Gedanken eines alten, weißen Mannes

in #deutsch4 years ago

Meine Güte ist aktuell was los in der Welt... Man kann kaum Atem holen, ohne dass sich ein Wirbel aus News und Fakenews in neue ungeahnte Höhen schrauben. Höchste Zeit für mich, wieder einmal zu versuchen meine Gedanken zu sortieren und mit meinem ganz persönlichen moralischen Kompass abzugleichen. Vielleicht nutzt dies auch dem ein oder anderen sich Gedanken zu machen.

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Was hab ich also gemacht in den letzten Monaten? Ich hab gearbeitet, mehr als zuvor und im Homeoffice. Ich bin also definitiv privilegiert, da ich einen Job habe, nicht in Kurzarbeit musste und nicht all zuviel Angst vor der Zukunft haben muss, zumindest im Verhältnis zu vielen, vielen Menschen aktuell weltweit. Ich gehe auf die 50 zu und bin in Deutschland als Weißer und noch dazu als Mann geboren. Ich stelle also wie es scheint die Minderheit der privilegierten alten Männer dar, vor der ständig und an jeder Ecke gewarnt wird.

Hier nun ein paar Gedanken und ACHTUNG Triggerwarning !!! es könnte für Zartbesaitete nicht leicht sein hier weiter zu lesen.

Covid-19

Ganz ehrlich: Abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass es sinnvoll ist, wenn andere (Politiker oder Keyboardaktivisten) mir vorschreiben, wie ich mein Leben zu führen habe, möchte ich nicht in der Haut derjenigen stecken, die gerade glauben, sie müssten solche Entscheidungen treffen, irrelevant ob von Gottes oder Volkes Gnaden.

Warum? Weil kaum einer weiß was los ist, was welche Konsequenzen hat und niemand (auch ich, auch unsere Politiker, auch unsere Wirtschaftsexperten und Virologen) einen blassen Dunst davon hat, was auf dem Gleis folgt welches man einschlägt. An dieser Stelle möchte ich zum googlen anregen: Trolley-Problem

Kurz zusammengefasst: Ein Zug fährt auf einem Gleis und fährt demnächst an einer Weiche vorbei, welche DU betätigen könntest. Du siehst, wenn du nichts tust, überfährt der Zug 5 Menschen, wenn du die Weiche umstellst nur einen Menschen. Was tust Du? Hier ist die Entscheidung relativ einfach und die meisten Menschen (82%) würden ohne sich Gedanken zu machen die Weiche umstellen. Wenn man den Versuchsaufbau nun umstellt: Es gibt keine Weiche, sondern einen sehr dicken Mann, der auf einer Brücke steht und das Herunterschubsen des Mannes würde den Zug stoppen, der ansonsten 5 Menschen überfährt. Hier würden deutlich weniger Menschen den Einen opfern. Gehen wir noch einen Schritt weiter und versetzen uns in einen Arzt, der 5 Todkranke Patienten hat und der perfekte Spender kommt bei ihm zur Tür rein. Wenn er ihn tötet , ausweidet und Lunge, Leber, Niere, Herz und Blut extrahiert, kann er seine 5 Patienten retten... fast keiner mehr würde hier gegen den einen entscheiden obwohl die Situation eigentlich die gleiche ist.: 5 Leben vs 1 Leben. Es ist also nicht ganz so einfach wie viele denken.

Corona ist für mich ein sehr typisches Trolley-Problem, nur mit dem Unterschied, dass keiner wirklich sagen kann, wie viele Menschen auf welchem Gleis stehen. Virologen sehen sich nur das eine Gleis an, Psychologen und Wirtschaftsexperten das andere. Ich bin weder Psychologe, noch Wirtschaftexperte und schon gar kein Virologe, aber unabhängig von allen Aussagen dieser Gruppen gehöre ich zu der kleinen Gruppe die auch schon im ersten Fall die Weiche nicht umstellen würde. Ob das nun vom vielen oder vom wenigen Nachdenken kommt wage ich nicht zu beantworten...

Fast völlig unabhängig davon: Regelmäßiges Händewaschen und Nies-Ettikette waren zum Glück noch Teil unserer Erziehung zu alten, weißen Männern. Ebenso eine gewisse Distanz zu Menschen, die man nicht kennt. Wie diese Art Erziehung verloren ging, wundert mich schon. Wie man sich dagegen auflehnen kann, wundert mich aber ebenso. Wozu jetzt nötig sein sollte, dass sich Politik da einmischt entzieht sich mir komplett. Ganz radikal ausgedrückt, wer sich mit Menschen umgibt, die sich in die Hand rotzen und dann ungewaschen diese Hand zum Gruß anbieten ist eigentlich selber schuld an sämtlichen Konsequenzen. Die Wirtschaft für verfehlte Erziehung verantwortlich und haftbar zu machen sollte man vielleicht aber dennoch überdenken...

