Weiterentwicklung der Gesellschaft durch Regelverletzung?

in #deutsch11 months ago (edited)

Eines der mich am intensivsten beschäftigenden Themen ist stets von Neuem die Frage, inwieweit strikte, zwecks Verbrechensbekämpfung eingeführte Regeln und Gesetze hinsichtlich des mit ihnen verbundene Aufwands, der Kosten, vor allem aber auch in Anbetracht des mit ihnen einhergehenden Eingriffs in die Privatsphäre sowie der Einschränkung von Freiheit und Selbstbestimmtheit des Bürgers gerechtfertigt oder übertrieben, wenn nicht gar völlig unverhältnismäßig seien?

Maßnahmen, bei denen kontrovers um die Wahrung der Balance zwischen den Zielen, einerseits eine möglichst hohe Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, aber andererseits dennoch die Freiheitsrechte des Individuums zu wahren, gestritten wird, sind beispielsweise die immer lückenlosere (und verdachtsunabhängige!) Überwachung jeglicher Finanztransaktionen zwecks "Bekämpfung von Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorfinanzierung" (Beispiel), der Wunsch der Politik nach automatischer Löschung fragwürdiger Inhalte durch die Betreiber sozialer Netzwerke, die Vorratsdatenspeicherung und mittlerweile gar das Bestreben, Zugriff selbst auf private Chats zu erlangen ("Auch Kriminelle kommunizieren ja, also lasst uns jegliche Kommunikation kontrollieren und protokollieren - aber seien wir ehrlich: Letztlich müsste doch in jedem Gebäude eine staatliche Kamera samt Mikrofon installiert sein, denn auch Terroristen wohnen ja schließlich irgendwo!") oder die erforderliche Bürokratie beim Fliegen oder Einchecken in Hotels, damit der Staat auch immer weiß, wo sich seine Schäfchen gerade aufhalten.

Nun, es dürfte kein Geheimnis sein, dass in meinen Augen das Pendel derzeit sehr (viel zu) weit in Richtung "Überwachung um jeden Preise" ausschlägt und der Kampf um die Wahrung der eigenen Freiheit absolute Priorität genießen sollte. Wie genau ich das sehe, beschrieb ich unter anderem hier.
(Hier noch eine Übersicht über die aktuell in Deutschland implementierten Überwachungsmaßnahmen.)

Heute möchte ich jedoch sogar noch einen Schritt weiter gehen und etwas provokativ behaupten, dass nicht nur die Bekämpfung von Straftaten gegenüber der Achtung von Privatsphäre und Freiheitsrechten des Bürgers nicht priorisiert werden sollte, sondern darüber hinaus ein gewisses Maß an Regelverletzungen und Gesetzesübertretungen sogar zwingend erforderlich für die Weiterentwicklung von Gesellschaften und Vermeidung eines Zustands kristallisierter Erstarrung sind. Harter Tobak? OK, dann lest weiter ...


Überschreitung ungeschriebener Gesetze


Obwohl es nicht der eigentliche Punkt dieses Posts ist, beginnt m. E. die oben erwähnte "Erstarrung" der Gesellschaft schon dort, wo in Diskussionen über kontroverse Themen abweichende Meinungen nicht als Bereicherung und Grund zum Nachdenken sowie Überprüfen des eigenen Standpunkts wahrgenommen werden, sondern als unerwünschte Störungen des eigenen Weltbilds, die in erster Linie unterbunden werden sollten.
Je nachdem, in welchem politischen Milieu man bestimmte Auffassungen vertritt, wird einem entweder höchstes Lob sicher sein oder aber gnadenlose Verurteilung und Verspottung wegen Verletzung ungeschriebener (Meinungs-)Gesetze.

Zur Erstarrung führt das deshalb, weil es kaum noch zu ernsthaftem Meinungs- und Argumentenaustausch zwischen Menschen unterschiedlicher Ansichten kommt, sondern sich die Mehrheit aller Menschen mit ihnen wohlgesinnten Ja-Sagern umgibt - Zustimmung oder Ablehnung von Äußerungen hängt dann davon ab, wer etwas sagt, aber nicht mehr davon, was er sagt, was zu 'Pro-/Contra-Automatismen' unter Abschaltung des eigenen Gehirns führt und dem eigenen Denken nicht gerade neue Impulse verleiht.
Ich sehe da auch keine "Guten" und "Bösen", sondern die Intoleranz gegenüber abweichenden Meinungen dürfte mehr oder weniger gleichmäßig über das gesamte politische Spektrum verteilt sein. Meine Forderung, über divergierende Ansichten zumindest nachzudenken, bedeutet nicht, allem stets zustimmen zu sollen - nein, 'nur' zumindest gedanklich darauf einzugehen und die Äußerung zu akzeptieren, vielleicht auch respektieren, ohne den Überbringer unerwünschter Gedanken persönlich zu attackieren.

