Warum der wahre Wert von Kryptos null ist und wie man dies ändern kann

in Deutsch D-A-CH4 years ago (edited)

Liebe Hivegemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Kryptofreunde,

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immer wieder hört man, vor allem von Kryptoanhängern, dass FIAT-Währungen im Grunde genommen wertlos oder staatliches Falschgeld sind.

Gerne wird dazu auch Voltaire zitiert:

Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.

Schauen wir uns heute einmal an, was tatsächlich dran ist.

Der Wert des Geldes:

1. Staatliche Währungen:
Oft wird gesagt, dass die staatlichen Währungen nur deshalb einen Wert haben, weil es legal tender laws gibt.
Auch Schumpeter, der ansonsten ein hervorragender Geldtheoretiker war, hat diese These vertreten.
Sie ist aber nicht richtig.
Es gibt nämlich Länder, wo kein gesetzliches Zahlungsmittel definiert ist bzw. die überhaupt keine eigene Währung haben.

Oft wird auch das Regressionstheorem von Mises herangezogen, welches besagt, dass Geld deshalb ein Wert beigemessen wird, weil es gestern wertvoll war.
Wenn man weit genug zurückgeht, landet man irgendwann beim Gold und dies hatte einen inneren Wert.

Dies ist natürlich auch völliger Unsinn.
Erstens gab es Kreditgeld in Form von Buchgeld oder Kerbhölzern (Tally-Sticks) lange bevor es Münzen gab und zweitens basiert diese Theorie auf dem Glauben, dass die Menschen zu blöd sind, um zu erkennen, dass Geld heutzutage nicht mehr mit Gold gedeckt ist.
Die Edelmetalldeckung gab es sowieso nur für eine sehr kurze Zeit.

Was ist es dann?

Taxes drive Money
Es ist die Steuer.
Der Wert von staatlichen Währungen liegt darin begründet, dass sie eine Steuergutschrift darstellen.
Dies zeigt sich besonders gut am Beispiel der Tally-Sticks.

Welchen Wert hat so ein Stück Holz?
Privat wurden diese Tally-Sticks wahrscheinlich schon immer verwendet, um Schuldverhältnisse zu dokumentieren.
Zur staatlichen Währung wurden sie erst um 1100 unter Henry I.
Man musste nämlich seine Steuern in Tally-Sticks bezahlen, die vom Schatzamt herausgegeben wurden.
So hat sich der Staat damals finanziert.
Man kauft auf dem Markt Dienstleistungen ein (z.B. Soldaten, Waffen, Schlösser) und bezahlt mit Tally-Sticks.
Damit die Bürger diese eigentlich wertlosen Hölzer zur Bezahlung annehmen, legt man ihnen eine Steuer auf, die genau in diesen Tally-Sticks zu zahlen ist.
Die heutigen Eurobanknoten, Münzen und Zentralbankguthaben sind nichts anderes als die mittelalterlichen Tally-Sticks.
Nämlich eine Steuergutschrift.

Natürlich gab es in der Geschichte auch immer Edelmetallmünzen.
Diese stellten aber genauso eine Steuergutschrift dar.
Der nominelle Wert war immer höher als der Materialwert.
Der Grund warum sie zum Einsatz kamen war, dass sie schwerer zu fälschen waren und weil man damit die Söldner bezahlt hat.
Da diese Söldner in der Regel Ausländer waren, hatten sie keine Steuerschulden.
Da die Feldzüge ja in der Regel im Ausland stattfanden, konnte man dort mit Tally-Sticks nichts anfangen.
Im Ausland wurden diese Goldmünzen allerdings nur zum Marktpreis (Materialwert) gehandelt.

2. Buchgeld der Banken:
Der Wert von Buchgeld liegt darin begründet, dass es als Kredit in die Welt kommt und durch die zukünftige Arbeitsleistung des Kreditnehmers gedeckt ist.
Da alle Banken in der Eurozone dieses Geld zum nominalen Wert zur Schuldentilgung annehmen, wird es allgemein akzeptiert.
Zusätzlich stellt es einen Anspruch auf Zentralbankgeld bzw. Bargeld dar, also einen Anspruch auf eine Steuergutschrift.
Das Clearing zwischen den Banken wird sowieso mit Zentralbankgeld abgewickelt.

Selbst wenn man persönlich weder Schulden hat, noch steuerpflichtig ist, weiß man, dass es genug Menschen gibt, die Schulden (auch Steuerschulden) haben und dieses Geld gerne annehmen.

Merke:

Geld muss vom Emittenten zur Schuldentilgung akzeptiert werden.

