Die alte, einsame Frau

in #deutsch7 years ago (edited)

Sie, konnte nur noch ganz schlecht laufen und war komplett allein auf sich gestellt. Sie, nennen wir sie Natalya, lebte in einer großen Stadt und hatte weder Tochter noch Sohn und sonst auch keine lebenden Verwandten mehr. Alle Passanten schauten die Dame an, denn sie war anders als Andere und passte nicht in das Gesamtbild. Zugegeben, sie sah etwas wunderlich aus, denn sie trug immer die selben Kleider, eine ausgewaschene Bluse und einen geblümten kurzen Rock. Die Beine waren fest umwickelt von schmutzigen Stützstrümpfen. Immer wenn man sie sah, zog sie ein kleines Einkaufswägelchen hinter sich her, mehr schlecht als recht. Für 100 Meter benötigte sie gefühlte 2 Stunden. Natalya war 75 Jahre alt und sie war einsam. Einsam und überrannt von der immer weiter voranschreitenden Entwicklung unserer Welt.

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Eines Tages, als sie wieder einmal mit ihrem Wägelchen unterwegs war, wurde sie von einer jungen Frau beobachtet. Natalya bemerkte es nicht und setzte ihren Weg gewohnt fort. Die junge Frau hieß Lena, war 24 Jahre alt und eigentlich viel zu verbittert und wütend für ihr Alter. Lena ärgerte sich über Alles und Jeden und in den letzten Jahren ihre Lebens, hatte sie gelernt sich selbst zu schützen, indem sie versuchte Nichts und Niemanden an sich heranzulassen. Sie sah die Welt mit den Augen einer Pessimistin, doch wie sollte sie die Welt auch sonst sehen? Eine Welt in der es nur Oberflächlichkeiten zu geben schien und jeder sich selbst der Nächste war? Lena merkte es nicht, doch mit ihrer pessimistischen Einstellung war sie im Grunde nicht besser als alle Anderen.

Doch an diesem Tag war es anders. Sie fühlte sich absolut glücklich und erfüllt. Es war ein Novembertag und dafür war es entschieden zu warm, vielleicht um die 18 Grad. Sie spazierte durch die Stadt und lächelte. Sie lächelte sonst nie ohne triftigen Grund. Da entdeckte sie plötzlich Natalya. Sie hatte sie schon des Öfteren gesehen. Wie sie sich den Gehweg entlang schleppte und es ihr sichtlich schwer fiel. Wie alle anderen Menschen an ihr vorüber gingen und sie entweder anstarrten oder die Nase rümpften, doch sie hatte noch nie gesehen wie einer der Passanten seine Hilfe anbot. Die alte Frau tat ihr des öfteren Leid, doch Lena´s Schutzmauer hatte es ihr bis zum heutigen Tage nicht zugelassen ihr zu helfen.

Lena nahm ihren ganzen Mut zusammen, denn das was sie nun vorhatte kostete sie ein wenig Überwindung, da sie den Kontakt mit Fremden ja sonst mied und nicht besonders Viel von ihnen hielt. Sie ging auf Natalya zu. Die alte Dame bemerkte es gar nicht, doch dann sprach Lena sie an:“ Hallo.“ Natalya schaute Lena böse an und keifte: „Was wollen sie denn von mir? Lassen sie mich in Ruhe und gehen Sie weiter!“ Lena antwortete etwas perplex:“ Ich wollte fragen ob ich ihnen mit der Tasche helfen kann.“ Die Alte schaute nun noch böser als zuvor und fing einfach nur an zu lachen. Es war kein normales lachen, es klang ein wenig irre.

Nach diesem Gespräch war Lena wirklich verwundert, doch es öffnete ihr auch die Augen. Sie dachte noch den ganzen Abend über diese Begegnung nach und lernte eine wichtige Lektion.

Die Menschen, die auf dieser Welt leben treffen vielleicht nicht immer die richtigen Entscheidungen und vielen Menschen widerfährt viel Schlechtes, wie es offensichtlich bei Natalya der Fall war, aber wenn man sich von diesen schlechten Erfahrungen beeinflussen lässt und der Hass auf die Menschheit und die Welt immer größer wird, wird man am Ende zu dem was man so sehr verachtet.

Liebe Grüße,

eure @Frantastic

Picture by https://pixabay.com/en/old-woman-desert-old-age-bedouin-574278/

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Schön geschrieben!

Vielen, lieben Dank

Schöner Artikel mit einer sehr guten Message! Viele Menschen sind in diesem Kreislauf gefangen und konzentrieren sich immer mehr auf die negativen Seiten des Lebens, bis sie kaum noch etwas Positives erkennen können. Ich musste das auch erst lernen. Habe viel von Ralph Smart (Infinite Waters) gelernt. Seitdem konzentriere ich mich deutlich mehr auf das Gute, aber immer auch ein bisschen auf die schlechten Dinge, um Lösungen für Probleme zu finden und mit der Realität auf lange Sicht besser umgehen zu können.

Das hast du wirklich schön geschrieben @steemchiller. Man muss wirklich sehr aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in seine negativen Gedanken vertieft. Man kann sich darin ganz schön verlieren...

Danke! Oh ja, da war ich auch mal sehr gut drin :) Ich vertiefe mich so gern in alles Mögliche, aber inzwischen halte ich mich von den Meisten Sachen fern, die mir nur Energie rauben. Vieles Negative in der Welt existiert halt nur im eigenen Kopf, das war auch eine der wichtigsten Lektionen in meinem Leben...

Hi! I am a robot. I just upvoted you! I found similar content that readers might be interested in:
https://iamfrantastic.wordpress.com/

that is one of my blogs aswell and my content, but I will delete the story of the wordpress page now.

Ist das Foto auch deins ?

Ne, leider nicht. Habe es von der Seite: https://pixabay.com/

Auch das solltest Du im Artikel vermerken - ist hier so üblich.

okay, bin neu hier. mache ich direkt. Danke

Das hat er auch zu meinen artikel gesagt nur weil ich den selben artikel auf englisch nochmal übersetzt habe.

Wir sind halt neu hier und haben wohl noch ein wenig dazu zu lernen. Aber eigentlich ist dieser Bot ja ganz nützlich. Er schützt ja im Prinzip nur vor Plagiaten :)

Pixabay

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Aber ich werde mir das auch mal angewöhnen oder irgendwann einen Post machen, um mich bei den Autoren zu bedanken. Muss mir nochmal überlegen, was hier wirklich sinnvoller ist.

Ja.

Aber ich wähle grundsätzlich nix, wo ich nicht weiß, wo das Bild herkommt.
Auch wenn pixabay das nicht verlangt, hat es sich hier so etabliert, dass man die Quellen angibt - Ansonsten gehe ich davon aus, dass es ein eigenes Bild ist und dafür war es in diesem Falle einfach zu gut ( sollte keine Beleidigung sein @frantastic )