Wie so oft, wenn ich einen Artikel schreibe, gibt es auch diesmal einen Auslöser, der sich bereits seit längerem angesammelten Gedanken in Form eines Posts zum Ausbruch verhilft (der sozusagen das Fass zum Überlaufen bringt):
In ZEIT ONLINE fiel mir ein Artikel mit der Fragestellung auf, ob Putin in Südafrika verhaftet werden könne und solle, in welchem Frau Baerbock mit den Worten zitiert wurde:

"Das Völkerrecht macht deutlich: Kriegsverbrecher, Verantwortliche, die Angriffskriege führen, die werden irgendwann zur Verantwortung gezogen"

Ich antwortete darauf sinngemäß (und absolut sachlich-freundlich), dass ich nicht an eine Verhaftung Putins in Südafrika glaube, da die Geschichte etwas anderes verdeutliche: dass für "Angriffskriege" allenfalls derjenige zur Verantwortung gezogen würde, der über zu wenig Macht und Einfluss verfüge - oder hätte etwa George Bush nach seinem "Angriffskrieg" gegen den Irak auch nur das Geringste zu befürchten gehabt? Putin genieße zwar weniger globale Unterstützung als damals George Bush, aber eine Verhaftung hielte ich dennoch für äußerst unwahrscheinlich.
(Was ich nicht schrieb, mich aber immer wieder irritiert, ist die inflationäre Verwendung des Begriffs "Angriffskrieg", da es Kriege ohne Angreifer ohnehin nicht gibt. Das Wort "Angriffskrieg" ist letztlich ein Pleonasmus bzw. eine Tautologie, so als spräche ich beispielsweise im Fußball von einem "Defensivverteidiger" oder einem "Angriffsstürmer".)

Dass ich meinen Kommentar nur "sinngemäß" aber nicht wörtlich wiedergeben kann, liegt daran, dass er einfach so von der ZEIT-Redaktion gelöscht wurde:

Tja, falsche Meinung am falschen Ort - wie soll man aber unter solchen Umständen noch ernsthaft diskutieren können? Ich habe meinen dortigen Account nun löschen lassen.


Missachtung sinnvoller Regeln und Gesetze


Einerseits bestehen sicherlich viele Regelungen und Gesetze in unserer Gesellschaft aus gutem Grund und sind grundsätzlich für ihr reibungsloses Funktionieren essentiell.
Gäbe es beispielsweise keine Ampeln, oder schenkte niemand ihren Signalen die gebührende Beachtung, führte das zu einem allgemeinen Verkehrschaos.

Andererseits sollte sich hinter jedem Gesetz, jeder Vorschrift ein logischer Grund verbergen. Ampeln sind beispielsweise wichtig, um diversen Verkehrsteilnehmern (Autofahrern, Bussen, Radfahrern, Fußgängern) die richtige Reihenfolge beim Überqueren einer Kreuzung zu signalisieren.
Stehe ich jedoch nachts als Fußgänger mit guter Sicht in beide Richtungen vor einer roten Ampel und bin mir sicher, dass sich kein motorisierter Verkehrsteilnehmer in der Nähe befindet, entfällt in diesem Moment der Sinn der Ampel, die Reihenfolge verschiedener Verkehrsteilnehmer zu regeln, und ich überquere, eingetaucht in das protestierend rote Leuchten des Verkehrssignals, die Straße.
Das ist ja genau der Unterschied zwischen einem Hilfsmittel und einem denkenden Wesen, nur letzteres ist dazu in der Lage, den eigentlich Sinn einer Regel zu verstehen ...

