Geldentstehung am Beispiel eines Stromzählers

in Deutsch D-A-CH3 years ago

Liebe Hive-Gemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,

es wird wieder einmal Zeit für einen Artikel über Geld (Corona ist ja Dank 2G besiegt).

Es dürfte sich nun langsam rumgesprochen haben, dass Geldentstehung nichts weiter ist als eine Bilanzverlängerung.
Ganz egal ob dies bei einer Bank geschieht, auf einem Bierdeckel oder nur im Kopf.

Wenn Euch beim nächsten Lock-Down langweilig wird, oder wenn ihr alle Serien auf Netflix angeschaut habt, dann könnt ihr zum Zeitvertreib eurem Stromzähler beim Geldmachen zuschauen.

Wiederholung der Grundlagen

Da mein letzter Geldartikel einige Zeit her ist, sollen wir uns noch einmal mit den Grundlagen beschäftigen.
Das gängige (und gleichzeitig langweiligste) Beispiel für die Entstehung von Geld ist die Kreditaufnahme bei einer Bank.

Nehmen wir an, ein Kunde nimmt sich einen Kredit von 1000€ auf.
Schauen wir uns hierzu die Bilanzen der Bank und des Kunden an.

Geschäftsbankbilanz - Kundenkredit.001.jpeg

Kundenbilanz - Kredit.001.png

Nichts Besonderes.
Sowohl bei der Bank, als auch beim Kunden erhöht sich die Aktiv- und die Passivseite um tausend Euro.
Niemand wird erst einmal reicher oder ärmer (die Bank wird erst reicher, wenn die Zinsen fällig werden).

Anzumerken ist noch, dass die Bank hier der passive Partner ist.
Keine Bank kann einen Kunden zu einem Kredit zwingen.

Bei einem Dispokredit wird die Passivität der Bank noch deutlicher.

Was eine Bank kann, kann ein Stromzähler schon lange

Kommen wir zurück zu unserem Stromzähler.
Solange meine Stromverbraucher laufen, läuft der Stromzähler unaufhörlich.
Die Zahlen auf dem Stromzähler verändern sich und so verändert sich die Geldmenge.

Die Summe allen Geldes = die Summe aller Schulden

Auch bei diesem Vorgang nehmen wir uns wieder eine Bilanz zu Hilfe.
Nehmen wir an, ich hätte 1kWh Strom verbraucht (Preis 30 Cent) und betrachten nur diese eine Änderung in der Bilanz.

Bilanz Stephan Haller.001.png

Ich schulde also jetzt 30 Cents. Mein Nettovermögen verringert sich entsprechend um diese 30 Cent.

Die andere Seite der Medaille oder besser gesagt der Münze stellt die Bilanz der Stadtwerke Landshut dar.
Bilanz Stadtwerke Landshut.001.png

Die Stadtwerke Landshut haben nun eine Forderung über 30 Cent gegen mich und ihr Nettovermögen erhöht sich entsprechend um 30 Cent.

Monetär ist die Welt weder reicher noch ärmer geworden.

Es wurden zur Stromherstellung Rohstoffe verbraucht (ärmer) und ich konnte z.B. einen kleinen Heizlüfter eine Stunde lang laufen lassen (reicher).

Die Tatsache, dass Geld immer Gut und Schuld zu gleich ist, dürfte jetzt klar sein

Vorne Gulden, hinten Schulden - Johann Phillip von Bethmann

Die Tatsache, dass die Forderung gegen mich erst einmal nicht besonders liquide ist, spielt keine Rolle.
Die Stadtwerke könnten ihre gesamten Forderungen jederzeit als Sicherheit hinterlegen und zu Geld machen.

Als es noch Handelswechsel aus Papier gab, liefen die auch oft bis zur Fälligkeit als Geld um.
Brauchte jemand dringend Währungsgeld, konnte man sie von einer Bank diskontieren lassen.
Auch die Bundesbank rückte gegen Handelswechsel mit guter Bonität Reserven oder Bargeld raus.

Wer also Angst vor zu viel Geld im System hat, sollte seinen Stromverbrauch einschränken.
Ist eh besser fürs Klima.

Stephan Haller

Sort:  

Was passiert mit Forderungen (Geld), die von vornherein uneinbringlich sind, deren Uneinbringlichkeit aber aus politischen Gründen ignoriert wird?

Uneinbringliche Forderungen werden irgendwann ausgebucht und das Eigenkapital reduziert sich entsprechend. Reicht das nicht aus, ist auch die Bank pleite.
Außer du bist eine Zentralbank, die kann auch mit negativem Eigenkapital wunderbar weiterarbeiten, wie die tschechische Zentralbank seit über 10 Jahren beweist.

Das Eigenkapital reduziert sich und wenn es unter null geht, dann heißt es Insolvenz anmelden. Aus politischen Gründen kann man Zentralbanken weitermachen lassen oder insolvente Firmen mit neuem Kreditgeld oder Steuergeld füttern. Was beides den Wohlstand im Gesamtsystem mindert, aber einigen wenigen selbstverständlich die Taschen füllt.

Man könnte es auch so formulieren: Diese Institutionen haben ihren Kredit verspielt und sind demnach nicht mehr kreditwürdig. Kredit basiert auf Vertrauen, ist also genau das Gegenteil von Politik. Wer kein Vertrauen genießt, der muss mit Geld vorstrecken bzw. in Vorkasse gehen (z.B. wie bei Stromrechnungen)

Kredit ist nichts was am Baum wächst. Kredit hat man, wenn man solvent ist. Solvent ist, wer Cash, Einkommen oder kreditwürdiges Eigentum besitzt. Wer das alles nicht hat und dennoch Kredit haben will, der benötigt Politik sein Ziel zu erreichen.

