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RE: Vom Stolz zum Gemeinwohl – eine kleine Abrechnung mit den großen Schlagworten

in Deutsch D-A-CH27 days ago

Es sind da allerdings auch die Momente, da gibt sich der Mensch als Staubsauger zu erkennen. Ich habe mich in dieser Funktion für die Schultafelweisheit entschieden. Also, rein damit in den Beutel, voller Hoffnung, eines Tages die Bedeutung des Fundes in vollem Umfang verstehen zu können.
Den Umgang mit dem Stolz erachte ich als heikel, da der Begriff im Vorfeld einer genaueren Definition bedarf. Sollte das, was mich mit dem Gefühl des Stolzes erfüllt, ganz nebenbei auch den einen oder anderen Schulterklopfer auf den Plan rufen, schmälert dies ja nicht den Anlass meines inneren Stolzes.
Da ich in einem Umfeld des praktizierten Tauschhandels lebe, kann ich versichern, dass Hinterlist und Gier dadurch nicht ins Hintertreffen geraten sind.
Selbstverständlich ist der Mensch so wenig ein soziales Wesen wie Hahn oder Henne. Allerdings verfügt er über das Werkzeug, bei sich selbst an der einen oder anderen Schraube zu drehen, um (zumindest) über das (sein) soziale(s) Verhalten nachzudenken.

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Dein Staubsauger-Bild gefällt mir, weil es zeigt: Gedanken brauchen manchmal Zeit, bis man ihren Wert erkennt.
Beim Stolz sind wir uns einig: Er braucht eine klare Definition. Für mich ist entscheidend, zwischen echtem, innerem Stolz und dem falschen, lauten Stolz zu unterscheiden. Applaus mag begleiten, aber er macht keine Leistung wahrer.
Auch Dein Verweis auf den Tauschhandel bestätigt meinen Ansatz: Der Mensch bleibt Spekulant. Selbst wenn Geld verschwindet, verschwinden List und Gier nicht – sie kleiden sich nur anders.
Und zur Sozialität: Ich sehe es wie Du – der Mensch ist kein soziales Wesen, er hat nur die Fähigkeit, über sein Verhalten nachzudenken. Das „Soziale“ ist also Ergebnis von Reflexion, nicht Natur.
Mich interessiert: Wie funktioniert dieses Tauschumfeld, von dem Du sprichst, in der Praxis? Ich stelle mir das insgesamt schwerfällig vor – punktuell sicher realisierbar, aber als Ganzes äußerst kompliziert. Oder siehst Du darin einen gangbaren Weg?

Die sich seit langer Zeit bewährte Methode des täglichen Miteinanders hat sich dadurch entwickelt, da der erste greifbare Einzelhändler kilometerweit entfernt ist und Gleiches auch für die medizinische Versorgung gilt. So bringt jeder in die Dorfgemeinschaft das ein, von dem er glaubt, Ahnung zu haben, um damit den „Lebensfluss“ am Plättchern zu halten. Weder benötigt jeder einen eigenen Traktor, noch alle teuren Maschinen. Der Nachbar kann besonders gut mit Holz. Eine Fähigkeit, die gerne in Anspruch genommen wird und mit Naturalien vom Feld oder der Hilfestellung beim Überqueren bürokratischer Hürden „bezahlt“ wird. Ein Habitus, den ich nicht mehr missen möchte, da jemand stets jemanden kennt oder selbst die Idee hat, wie der Schuh passend gemacht werden könnte. Der Funktionalität liegt zwar kein Garantieschein bei, doch hat man es zumindest gemeinsam versucht.