Glaube ich, dass Covid ein "Killervirus" ist? Nein. Punkt. Halte ich das Virus für eine kleine Gruppe von Menschen für gefährlich? Sicher.! Was ich in dem Zusammenhang glaube ist aber aber auch nicht wirklich wichtig. Ich halte das "Umstellen der Weiche" aus utilitaristischen Motiven einfach für ethisch falsch.

Was ich vom Sabberlatz halte behalte ich weitgehend für mich, die Wahl der Bezeichnung sollte aber ein Indiz liefern. Ich stelle nur fest, dass völlig widersprüchliche Informationen dazu von den Gleichen "üblichen Verdächtigen" über Jahre hinweg geliefert werden. Von "sinnvoll für andere" über "sinnlos" und "minimal nützlich", bis "gefährlich" ist da alles dabei und alles aus "seriösen" bzw. gleichen Quellen und Mündern. Mein Vater ( 69 und Risikogruppe wegen Asthma) hat es schön formuliert: Ich kriege mit dem Ding keine Luft, kann ich nicht vielleicht selber entscheiden ob ich mich in Gefahr bringe oder nicht? Wen bitte geht es etwas an, wen ich wie und unter welchen Umständen treffe. Ich sterbe lieber an einem Virus als an Einsamkeit.
Im Zusammenhang mit dieser "Einzelaussage" gibt es interessante Studien über die ich im Zusammenhang von Corona wenig gelesen. Um die geringst verdächtige Quelle dazu anzugeben wähle ich mal den Spiegel

Black lives matter

Als alter, weißer Mann darf ich ja nichts darüber sagen, weil ich ja keine Ahnung habe. Ich mache es trotzdem. Und sorry, es wird teilweise polemisch und sarkastisch, weil das Thema anders nicht zu ertragen ist.
Gibt es Rassismus? Klar gibt es den! Was ist Rassismus? Das ist schon komplizierter aber ich verlasse mich da mal wieder auf den Duden, der folgendes dazu sagt:

Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen oder ethnisch-kulturellen Merkmalen anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen

oder

entsprechende institutionelle, gesellschaftliche o. ä. Strukturen und Handlungsweisen, durch die Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen oder ethnisch-kulturellen Merkmalen diskriminiert werden

Also wenn man biologische Merkmale einbezieht, so ist sexualorientierte Diskriminierung auch Rassismus und durch "ethnisch-kulturelle" Merkmale könnte man Religionsdiskriminierung auch als Rassismus bezeichnen. Fein.

Ohne mich in "Whataboutismen" verstricken zu wollen möchte ich nun ein paar aus meinem Gefühl heraus rassistischen Äußerungen widmen, die mir persönlich widerfahren sind:

-"Baguette" weil ich als Franzose in Deutschland lebe
-"Bosch, Kraut, Nazi, Kartoffel", weil ich in Deutschland geboren in Frankreich lebte.
-"Weißbrot, Weißkäse" von befreundeten schwarzen Musikern
-"Langnase" beim Besuch in Asien
-"Ungläubiger" in einer Shishabar in Nürnberg und bei einem Urlaub in Algerien
-"Schwuchtel" bei vielen Gelegenheiten, einfach nur um zu beleidigen oder verbal zu "entmannen" (und ich bin so hetero wie man nur sein kann).
-"Mann oder besser Männer...!" von meiner Frau ;-)

All diese Äußerungen sind meiner Meinung nach nach Duden-Definition rassistisch.
Schön hat sich das alles nie angefühlt und ich glaube auch nicht, dass ich dauerhaften Schaden genommen habe, trotz einer gewissen Regelmäßigkeit der Vorfälle. Ich glaube aber daraus ableiten zu können, dass Rassismus definitiv nicht allein ein schwarzes oder vielmehr "nicht-weißes" Problem ist. Ich wünschte mir, Menschen könnten ohne das auskommen und miteinander umgehen. Jede weitere Konstruktion von wegen Schwarze könnten nicht Rassistisch sein halte ich für komplett unüberlegt und schlicht falsch. Wer das nicht glaubt sollte sich einmal "Farmlands" von Lauren Southern anschauen (ja, der Film ist von einer weißen, hübschen Person (in Ihrem Pass steht, sie sei ein Mann ;-) ) , die man dem alt-right Movement zuordnet, aber imho sollte man seine Quellen von ganz links bis ganz rechts parat haben, sonst hat man keine eigene Meinung, sondern ist ein Papagei).

