächsten Tag von den Bullen gesucht. Die haben dann nur gesagt, dass der Wagen abgeschleppt würde, wenn er ihn nicht bald abholt und das wars dann. Er dann mit meinen anderen beiden Brüdern und zwei Autos den Benz rausgezogen. Nichts mit Anzeige oder Führerschein weg. Oder seine Freundin mit einem alten Renault und einer kaputten Tür und total abgewetzten Reifen ebenfalls angehalten worden. Die haben das früher nicht so eng gesehen, die Leute hatten alle nicht so viel Geld und Versicherungen und da fuhr man eben auch so alte Möhren, die halb auseinanderfielen. Hier auf dem Land jedenfalls drückte man alle Augen zu.

Als mein Kühler vom Audi kaputt war, hatte mein Bruder einen manuellen Lüfter eingebaut, den ich regelmäßig vergaß, auszuschalten. Wenn ich dann wiederkam und losfahren wollte, war die Batterie leer und wir mussten schieben und dann im zweiten Gang anfahren. Dann ein paar Kilometer durch die Gegend brettern, um die Batterie wieder aufzuladen. War alles keine große Sache, kein Drama. Man hat eben improvisiert. :) Schöne Erinnerungen, die da wach werden.

Nochmals Danke!

Schöne Erzählung, die zum Teilen von Geschichten anregt. Ich hab mich im Kommentarbereich königlich amüsiert. Herzlichen Dank!

Als asozialer Einzelgänger muß ich sagen, es war immer gleich beschissen. & im Augenblick fühle ich mich so gut wie lange nicht. (Liegt aber eher am diesjährigen Geldsegen, als sonstworan.)

Tja, diese Nostalgie... Daran merkst Du, dass Du alt wirst. Und auch etwas weiser, hoffentlich. Willkommen im Klub. 🤣

PS: Früher war alles besser. Das hat mir mein Papa beigebracht. Der wusste es ganz genau; hat's nämlich von Opa gelernt.

Congratulations for your great article.

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Herzlichen Glückwunsch zu deinem tollen Artikel.

Du wurdest hiermit für den Monatspreis der Liebe im April nominiert.

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Background - pixabay

Ja, es ist ein ungeheures Verbrechen an der kommenden Generation, was da gerade abgeht.

Komischerweise nimmt es die Jugend nicht wirklich wahr.
Es gibt keine Diskussionen und keinen Protest.
Ich habe in den letzten 12 Monaten nicht einmal erlebt, dass ein Schüler die Coronavorschriften nicht peinlich genau (ohne Murren) umgesetzt hätte.

Nicht nur die Jugend. Auch die Erwachsenen. Alle brav ihre Giftmüll-FFP2-Chinamasken ans Gesicht gepappt. Keiner mit Stoffmaske (ausser mir😁).
Aber dass gerade bei den Jungen nicht mehr protestieren ist besonders erschütternd.

Mit Stoffmasken darfst Du bei uns nirgends mehr rein.
Nur noch FFP2.
Die Spenden/Schmiergelder an die Politik müssen schließlich wieder rein kommen.
Deshalb auch Maskenpflicht im Klassenzimmer trotz negativem Schnelltest.

Bei mir sind es die 80er, die ich vermisse.

Aber deine Geschichten kommen mir irgendwie sehr bekannt vor 😉

Ich war irgendwie immer grün mit den Bullen. Wenn se mich hätten Hops nehmen können wollten se nicht und die paar die mich Hops nehmen wollten konnten es nicht, weil unschuldig. Klar war da auch Dusel dabei, aber ich hab die nie wirklich als meine Feinde gesehen. Ich habs auchs zur Zeit schwer auf den Rippen also hast mit deiner Theorie vielleicht recht, aber hier rennen die Bullen nur wenn du auch wirklich was getan hast. Nicht wie in Bayern wo ich Angst haben muss wegen ein paar gramm Gras oder Skateboarden Probleme zu kriegen.

Herr Haller hat den Blues. Gut, dann legen wir noch ne Schippe drauf :-)

Leroy hat als Grundschüler schon unschuldige Küsse mit der Metzgerstochter im Viehtransportanhänger ausgetauscht und war danach mit ihr zusammen "Schelleklobbe" (bei bösartigen Opas und Omas klingen, warten bis sie rauskommen, dann "Arschloch" schreien und weglaufen). Aber wehe, sie haben es danach Deiner Mutter gesagt. Dann gab es ohne Nachfrage eine Backpfeife, die Du nicht so schnell vergessen hast. Deswegen hat es ja auch Spaß gemacht.

Ob die Bullen böse waren, kann ich nicht beurteilen, weil es praktisch keine gab, und wenn es welche gab, waren die gut drauf. Als Jugendliche sind wir ins Polizeirevier, um ins Röhrchen zu blasen und zu sehen, wer am besoffensten ist. Haben die immer amüsiert mitgemacht.

Die Polizei in Bayern war schon immer stolz darauf härter durchzugreifen als der Rest der Republik.
Deshalb gab es bei uns keine Fraternisierung mit der Polizei.
Da es damals noch keine Handys mit Kamera gab, haben sie gerne härter hingelangt.
Deshalb musste man immer weglaufen.
Hat mir aber nicht geschadet.
Die Polizisten von damals sind heute alle fett. Ich nicht.