Die unbestreitbare Wichtigkeit von Vorschriften bedeutet meiner Ansicht nach nicht zugleich, ihnen roboterhaft, ohne nachzudenken sowie sein Gewissen zu befragen, Folge leisten zu sollen, sondern sie angesichts der jeweiligen konkreten Situation auf ihre Sinnhaftigkeit hin zu überprüfen.


Nichtbefolgung schädlicher Regeln und Gesetze


Immer wieder sind meiner Meinung nach bewusst bestimmte Regeln missachtende Menschen für die Weiterentwicklung von Gesellschaften absolut nötig, um erst mittels des dadurch erzeugten 'Gewöhnungseffekts' für eine hinreichende Akzeptanz ihres Handelns zu sorgen, die dann eine Anpassung der entsprechenden Gesetze ermöglicht.

Beispielsweise hätte es bis zur offiziellen Legalisierung von Homosexualität in vielen moderneren Staaten sicherlich viel länger gedauert, hätten nicht immer mehr Homosexuelle den Mut gehabt, sich trotz Verbots in der Öffentlichkeit als Paare zu erkennen zu geben.
Wie langsam die Entwicklung hin zu mehr Rechten für Homosexuelle z. B. in Deutschland verlief, zeigt diese Übersicht, während in zwölf Staaten immer noch die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen droht.

Auch Frauen, die irgendwann ohne Erlaubnis ihres Ehemanns einfach trotzdem arbeiteten, trieben dadurch den Wandel von Gesellschaften voran, in denen in allen Berufen arbeitende Frauen als völlig normal angesehen werden.
In der Bundesrepublik Deutschland hieß es noch bis 1977 gemäß § 1356 BGB Absatz 1: "[1] Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. [2] Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist."

Es muss immer wieder Individuen geben, die sich sagen "Bestimmte Gesetze und Regeln meines Landes sind aber sowas von falsch bzw. dem sich wandelnden Zeitgeist nicht mehr angemessen, dass es geradezu meine Pflicht ist, mich nicht an sie zu halten!"
Solche Menschen sind es, die oft große Opfer bringen und hohe Risiken eingehen, bis sich irgendwann Erfolge einstellen ... aber ohne sie würden sich die Zustände erst viel später oder niemals ändern.

Auch heute noch zeigt sich in vielen Ländern der Welt stets von Neuem, wie wichtig und zugleich gefährlich es ist, zu denjenigen zu gehören, die bestimmte Gesetze und Vorschriften nicht einhalten:

  • Whistleblower wie (mein persönlicher 'Held') Edward Snowden wissen sehr wohl, in welche Gefahr sie sich dadurch begeben, nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Informationen zu verbreiten, sehen sich aber aufgrund ihres Gewissens schlicht dazu gezwungen. Ein Bewusstsein in der Bevölkerung für die Gefahren zunehmender Überwachung zu schaffen, bewerten sie als wichtiger als die Befolgung geltender Gesetze.

  • Wann der zahlreiche Opfer fordernde Kampf von im Iran gegen den Kopftuchzwang und für mehr Rechte aufbegehrenden Frauen belohnt werden wird, steht in den Sternen, aber täten sich nichts (gemäß den dort geltenden Gesetzen Illegales), würde sich niemals etwas ändern!

  • 'Gesetzesbrechern' wie der Afghanin Sidiqa Dawari, die heimlich Mädchen bei sich zu Hause unterrichtete, woraufhin sie von den Taliban ausgepeitscht wurde, die später auch noch einen ihrer Söhne töteten, zolle ich allerhöchsten Respekt.
    Übrigens kommt hier eine der vielen positiven Seiten des Bitcoins zum Tragen, der es Afghaninnen über einen längeren Zeitraum hinweg erlaubte, sich der absoluten finanziellen Kontrolle durch Männer zu entziehen.

  • Derzeit dürfen Männer die Ukraine nicht verlassen und Russland zwingt mehr und mehr Reservisten am Kriegsgeschehen teilzunehmen. Ich kann jeden verstehen, der nicht dazu bereit ist, sich für die Kriegsinteressen seiner jeweiligen politischen Führer selbst opfern zu sollen und sich für das eigene Leben, seine eigene Freiheit entscheidet - gegen die jeweils geltenden Gesetze.