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Bildquelle: aus dem Internet geklaut

Wenn man mir also zustimmt, dass es durchaus schwarzen, asiatischen, weiblichen Rassismus gibt, dann könnte man nun gedanklich weiter gehen: Was passiert gerade in den USA.

Folgendes habe ich durch meine ganz persönliche Brille beobachtet:

Ein Team aus vier Polizisten(zwei Weiße, ein Asiate, einer sieht eher arabisch aus) hält einen 2m großen Schwarzen an, der im Knast war, der augenscheinlich (Angaben des Polizeiteams) unter Drogen steht und gerade mit Falschgeld einen Einkauf bezahlte (der Shop-Besitzer hat die Polizei informiert). Einer der vier Polizisten hält den Schwarzen mit dem Knie am Hals am Boden. Genau dieser hat mit dem Schwarzen zusammen als Rausschmeißer in einem Club gearbeitet. Der Schwarze stirbt.

Bisher klingt das Ganze tragisch, vielleicht unnötig und ohne zu relativieren, war keiner von uns in der Situation oder kannte Floyd. Chauvin wird aus dem Dienst fristlos entlassen und hat eine Anklage wegen Mordes am Hals. Richtig so. Die anderen drei sind wohl ebenfalls inzwischen unter Anklage und zumindest suspendiert. Ich bin auf der Seite von allen, die hier genauer hinsehen wollen. Hand aufs Herz und ohne irgendwas zu entschuldigen: Wäre ich ein Polizist und hätte einen schwarzen 2 Meter Mann vor mir, der mehrfach im Gefängnis war, zuletzt bis 2014 wegen schwerem bewaffnetem Raubüberfall, dann wäre ich ebenfalls "übervorsichtig" bzw. radikaler als mit einem "unbescholtenem Bürger".

Was jetzt aber los ist, Randale, Ausschreitungen, Plünderungen steht in keinerlei Verhältnis zu der gerade beschriebenen Situation. Hier lohnt tatsächlich ein genaueres Hinsehen. Das haben nun aber schon viele getan und es fasst sich für mich ziemlich klar in folgendes zusammen:

Black lives matter.jpg

Die USA ist ein Land, in dem der letzte President ein Schwarzer war, die erfolgreichsten und weit gefeierten Musiker und Sportler sind Schwarze, die einflussreichste Frau ist Oprah. Zusammengefasst können nirgends auf der Welt Schwarze sich mehr und weiter entfalten als hier. Und trotzdem eskaliert das Zusammenleben ständig.

Die erste Frage die sich hier wie immer aufdrängt ist folgende: Cui Bono? Also wer profitiert von der Situation?
Sind es die Schwarzen die endlich weniger Rassismus erfahren wenn sie randalierend durch die Straßen laufen? Ich glaube eher nicht.
Ist es Donald Trump, der sich nun profilieren kann weil er die Situation so toll im Griff hat? Ich glaube eher nicht.
Ist es die Polizei, die nach den Ausschreitungen sich sicher sein können mehr Druck ausüben zu dürfen? Unwahrscheinlich aber möglich.
Sind es Weiße, die nun wieder mit den Fingern auf Schwarze zeigen können? Möglicherweise.
Sind es Demokraten, die mit der Situation eine bessere Chance auf den Wahlgewinn 2020 haben? Ziemlich sicher.

Diverse Hinweise, die darauf zielen, dass die aktuelle Situation geplant und orchestriert wird findet man ohne große Probleme durch ein wenig googlen. Hier findet man Weiße, die an Kinder (14) Ziegelsteine aus Autos reichen, Geldübergaben mit Anweisungen was als nächstes angezündet werden soll, Palettenweise abgestellte Steine in Risikogebieten, Weiße, die Wände mit "BLM" besprühen.

Daraus kann man nun ein Antifa Narrativ entwickeln oder einen Plan von Trump, um Antifa verbieten zu können. Ich weiß es nicht. Ich traue diese Taktik Trump nicht zu (weil aus seiner Ecke wäre das ziemlich schlau), der Antifa traue ich diese Taktik aber schon zu, da diese Art wohlmeinende Parteiergreifung von theoretischem Opfern durch Übersteigerung und Gewalt, Ziegelsteinen und brandschatzender Plünderung genau in das oft wenig überlegte Verhaltensmuster passt.

Das einzige was ich sicher weiß:

Es wird aus der Situation nicht weniger Rassismus entstehen, sondern eine tiefere und nachhaltigere Teilung / Trennung der Gesellschaft. Divide et Impera, Teile und Herrsche.

