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RE: Gedanken zu Kultur, Identität, Loyalität.

in #deutsch3 years ago

Deine grundlegenden Werte entstehen durch die Gemeinschaft, in der du aufwächst, daran kannst du garnichts ändern.

Das ist zwar eine nett klingende Behauptung, mehr aber auch nicht. :)
Du weißt weder, was meine grundlegenden Werte sind, noch ob ich sie statistisch gesehen mit mehr Deutschen als beispielsweise Indern teile.

Oder irgendwas ist schief gegangen, dann bist ein Soziopath, das wollen wir mal nicht hoffen.

Verschiedenartigkeit von Menschen hat zunächst einmal gar nichts mit Soziopathentum zu tun.

... gewisse Ansichten wirst aber auch Du mit 99,99% Deiner Mitbürger teilen.

Ich bin mir sicher, weit mehr Ansichten mit meiner (ausländischen) Frau oder Freunden, die überall auf der Welt leben, zu teilen als mit einem Großteil aller Deutschen, von denen ich 99,99 % (um bei deiner Zahl zu bleiben) überhaupt nicht kenne.

Richtig ist: Es dürfte weltweit nur sehr wenige Menschen geben, mit denen ich überhaupt keine Ansichten teile. :)

Du müßtest im antiken Rom leben, oder bei den australischen Ureinwohnern vor der "Zivilisierung" durch die Briten.

Vielleicht würde ich ja enge Freundschaften mit einigen alten Römern und Briten schließen ... Da lebten sicher so einige, die mir 'seelenverwandter' waren als so mancher 'moderne' Deutsche.

Worin ich zustimme, aber das weißt du sicher ja, sofern du meinen Text aufmerksam gelesen hast, ist, dass nicht alle Eigenschaften statistisch gesehen planetenweit gleichmäßig verteilt sind.

Allerdings ist es doch schön, dass schon kleine Schnittmengen zweier 'Mikrokulturen' ausreichen können (z. B. eine gemeinsame Leidenschaft für das Schachspiel), um zwei sonst sehr verschiedene Individuen zu Freunden zu machen.

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Es ist nicht meine Absicht - oder Aufgabe - Dich hier von irgendwas zu überzeugen.
Du solltest aber vieleicht in Erwägung ziehen, das nicht alles was Deine (und natürlich auch meine und die Aller) Sozialisation betrifft, Dir bewußt ist und das Du die freie Entscheidung hast ob Du Dich daran hältst oder nicht.
Nehmen wir mal Dein Beispiel mit dem Schachspiel. Ich vermute mal, Deine Freundschaft mit dem römischen Schachkumpel wäre recht schnell beendet, wenn er Dir erzählt das er seine Sklavinen fickt und neulich mal wieder ein Baby ins Klo geschmissen hat, weil eine davon schwanger wurde. Das ist doch was, worüber man beim Schach und einem Gläschen Wein herzhaft lachen kann, oder? Zumindest wenn man Römer aus der passenden Kaste ist.
Denn für die war das ganz normal damals.
Aber Du würdest den Typ dann wahrscheinlich nicht mehr so nett finden, schätze ich.

Was willst du bloß immer mit deinen Römern? Ich bin kein Geschichtsexperte, aber ich vermute, die meisten Römer schliefen immer noch am liebsten mit ihren eigenen Frauen, und viele konnten sich vermutlich gar keine Sklavinnen leisten. :)
Aber warum nicht gleich bis zum Homo erectus zurückgehen oder mich fragen, ob ich auch mit den ersten Einzellern gerne Schach gespielt hätte?

Bleiben wir doch lieber in der Jetztzeit, z. B. bei den Indern. Warum sollte ich nicht mit einem beträchtlichen Prozentsatz aller Inder mehr gemein haben oder genauso gerne Schach spielen wie mit x Prozent aller Deutschen?

Vielleicht würde ich ja enge Freundschaften mit einigen alten Römern und Briten schließen ... Da lebten sicher so einige, die mir 'seelenverwandter' waren als so mancher 'moderne' Deutsche.

Deshalb vieleicht? Auch wenn ich von Briten in dem Sinn nicht gesprochen habe, aber egal. Von mir aus kannst Du auch gerne einen Wikinger zum Schach einladen, oder einen Japaner aus dem 15. Jahrhundert.
Bei heutigen Indern wirds schon schwieriger, die sind zum großen Teil ziehmlich verwestlicht (auch die Briten schuld), aber sicher findet man auch noch welche, bei deren Ansichten auch Dir die Pappe aus dem Gesicht fällt.
Aber genug davon, wie gesagt, ich bin hier nicht zum missionieren.

Von mir aus kannst Du auch gerne einen Wikinger zum Schach einladen, oder einen Japaner aus dem 15. Jahrhundert.

Bau mir die Zeitmaschine - jetzt!

... aber sicher findet man auch noch welche, bei deren Ansichten auch Dir die Pappe aus dem Gesicht fällt.

Das glaub' ich gern, geht mir bei vielen Deutschen ja genauso ...

Ich möchte noch anmerken, nirgends geschrieben zu haben, Umweltfaktoren (Eltern, Lehrer, Freunde, Lebenspartner, gesammelte Erfahrungen, ...) hätten - neben der eigenen genetischen Ausstattung - keinen Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen.
Ich bin jedoch nicht der Meinung, dies führte zu homogenen 'Wertegemeinschaften', allein schon deshalb nicht, weil verschiedene Menschen verschiedene Bezugspersonen haben, jeweils individuelle Erfahrungen sammeln und unterschiedliche Allelvarianten ihrer jeweiligen Gene aufweisen, auch dann, wenn sie in derselben Region aufwachsen.