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RE: Wie meine gescheiterten Versuche der Eröffnung eines Bankkontos auf den Philippinen mich in die traurige Realität der heutigen Überwachungswelt zurückholten.

in Deutsch D-A-CHlast month (edited)

Ich habe den Eindruck, dass wir das völlig unterschiedlich bewerten.

Zunächst einmal zur vehementen Verteidigung unserer Auswanderungsvorbereitung:
Nachdem wir - spontan, aus konkretem Anlass - den Entschluss zur schnellen Auswanderung gefasst hatten, musste ich in kurzer Zeit sowohl meinen Job, Versicherungen, Stromliefervertrag etc. kündigen, mein Haus (samt komplexer Übertragung von PV-Anlage und Stromspeicher) verkaufen und die zur Befriedigung der Bürokratie nötigen Dokumente besorgen (und ja: viele davon auch übersetzen und beglaubigen lassen). Im Gegensatz dazu, was du schreibst, wundern sich viele meiner Freunde und Familienmitglieder, wie extrem erfolgreich wir all diese Herausforderungen meisterten.
Dass wir dabei dennoch einige theoretisch sinnvolle Vorkehrungen aufgrund Zeitmangels nicht mehr zu treffen in der Lage waren, kreide ich mir als ansonsten sehr selbstkritischer Mensch in diesem Falle in keinster Weise an. Wir mussten Prioritäten setzen und schlicht tun, was am nötigsten war.

Aber ganz davon abgesehen diente mir der fast anekdotische Bericht der Ablehnung unserer Konteneröffnung nur als Überleitung zum für mich eigentlichen Thema. Die Kontoeröffnung wird schon noch irgendwie gelingen - und wenn nicht, wäre selbst das kein Beinbruch. Worum es mir eigentlich geht, ist die Darstellung der völligen Absurdität einer Welt, in der man sich mittlerweile dafür rechtfertigen muss, sein eigenes Geld versenden und benutzen zu wollen (dass man solche Dokumente überhaupt benötigt, und dass das offenbar die meisten mittlerweile für völlig normal halten, wirkt auf mich irgendwie surreal). Ob wir die damit einhergehenden praktischen Probleme nun lösen können oder nicht, ist angesichts dessen doch eher nebensächlich, ob ich persönlich erfolgreich sein werde oder nicht, ebenso! Nicht egal ist jedoch, wohin die Menschheit mit diesem Kontrollwahn steuert, nicht egal ist mir, wie meine Tochter einmal in dieser immer verrückter werdenden Welt leben wird.

Sort:  

Ja, möglicherweise hast du recht und es geht um die Bewertung des Status quo.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob du bislang je tagein, tagaus dich mit den Strukturen einer diktatorisch geführten Gesellschaft auseinandersetzen musstest? Sei es (die unschuldige Version) aufgrund der Tatsache hineingeboren worden zu sein oder (selbst verschuldet), weil du dich vor Ort aufhalten möchtest, um bei den Berichterstattungen auf oft recht zweifelhafte Geschichten aus zweiter und dritter Hand verzichten zu können. Ich habe es durchlebt und weiß, was wirkliche Überwachung bedeutet. Mit den Erfahrungen im Gepäck kommt mir die Überwachung des Geldflusses, wie ein Erdbeben der Stärke 3,4 vor. Zumal, wie du selbst andeutest, wir mit der Kreativität ausgestattet sind, auch solche Klippen elegant zu umschiffen.
Auch deine Tochter wird in der Lage sein, ihr Segelboot intelligent und sicher durch das Leben zu navigieren.

Es liegt in der Natur der Sache, nicht immer allem die gleiche Bedeutung beizumessen, insofern ist es völlig legitim, dass du die Kontrolle der Geldflüsse als weniger kritisch ansiehst als ich.

Ich sehe es so, dass in der heutigen 'modernen' Welt leider alles vom Geld abhängt, und jemanden durch Unterbindung von Transaktionen seiner Liquidität zu berauben, bedeutet letztlich, ihn komplett schachmatt setzen zu können. Er kann nicht mehr verreisen, sein Leben nicht mehr finanzieren, geschweige denn politisch aktiv werden. Dass es mittlerweile nötig ist, auch ohne konkreten, begründeten Verdacht, seine gesamte finanzielle Historie offenzulegen (und dementsprechend gründlich dokumentieren zu müssen), um dieser Paralyse (hoffentlich) zu entgehen, halte ich für ungeheuerlich.
Und ganz ähnlich sieht es ja bei der von der EU mit Nachdruck geforderten Chatkontrolle aus. Neben den Geldströmen ist es jegliche Kommunikation, die umfassend kontrolliert werden können soll.

Ich gehe davon aus, dich mit meinen Ausführungen wohl nicht überzeugen zu können und respektiere deine unterschiedliche Sicht der Dinge.

dich mit meinen Ausführungen wohl nicht überzeugen zu können ...

Kaum eine meiner Meinungen oder Ansichten ist in Stahlbeton gegossen. Gute Argumente reichen bei mir vollkommen aus, um die Automatik im Hinterkopf in Schwung zu bringen.
In diesem Fall lag es eher an der Gewichtung der Ereignisse.
Was das Abhören betrifft, hinken die Gesetzesentwürfe der Realität um Lichtjahre hinterher. Ich ließ vor ein paar Jahren über den Anwalt meines Vertrauens die über mich gespeicherten Akten beim Verfassungsschutz anfordern. Das, was sie dann geliefert haben, war mit Sicherheit nicht das volle Paket, aber dennoch genug, um mir darüber klar zu werden, dass ich gläsern und zerbrechlich bin.

Gute Argumente reichen bei mir vollkommen aus ...

Ich finde es sehr positiv, wenn jemand dazu bereit ist, eigene Positionen zu überdenken.

Abgesehen davon ist es aber meiner Erfahrung nach so, dass Menschen (generell, ich meine jetzt nicht uns beide im Speziellen) selbst bei Kenntnis der exakt selben Fakten und Argumente Gegebenheiten dennoch oft sehr unterschiedlich bewerten und nicht immer dieselben Schlussfolgerungen ziehen.
So ist es - auch wenn mir persönlich unverständlich - einfach eine Tatsache, dass viele Menschen die zunehmende Überwachung und Kontrolle per se nicht als bedrohlich und unangenehm erkennen und empfinden.
Dementsprechend wird auch gewählt. Ich muss mich damit abfinden, einer Minderheit anzugehören (was nicht heißt, nicht mehr zu versuchen, das Thema immer wieder in den Fokus der Diskussion zu rücken).

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