Und ziemlich sicher bin ich mir mit folgendem: Alles was durch Trumps Regierung an "Gutem" für die schwarze Bevölkerung entstand oder fortgeführt wurde ist jetzt für die Wahl 2020 so gut wie hinfällig. (ja, davon hört man wenig in den deutschen Mainstream-Medien, aber vor Corona und der Floyd-Geschichte war unter Trump die geringste Arbeitslosigkeit unter Schwarzen seit 30 Jahren, entsprechend der größte wirtschaftliche Aufschwung unter Schwarzen, die wenigsten Verhaftungen unter Schwarzen und mehr, was sich Trump auf die Fahne schreiben konnte). Also die größten Profiteure der Kombination aus Corona und Floyd sind tatsächlich meiner Meinung nach die immer linker werdenden Demokraten. Und das obwohl sich Joe Biden erst kürzlich so klar und unmissverständlich rassistisch geäußert hat, wie kaum ein Präsidentschaftskandidat vor ihm: "If you have a problem figuring out whether you are for me or Trump, you ain't black".

Und mir ist völlig egal, wen das nun triggert:

#alllivesmatter

und in diesem Sinne würde ich mir wünschen, dass Menschen grundsätzlich ordentlich miteinander umgehen, egal welche Hautfarbe, egal welche Sexualität oder Gender. Der schlechteste Weg dahin ist der, eine Minderheit mit Macht auszustatten, die gerade opportune Meinungen und Situationen dafür ausnutzt um mächtig zu bleiben und dann ist es mir völlig egal ob diese Minderheit Trump, Biden, Merkel, Macron, EU, AfD, CDU, Linke oder sonstwie heißt.

Für weiterführende oder auch komplett gegenläufige Gedanken bin ich dankbar!

Danke fürs Lesen!

Pollux.One.gif

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Ein Spitzenklassebeitrag, mit der beste in den letzten Wochen! Es wundert mich, dass noch niemand anderer kommentiert hat. Das Trolley-Problem kannte ich noch nicht, hochinteressant, ich habe den Artikel komplett gelesen und in meine Favoriten aufgenommen.

Ich sehe hier im Wesentlichen eine perverse Problemlösung, indem man aktiv die Weiche umgestellt hat, um 5 (langfristig eher 50 - 500) zu töten, um einen zu retten. Die Gründe, die ich dafür sehe, sind mE in erster Linie psychologischer Natur, dicht gefolgt von Gründen ökonomischer und so gut wie nicht von Gründen medizinischer Natur. Das auszuführen würde wohl mehr als einen eigenen Beitrag ergeben.

Beim blacklivematters-Irrsinn kann ich nur voll zustimmen!

Follow, resteem

Ich war auch verwundert, dass bisher so wenig Gegenwind kam.
Vielen Dank für den sehr positiven Kommentar, das Trolley Problem verdeutlicht tatsächlich am Besten die aktuelle Situation und viel zu wenige kennen das Dilemma. Alle reagieren aus dem Bauch heraus ohne wirklich zu überlegen...

Versuche bewusst "blacklivesmatter" zu vermeiden, da so eine Herangehensweise zwar verständlich aber wieder rassistisch ist, deswegen gefällt mir our oder all lives matter besser. Ich lehne ungerechtfertigte Polizeigewalt ab, egal ob gegen Weiße oder Schwarze. Farbe sollte keine Rolle spielen.

Genau! So gut ich es gelegentlich finde, dass Trump unkonventionell ist und sehr oft die extreme Linke ärgert, darf man doch als Anarchist, der ich bin nicht vergessen, dass auch er "nur" ein Politiker ist, der letztendlich ungerechtfertigt Macht nutzt und mehrt und potentiell mehr davon kumuliert. Mehr Ausgewogenheit zwischen Links und Rechts ist halt eben nicht "freier", was eigentlich das Ziel für mich persönlich ist.

on point

Kleiner Nachtrag für den ein oder anderen, der der englischen Sprache mächtig ist:

https://twitter.com/JamesOKeefeIII mit undercover Infiltration von Antifa

und Candace Owens mit einem hervorragenden Appell an die schwarze Community:

https://www.facebook.com/watch/live/?v=273957870461345&ref=watch_permalink

von beiden wird man NICHTS auf ARD und ZDF sehen.

wichtiger Kontext/Diskussion von einem libertären (und sehr schlauen) Schwarzen zum Apell von Candace Owens:
https://www.facebook.com/Sharpe4Gov/videos/3551345764893975/

einfach für den Blick außerhalb der extremen Blickwinkel.