  • Schon Galileo Galilei wurde 1633 aufgrund seiner Feststellung, dass die Sonne sich nicht um die Erde dreht, sondern umgekehrt, als Verräter der kirchlichen Lehre wahrgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

  • Auch Beispiele extremen Muts von Menschen, die gegen Hitler oder andere Diktatoren putschten (und dafür in vielen Fällen mit dem Leben bezahlen mussten), dürfen in dieser Aufzählung nicht fehlen!


Wie mutig sind solche Regelbrecher? Wie mutig bin ich? Wie mutig seid ihr?


Was mir im Zusammenhang mit Berichten aus Ländern wie dem Iran oder Afghanistan häufig auffällt, sind vom warmen, sicheren Sofa aus abgesonderte, gefühlskalte Einlassungen in den Kommentarspalten deutscher Zeitungen, wie z. B.:

"Wer einfach so, ohne viel Widerstand zu leisten, die Taliban die Macht übernehmen lässt, verdient kein Mitleid. Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient."

Angenommen, es gibt ca. 200000 Taliban (bei insgesamt knapp 40 Millionen Afghanen), das entspräche auf Deutschland übertragen grob 400000 kampferprobten, den eigenen Tod nicht fürchtenden Terroristen - da würde ich gerne mal unsere 'Sofakrieger' sehen, wie sie mutig in den Kampf zögen ...
Dort leiden Millionen von Individuen, die gerne ein freieres Leben führen würden (und daran ändert sich doch nichts dadurch, dass eine ebenfalls große Gruppe mit den Taliban sympathisiert). Ein Zivilist ist das Kämpfen und Töten nicht gewohnt, und jeder Einzelne, der dort dennoch Widerstand leistet, kann sich meines größten Respekts sicher sein.

Auch im Iran wurde seit 1979 (sehr schön dargestellt übrigens im Zeichentrickfilm "Persepolis") ein perfides, brutales Überwachungssystem implementiert, mit dessen Erschaffung die heute zumeist westlich eingestellte Jugend der Großstädte nicht das Geringste zu tun hat.
Ich bewundere Menschen, die im verzweifelten Bestreben, an diesen Zuständen etwas zu verändern, ihren eigenen Tod in Kauf nehmen, die Gesellschaft braucht sie dringend - aber verlangen kann ich das von niemandem.

Ich selbst traue mich ja noch nicht einmal, die Zahlung des Rundfunkbeitrags zu verweigern (obwohl auch dessen Abschaffung in meinen Augen zur Modernisierung der Gesellschaft beitrüge), und als ich vor vielen Jahren Zivildienst leisten wollte, erzählte ich etwas davon, aus Gewissensgründen niemals mit einer Waffe töten zu können, statt einfach offen zu sagen, nicht einzusehen, mich für Krieg führende Politiker opfern zu sollen. Ja, die Wegbereiter der Möglichkeit, überhaupt den Wehrdienst - den es so mittlerweile nicht mehr gibt - verweigern zu können, gingen für ihre Überzeugung, niemals Teil eines Krieges sein zu wollen, noch ins Gefängnis ...
Mein ziviler Ungehorsam erschöpft sich vermutlich schon darin, mich in Corona-Zeiten nicht an das nächtliche Ausgehverbot gehalten zu haben (meine Nachtspaziergänge sind mir heilig) und 'ketzerische' Posts wie dieses zu verfassen ... und ganz ähnlich dürfte es - seid ehrlich! - vielen von euch gehen, oder?


Abschließende Gedanken


Ich bin kein Anhänger purer Anarchie - zum Funktionieren von Gesellschaften bedarf es zweifellos Regeln und Gesetze - wollte jedoch anhand diverser Gedanken und Beispiele begründen, weshalb ein System hundertprozentiger Regelbefolgung und Gesetzestreue (erzielt durch absolute Kontrolle und Überwachung) m. E. weniger erfolgreich ist als eines, das gewisse Freiheitsgrade der Regelauslegung und -missachtung zulässt.

Abgesehen davon, Gesetze (auch diejenigen, die ich für falsch halte) zumeist zu befolgen, fühlte ich mich im Zweifelsfalle, wenn es hart auf hart käme, zuallererst meinem Gewissen und den Menschen, die mir etwas bedeuten, verpflichtet und erst danach Regeln und Gesetzen.

Und nein, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen: Spreche ich von "Mut" oder der Notwendigkeit des Regelbrechens, meine ich damit nicht, an Silvester Knallkörper in Menschenmengen zu werfen, illegale Autorennen zu veranstalten oder seinen Müll in den Wald zu kippen ...