Wir sehen, sowohl bei staatlichem Währungsgeld, als auch bei privaten Bankgeld oder privaten Schuldscheinen, die als Geld zirkulieren, steht immer ein gewisser Zwang dahinter.
Der Zwang des Schuldners seine Schuld zu tilgen.

3. Kryptogeld:
Kryptogeld kommt nicht als Kredit auf die Welt, es gibt also im System niemanden, der gezwungen ist, damit seine Schuld zu tilgen.

Oft wird als Argument pro Kryptogeld angebracht, dass diese nur in begrenzter Stückzahl existieren und deshalb nicht inflationär sind.
Dieses Argument orientiert sich am Monetarismus, also die angebliche Tatsache, dass die Menge des Geldes direkt mit seinem Wert korreliert.
Diese Theorie hat sich als falsch erwiesen.
Aber selbst wenn sie wahr wäre, so wäre doch die Einführung einer Kryptowährung schon inflationär.
Vor den Kryptowährungen gab es das schon existente Geld.
Jetzt gibt es das Geld plus die Kryptowährungen.
Zusätzlich kommen ständig neue Kryptowährungen auf den Markt.

Dass Kryptowährungen auf dem Markt trotzdem einen Wert haben, liegt daran, dass die Halter bzw. Käufer von Kryptowährungen hoffen, dass sie im Wert steigen.
Greater-Fools-Theorie.

Wie Kryptowährungen zu Geld werden könnten

Diejenigen, die Kryptowährungen emittieren, müssten gleichzeitig Waren oder Dienstleistungen anbieten, die man nur in der eigenen Kryptowährung bezahlen kann.
Gleichzeitig müssten sie Waren und Dienstleistungen nachfragen und diese in der eigenen Kryptowährung bezahlen.
Steemit oder Hive müsste also einen Online-Shop wie Amazon betreiben, in dem man nur mit Steem bzw. Hive bezahlen kann. Dann gäbe es eine echte Nachfrage nach Steem oder Hive und gleichzeitig würde sich der Wert stabilisieren.

Da ein Online-Shop sehr aufwändig ist, würde es schon reichen, wenn man die Autoren in Steem bzw. Hive bezahlt und die Artikel, die von den Bloggern geschrieben werden hinter ein Bezahlschranke stellt.
Wer die Artikel lesen will, muss in Steem bzw. Hive bezahlen.

Leider wurden die Kryptowährungen bisher nur von Leuten in die Welt gebracht, die das Wesen des Geldes nicht verstanden haben.
Sollte sich dies nicht ändern, werden Kryptos auch weiterhin ein Schattendasein führen.

Stephan Haller

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Sehr interessant !👍

3 Punkte:

  1. Diejenigen, die Kryptowährungen emittieren, müssten gleichzeitig Waren oder Dienstleistungen anbieten, die man nur in der eigenen Kryptowährung bezahlen kann.
    Gleichzeitig müssten sie Waren und Dienstleistungen nachfragen und diese in der eigenen Kryptowährung bezahlen.

    Seit 2017 gibt es auf der Ethereum-Blockchain haufenweise Apps/Spiele bei denen man mit ETH oder mit ETH-Token bezahlt (z.B. Cryptokitties, Cryptopunks, Decentraland, Axie Infinity, u.v.m.). Von anderen Ketten (EOS, NEO) hört man Ähnliches.
    Das sollte ja dann laut Deiner Hypothese die Währung stärken oder ? 🤔
  2. Oft wird als Argument pro Kryptogeld angebracht, dass diese nur in begrenzter Stückzahl existieren und deshalb nicht inflationär sind.
    Dieses Argument orientiert sich am Monetarismus, also die angebliche Tatsache, dass die Menge des Geldes direkt mit seinem Wert korreliert.
    Diese Theorie hat sich als falsch erwiesen.

    Beispiel arme oder Schwellenländer(z.B. Afrika): Man hat keinen sicheren Zugang zu harter Währung(die eigene Währung ist meist Mist) oder Werten wie z.B. Gold o.ä. Ein online-Zugang - und somit Zugang zu Krypto-Währung - ist dort deutlich realistischer.
    Könnte das eine Chance für Crypto sein ?
  3. Bei Geld welches als Kredit in die Welt kommt ist dies anders.
    Hier gibt es immer mindestens einen (den Emittenten), welcher dieses Geld annehmen muss.

    Binance "verleiht" schon seit Längerem Geld. Auch eine Chance für Crypto ?

Zu 1.:
Das könnte ein Anfang sein. Ist aber ganz sicher nicht massentauglich.

Zu 2.:
Diesen Weg beschreitet https://www.sikoba.com/.
Einige der wenigen in der Blockchain-Szene, die das Wesen des Geldes verstanden haben.

