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RE: Nun ist die Zeit der Opportunisten endgültig vorbei, Fachwissen scheint auf dem Vormarsch zu sein. "Das wird auch endlich Zeit".

in #deutsch3 years ago

Wenn man heute von Privatisierung spricht, scheint man immer nur an das "Private" zu denken.
Der Staat in seiner ökonomischen Funktion ist, ganz nüchtern betrachtet und ohne religiöse Überhöhung, nichts anderes als ein Dienstleister. Aber ein Dienstleister mit besonderem Privileg ein "Monopolkonzern mit Einheitskasse". Wenn dort Teile ausgegliedert werden, "alle neuen es Privatisierung", ist dies keine Privatisierung wie wir das verstehen. Bei der Deutschen Bahn ist der Hauptaktionär der Bund. Bei der Telekom ist der Hauptaktionär der Bund. Bei der Post ist der Hauptaktionär der Bund. Bei der Auslagerung des Gesundheitswesens ist der Hauptgesellschafter der Bund. Was wurde nun tatsächlich privatisiert?
Nichts!!!
Der Staat hat nur seine Geschäftsfelder anders aufgeteilt um sie der Privatwirtschaft zurechnen zu können. Hier bewegt sich der Schattenhaushalt. Da ist nichts privat. Da werden einfach Kosten ausgelagert, die man z.B. im Punkt "Verschuldung" immer noch dem Staat zurechnen müsste. Aber offiziell verschwindet dieser Punkt aus der Staatsbilanz. So sieht dann alles besser aus als es tatsächlich ist.
Auch der Begriff "Wettbewerb" ist völlig verzerrt. Wieviel tatsächlichen Wettbewerb haben wir eigentlich. Es bestehen so viele geschützte Bereiche (Teil-Monopole) dass hier von Wettbewerb nicht gesprochen werden kann.
Ich finde es immer faszinierend wenn vom "freiem Wettbewerb" oder vom "freien Markt" gesprochen und diesem alle Schuld angelastet wird. Um diese Schuld zu manifestieren sollten wir erst man einen "freien Wettbewerb", oder "freien Markt" haben. Auch spricht man immer vom Kapitalismus, ohne zu hinterfragen, was Kapital eigentlich ist. Wir haben noch nie in einem Kapitalismus gelebt.

Mich ärgert das Gerede über den scharfen Wettbewerb.

Freilich ist er scharf. Weil wir uns nie um tatsächlichen Wettbewerb bemühen mussten. Schutzzölle oder sonstige Nanny-Methoden haben dabei geholfen, dass unsere Wirtschaft nie eigenständig laufen lernen musste.
Das ist wie bei einem Kind, dem man beibringen wollte, wie es sich im Straßenverkehr zurecht finden soll, aber dieses Lernen im Laufstall (freilich zur eigenen Sicherheit ("Satire") praktiziert.

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Du scheinst dich mit den Begrifflichkeiten und ihrer akkuraten Anwendung in diesem Bereich gut auszukennen. Ich lasse mich gerne korrigieren. Ich denke aber, vom Wesentlichen her kritisieren wir vermutlich das Gleiche. Ich denke seit längerer Zeit schon, dass eigentlich alles mit allem verschwimmt und "Regierung" und "Konzern" im Grunde genommen Eins geworden sind. Da gibts ja irgendwie keine offensichtlichen Schranken mehr. Kontrollieren tut das auch niemand, wer auch? Es ist ein riesiger Selbstbedienungsladen und wir haben es noch immer nicht verstanden...

Ich bin ganz dafür, das die Menschen das Wirtschaften lernen und es "privat" machen :)