Dennoch bleibe ich dabei: "Jede Gesellschaft braucht ihre Gesetzesbrecher, damit es den Fortschritt gibt."

Sort:  

Ich bin zwar reichlich spät dran mit meiner Meinungsäußerung, doch (so glaube ich zumindest) hat der zivile Ungehorsam keine festen Öffnungszeiten.
Was bleibt anzumerken?
Für mich faszinierend die Anzahl der Wörter, die sich bereit erklären, mit dir einen kompletten Satz zu bilden. Da gibt aus Beispiele, bei denen nach fünf Zulieferungen aus der Wort-Fraktion die Notbremse gezogen wurde. Die direkte Konkurrenz zu Günter Grass ist unverkennbar. Ich verneige mich!

So, nun zum eigentlichen Thema. Warum hast du es so breit gefächert? Der Ungehorsam im positiven Sinn beginnt in dem Moment, in dem du dich als Kind weigerst einen Nachbarn zu grüßen, den du am liebsten auf dem Abstellgleis sehen würdest, obwohl er es (dank der Machtbefugnisse der Eltern) auf die Liste der Grüßungswürdigen geschafft hat.
Somit ist der zivile Ungehorsam aus dem Spiel, da das Zivile immer wieder mit der Demokratie in Verbindung gebracht werden kann. Doch existiert keine Demokratie zwischen Kind und Eltern. Eltern geben höchstens mal genervt nach – ändert jedoch nichts an ihren Prinzipien.
Der bürgerliche Ungehorsam wäre mir daher naheliegender, da die Autonomie nicht ausgeschlossen scheint. Und kein Blick über Grenzen jeglicher Art, da wir selbst so viel Müll mit uns herumschleppen, mit dessen Aufarbeitung wir größte Schwierigkeiten haben. Daher würde ich nie den Account bei «DIE ZEIT» löschen, sondern Giovanni di Lorenzo dermaßen mit Nachfragen nerven, bis er auf deine Meinung (knapp außerhalb des Themas) reagiert.
Der bürgerliche Ungehorsam hat eine unauslöschliche und langanhaltende Tradition in meinem Leben. Nie das erfüllen zu wollen, was an Erwartungen in mich »investiert« wurde und den sturen Kopf auf der Schulter zu halten, war möglicherweise nie mein Wunsch, doch entpuppte sich mehr und mehr zur Lebensphilosophie.
Gegen Mohammad Reza Schah Pahlavi auf die Straße und den Mullahs damit ins Amt verholfen. Kein Ruhmesblatt und der Tatsache geschuldet, einfach gegen alles zu sein, was das Establishment für sich beansprucht. Gegen die Notstandgesetze, die Rasterfahndung und den NATO-Doppelbeschluss.
Wir vergessen zu oft und zu schnell, wie lange der Widerstand bereits existiert.
Wir sollten uns einfach noch einmal einig darüber sein, welchen Weg wir einzuschlagen gedenken.

Dies ist übrigens nicht das Ende im Dialog über den Ungehorsam. Ich wünsche dir viele konstruktive Eingaben, die einem Austausch der Meinungen gut zu Gesicht stehen.
Übrigens: Klasse Beitrag!

Für mich faszinierend die Anzahl der Wörter, die sich bereit erklären, mit dir einen kompletten Satz zu bilden. Da gibt aus Beispiele, bei denen nach fünf Zulieferungen aus der Wort-Fraktion die Notbremse gezogen wurde. Die direkte Konkurrenz zu Günter Grass ist unverkennbar.

Vielleicht kannst du dir dann vorstellen, wie ich mein erstes Jahr in Deutschland verbrachte. Meine Unterrichtsstunde lief im Prinzip rund um die Uhr. Na ja das Leben ist hart :-D.
Wenn ich so einen langen Satz bilden müsste, würde ich ganz bestimmt das Verb am Ende vergessen :-D. Das ist mein typischer Fehler, das Verb am Schluss zu vergessen 😅.

