Interessant, aber Deine Kritik an Quellen sehe ich nicht so. An der Frage nach der Quelle sehe ich nichts Verwerfliches, doch dann beginnt erst die Arbeit: Ist die Quelle verlässlich, wie wurden die Daten erhalten, wer war der Auftraggeber, welchen Bias könnte es geben, etc. Natürlich machen sich die Meisten nicht diese Mühe, aber dafür kann man kaum der Wissenschaft die Schuld geben, eher der 1) geringen Aufmerksamkeitsspanne und der Denkfaulheit (durch Reizüberflutung) und 2) der seit Klima und Corona gezielten Vereinnahmung von bestimmten Wissenschaftlern zu Sprachrohren dessen, was die Eliten als Narrativ vorgeben und was dann nicht mehr hinterfragt werden darf ("trust the science").
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Antwort – Teil II
Die eigentliche Tragödie beginnt dort, wo man glaubt, dass Verkürzung dasselbe sei wie Verdichtung.
Effizienz hat den Geist erobert – nicht, weil sie klug wäre, sondern weil sie Zeit spart.
Heute soll in einem Short alles gesagt werden, was früher ein Essay, ein Dialog, ein Streitgespräch brauchte.
Sprache wird in Sekundenportionen verabreicht, leicht verdaulich, schnell zu liken – aber ohne Nährwert.
Und genau hier betreten die Quellen ihre neue Rolle:
Sie dienen als Dekoration der Verkürzung. Niemand liest sie, doch sie gelten als Wahrheitssiegel.
Das Zitat ersetzt das Lesen, die Fußnote das Denken. Am Ende entsteht ein merkwürdiges Paradox:
Je weniger Menschen verstehen, desto sicherer sind sie sich ihrer Meinung.
Denn sie haben ja „die Quelle“.
So wird aus der Effizienz der Sprache die Effizienz der Täuschung. Man kann sich irren, solange man belegt. Und das Publikum applaudiert, weil es nichts zu prüfen braucht.
Trefflich analysiert, so ist es!
Ich stimme dir vollkommen zu – an der Quelle selbst ist nichts Verwerfliches.
Sie war ursprünglich eine Brücke zum Ursprung, kein Ersatz für das Denken.
Meine Kritik richtet sich nicht gegen die Wissenschaft, sondern gegen ihre Verwaltung – gegen das, was du treffend als Sprachrohr beschrieben hast.
Heute wird die Quelle oft wie ein Gütesiegel benutzt:
Wenn es belegt ist, muss es stimmen. Aber Wahrheit ist kein TÜV-Siegel.
Die eigentliche Arbeit, die du erwähnst – das Prüfen, Zweifeln, Hinterfragen von Bias und Auftraggebern – kostet Zeit, verlangt Mühe, und bringt in der Aufmerksamkeitsökonomie keinen Applaus.
Genau dort beginnt, was ich Denkfaulheit nenne:
nicht im Fehlen der Quelle, sondern im Stillstand nach ihrem Auffinden.
„Trust the science“ ist keine Einladung zum Vertrauen, sondern eine zur Unterwerfung.
Darum bleibt mein Satz bestehen:
Nicht die Quelle ist das Problem, sondern der Kult um sie.