Darum ging es mir. Dass das ausgebucht wird und die Bank ggf. Insolvenz anmeldet, ist klar. Solange das keine riesigen Maßstäbe annimmt, ist alles gut. Das Problem entsteht doch dann, wenn massig Geld unterwegs ist, das dasselbe Label hat wie anderes Geld, in unserem Fall Euro, tatsächlich aber uneinbringliche Forderungen darstellt, die gleichzeitig dieselbe Kaufkraft haben wie Zahlungsversprechen, also Geld, "solider" Kreditnehmer.

Ich habe mich damit weder länger noch theoretisch beschäftigt, anders als Ihr, aber wie das auf Dauer gut gehen soll, entzieht sich bisher meinem Vorstellungsvermögen. Denn tatsächlich ist ja nicht jeder Euro ein voller Euro, auch wenn es so scheint. Denn auch eine Bank hat ja Mindestreserven, die Forderungen der Bankkunden an die Bank sind - und die sind ja dann auch weg.

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Strom ist ja kein Kredit in dem Sinn. Zwar schuldest Du dem Lieferant eine Summe X, aber für eine Ware für die er in Vorleistung gegangen ist - dh. auch er schuldet jemand was damit er diese Ware liefern konnte. Zudem... grade bei Strom wird es ja richtig kompliziert, wegen der ganzen Abgaben und Steuern und all da.
Wenn Du also zB. 30 Cent schuldest, ist das noch lange nicht 30 Cent Guthaben für den Lieferant. Das ist nur rein theoretisch so. So wie sich rein theoretisch auch alle Planeten um die Erde drehen. Ist mathematisch klar bewiesen. :)

Was ist ein Kredit und wozu brauchen wir Geld?
Geld ist immer ein Liefer- bzw. Leistungsversprechen.
Irgendjemand geht in Vorleistung, ohne sofort die entsprechende Gegenleistung zu bekommen. Die Dokumentation dieses Vorganges nennen wir Geld. Das Ganze kann direkt geschehen, also zwischen Lieferanten und Käufer oder indirekt über eine Bank, die dann zum Krediteur zweiter Ordnung wird. Am Vorgang ändert das jedoch nichts.

Wenn Dich der Bruttopreis von 30 Cent stört, dann nimm nur den reinen Strompreis.
In Wirklichkeit würde also nicht nur die Aktivseite der Stadtwerke wachsen, sondern auch die vom Staat, des Netzanbieters, usw.

Ein Kredit von einer Bank ist schon was anderes, da es dabei nur um Geld geht. Ob du damit was kaufst oder nicht ist ja freigestellt.
Aber ich weis schon, Du bist der Wirtschaftstheoretiker vor dem Herrn, während ich meist in der Realität feststecke. :)

Der Kredit bei einer Bank ist nur ein Umweg.
Wie tilgst Du den Kredit?
Durch Waren oder Leistung die du am Markt verkaufst.

Hast Du schon einmal jemanden gesehen, der sich einen Kredit aufnimmt und nichts damit kauft?

Das ist normalerweise so, aber kein Naturgesetz. Man KANN damit etwas erwirtschaften, muß aber nicht. Man könnte das Geld im Kasino verzocken, oder einfach rumliegen lassen, oder die Beute aus einem Bankraub damit waschen (was eine gewisse Ironie hätte). Aber die Kreditaufnahme an sich bedeutet erstmal nichts.

Ich sage nicht, dass man mit dem Geld etwas erwirtschaftet.
Ich sagte man muss etwas erwirtschaften, um den Kredit zu tilgen.
Es gibt niemanden, der einen Kredit aufnimmt, um das Geld einfach liegen zu lassen.
Das musst Du doch selber sehen, dass dies Unsinn ist.
Jeder wird dieses Geld ausgeben. Sei es für Konsum oder sonst was.

Wie willst Du Geld aus einem Bankraub damit waschen?

Ich sagte ja, im gängigen Denkmodel muß man was damit erwirtschaften. In der Praxis muß das nicht immer richtig sein. Wie zB. wenn man gar nicht beabsichtigt, den Kredit zu tilgen. Ausgeben tut man das erhaltene Geld schon, aber ob damit immer "erwirtschftet" wird, im ökonomischen Sinn, ist eine andere Frage. Den Banken ist das natürlich egal, das wird in die Zinsen der anderen Kunden mit eingepreist.
Und Geld waschen ist doch nicht schwer - man nimmt (für sein Geschäft zB.) einen Kredit auf und zahlt den mit dem geklauten Geld pö-a-pö ab. Mit dem Kreditgeld kann man dann sofort bedenkenlos shoppen - das hat man ja nachweislich legal bekommen. Klar gibt das Verlust wegen der Zinsen, aber etwas Schwund ist halt immer ... :)

Ich entnehme deinem Beitrag
nur das es sich hierbei
um eine Geld Verschiebung
dreht aber es wird kein
neue Geld geschaffen.

Die EZB leiht der Bank Geld
aus dem Mausklick und die Bank
leiht es den Kreditnehmern
für etwas mehr als die der
ETB Schulden.

Der Aldi und co.
Macht nichts anderes mit
den Produkten so gesehen 🤷🏻‍♂️

Die EZB leiht der Bank erst einmal überhaupt kein Geld.
Eine Bank verleiht kein Geld.
Jeder Kredit wird neu und autonom von der Bank erschaffen.
Eine Bank erschafft Depositen. Die EZB erschafft Reserven.
Das sind zwei völlig verschiedene Geldkreisläufe.
Grundsätzlich gilt:
Wer kauft erschafft Geld, wer bezahlt vernichtet Geld.