Zu 3.:
Geld Verleihen bringt nichts. Man muss es erschaffen.
Eine Bank verleiht kein Geld. Sie kauft dein privates IOU und zahlt dafür mit ihrem eigenen IOU.
Dabei wird sich gleichzeitig zum Schuldner und Gläubiger sowie auch der Kreditnehmer gleichzeitig Gläubiger und Schuldner der Bank wird.

Also Wert = Zwang?

also nicht Wert = Kosten (Keynesian)

auch nicht Wert = Arbeitskraft (Marx)

auch nicht Wert = subjektives Ranking von Gütern aufgrund von Präferenz; Marktwert = Äqui­li­b­ri­um der persönlichen Werturteile von Käufern und Verkäufern (österreichische Schule)

einige Hippies (welche digital am Start sind) handeln auch mit verdienten Hive, da die anderen Hippies entweder ebenfalls Hiver sind oder Hive einfach für BTC tauschen... dafür braucht Hive selbst keinen Onlineshop

So würde ich das nicht sagen.
Bewertung ist immer ein individueller Akt.
Der Wert von Buchgeld ergibt sich aber zum großen Teil aus zukünftiger Arbeitsleistung.
Wichtig ist, dass jedes Geld ein IOU darstellt und zur Geldschöpfung immer zwei gehören (Schuldner und Gläubiger).
Auch muss es vergegenständlicht werden, damit es wandern kann.
Natürlich kann man innerhalb eines Tauschkreises auch mit Hive handeln, man hat aber niemals eine Garantie, dass jemand Hive annimmt.
Bei Geld welches als Kredit in die Welt kommt ist dies anders.
Hier gibt es immer mindestens einen (den Emittenten), welcher dieses Geld annehmen muss.

Ich sehe es so, dass durch den Zwang der eigentlich individuelle, subjektive (natürliche) Prozess untergraben wird/ wurde..

man hat aber niemals eine Garantie, dass jemand Hive annimmt.

Natürlich nicht! Da es ja eben auf Freiwilligkeit und nicht auf Zwang basiert ;)
Man kann sich jedoch darauf einigen, dass einer von beiden die Hive (vor oder nach dem Handel) in BTC/ Fiat wechselt..
Je nach Einigung (wieder freiwillig) verzögert sich eben der Handel, oder nicht.. :)

Ich weiß schon, dass du Schuldzwang als nicht schlecht siehst - meiner Meinung nach geht das komplette Hochfinanz Schuldgelssystem aber mathematisch einfach nicht auf (mehr Schulden als erschaffenes Geld durch Zins auf jedes erschaffene Geld) -> Schulddruck

Ich sehe das ganze jedoch als riesige Abwärtsspirale. Klar man kann ne Zeit auf Pump leben (soll man sogar) aber dadurch fällt man nur noch tiefer (zumindest ohne das richtige Wissen)
Und dann haben wir wieder Sklaven.. Schuldsklaven.

Naja bin mal gespannt wie es jetzt weiter geht.. MMT wird ja sehr gepuscht und auch das Internationale Wirtschaftsforum puscht einen großen Reset..

Natürlich geht es mathematisch auf.
Jede Bankbilanz ist immer ausgeglichen.
Der Zins wird ja auf beide Seiten der Bilanz eingetragen.
Zins erhöht gleichzeitig die Schuld und auf der anderen Seite die Guthaben.
Das System als Ganzes wird dadurch weder ärmer noch reicher.
Reicher werden kann die Menschheit nur durch die Erhöhung der Sachvermögen. Dass die Produktion dieser ins Rollen kommt, dafür braucht es Geld.
Wenn alle Schulden bezahlt sind, ist das ganze Geld verschwunden (inklusive Zinsen), dafür gibt es aber lauter neue Häuser, Straßen, etc.
Stell Dir vor du spielst Karten und ihr schreibt das was jeder gewinnt/verliert auf einen Zettel auf.
Können demjenigen der schreibt die Zahlen ausgehen?
Werden die Kartenspieler insgesamt reicher oder ärmer?
Ändert sich insgesamt irgend etwas, wenn ihr die Einsätze verringert oder verdoppelt (Abwertung/Aufwertung)?
Ändert sich etwas, wenn ihr das Wertmaß ändert (zurück zur DM)?
Ist es besser, wenn ihr anstatt die Gewinne/Verluste auf einen wertlosen Zettel schreibt, das Ganze in Goldtafeln graviert?
Oder eure Rechner stundenlang laufen lasst, damit diese die Zahlen ausspucken?
Beantworte für dich selbst diese Fragen und dann hast du das Geldsystem kapiert.

P.S. Die MMT Leute haben es als einige der wenigen kapiert.

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