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RE: ChatGPT ist toll, aber...

in Deutsch D-A-CHlast year

Ich, da ohnehin wieder einmal viel zu spät dran, versuche mich auf ein paar wenige Aspekte zu beschränken.
Der Ritt auf einem Gaul aus Züchtung der künstlichen Intelligenz halte ich für ein Unterfangen, welches mir lediglich ein gelangweiltes Gähnen entlockt. Ob mit oder ohne Sattel, die Stiefel gespornt oder mit lockerer Leine – der Ausritt ist und bleibt eine müde Farce.
Der berittene Gaul ist nämlich nichts anderes als ein mannigfaltig dressierter Zirkusgaul, der nur noch das an Leben abrufen kann, was ihm zuvor eingetrichtert wurde. Doch will und (noch viel wahrscheinlicher) kann der selbstzufriedene Reiter viel zu oft diese Einschränkung nicht erkennen, da sein geistiger Horizont knapp hinter der letzten Biegung liegt und das erhellende Licht nicht durch die heruntergelassenen Jalousien dringen kann.
Den komischen Moment in die Betrachtung bringt die Tatsache, wenn der stolze Reitersmann seine neu gewonnen Erfahrungen an die Öffentlichkeit weiterreicht, dabei jedoch vollkommen aus seinem Gedächtnis streicht, bislang lediglich Erfahrungen auf einem hölzernen Schaukelpferd veröffentlicht zu haben.
Ein paar wenige Blicke in den angehäuften, publizierten Misthaufen der Vergangenheit bringt schnell Klarheit. Es genügt bei Weitem nicht, Heinrich zu heißen, um wie Böll schreiben zu können.
Die »künstliche Intelligenz« (in meinen Augen übrigens ein tolles Paradoxon, da wir die menschliche Intelligenz weder zweifelsfrei definieren, noch einzuschätzen wissen, aber den künstlichen Bruder voll im Griff zu haben glauben), wird mit Sicherheit ihren Platz in unserem Alltagsrhythmus einnehmen. Die Frage bleibt nur, wann und wieso überhaupt wir einen Anlass erkennen, uns von ihr füttern oder leiten zu lassen?

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Wie wahr. Aber viele springen da einfach auf diesen Zug (oder Gaul) auf, vielleicht einfach, weil es die anderen auch machen. Es gibt auch beunruhigende Studien , die zeigen, dass z.B. in einer (deren Quelle ich gerade nicht parat habe) 50% der befragten Unternehmen angegeben haben, schon Personal aufgrund von ChatGPT entlassen zu haben! Denn in der Wirtschaft sind keine Bölls gefragt, sondern Roboter (das Wort kommt ja von tsch. robota =Zwangsarbeit).
Die eigentliche Frage war aber, ob man jeden der von ChatGPT ausgespuckten Wortfürze gleich auf die Blockchain bannen soll.

Das werden noch mehr Entlassungen werden.

Der Bann der Meinungsfreiheit (wobei vorrangig unerheblich, wie diese Meinung sich als solche bilden konnte) ist ein tiefer und schmerzlicher Eingriff.
Viel unterhaltsamer wird das mediale Ereignis, wenn es hin zu seiner Planung und Entstehung hinterfragt wird.
Dann wird es nämlich meist wild im Ruderhafen.