Ich kann mir sogar noch viel mehr vorstellen, als die ersten Annäherungsversuche an eine fremde Sprache, die bereits beim ersten Kontakt unfassbar kompliziert erscheint und beim Lesen unendlich langer Sätze zum unbezwingbaren Gebirgsmassiv heranwächst.
Jedoch gehe ich davon aus, dass du längst das gleiche Prinzip wie meine Frau verfolgst und lapidar auf einen verschachtelten Satz antwortest: „In meiner Sprache hätte man dafür weniger Wörter gebraucht.“
Umgekehrt sieht es aber auch nicht anders aus, da mir immer wieder vorgeworfen wird, den Slang der Straße zu nutzen. Was bleibt mir anderes übrig? Denn nur dort habe ich kroatisch erlernt.

Die direkte Konkurrenz zu Günter Grass ist unverkennbar.

Haha, danke für das Lob, aber ich frage mich, ob sich Herr Grass nicht empört im Grabe umdrehte, würde er von diesem kühnen Vergleich erfahren. :)

Daher würde ich nie den Account bei «DIE ZEIT» löschen, sondern Giovanni di Lorenzo dermaßen mit Nachfragen nerven, bis er auf deine Meinung (knapp außerhalb des Themas) reagiert.

Ich habe kein Problem damit, wenn mittels Argumenten von mir Geschriebenem Contra gegeben wird. Da es mich aber doch eine gewisse Zeit und Mühe kostet zu kommentieren, wirkt auf mich die schlichte Löschung meiner 'Leistung' (und sei sie in den Augen des 'Forenzensors' auch noch so kritikwürdig) einfach respektlos, zumal ich von jeglichen persönlichen Attacken oder Beleidigungen absah.
Was den Inhalt betrifft, hatte ich mich ganz konkret auf ein im Artikel vorkommendes Zitat bezogen und begründet, weshalb ich das so nicht sehen kann. Meiner Ansicht nach sind für die Bewertung politischer Statements und Aktionen die Berücksichtigung geschichtlichen Kontexts und Vergleiche mit früher Geschehenem völlig legitim. Politische Ereignisse vollziehen nicht losgelöst und zusammenhanglos im leeren Raum, sondern eingebettet in Geschichte und Kontext.

Einem Austausch mit Giovanni di Lorenzo sähe ich zwar durchaus neugierig entgegen, glaube aber kaum, dass seinerseits daran ein gesteigertes Interesse bestünde, während ich wiederum kein Bedürfnis danach verspüre, jemandem eine nicht wirklich gewollte Diskussion aufzudrängen. :)
Wie dem auch sei: Der ZEIT-Account existiert schon nicht mehr.

Gegen Mohammad Reza Schah Pahlavi auf die Straße und den Mullahs damit ins Amt verholfen.

Ja, in dem Falle führte der Weg des Widerstands direkt vom Regen in die Traufe. Viele Menschen ließen sich ganz einfach von den Mullahs täuschen, die das "Blaue vom Himmel" und unter anderem gar die Gleichberechtigung der Frau versprachen.
Eltern einer iranischen Freundin von mir kehrten damals sogar voller Hoffnung aus dem Asyl in den Iran zurück - bis ihnen klar wurde, wer die neuen Herrscher wirklich waren. Aber zu dem Zeitpunkt war es dann bereits zu spät, und sie durften nicht mehr ausreisen.

Ich hoffe Du hast kein Abo bei dem Propaganda Organ.

Nein, das nicht, aber ich hatte vorher einen (kostenlosen) Account zum Kommentieren unter ZEIT ONLINE-Artikeln.
Mein Problem ist nicht, dass ich öfter nicht mit den jeweiligen Autoren und Kommentatoren einer Meinung bin (gerade dann könn(t)en Diskussionen ja auch interessant werden), aber mich stört erstens der Umgangston (es gibt fast nur noch "Schwarz" oder "Weiß", "Gut" oder "Böse", wer es wagt, auf Fehler des Westens hinzuweisen, ist "Putin-Fan") und wenn jetzt - zweitens - einfach so mit leichter Hand in sachlich-freundlichem Ton gehaltene Kommentare (hätte ich jemanden beleidigt, könnte ich eine entsprechende Reaktion eher verstehen) gelöscht werden, dann ergibt das einfach keinen Sinn mehr.
Deshalb existiert mein Konto dort jetzt nicht mehr.

Ich kenne das von Wallstreet Online und deren Mods.

Da ist die politische Agenda Programm. Alles was da nicht reinpasst wirdgelöscht. So versucht das System sich über Wasser zu halten und verliert dabei immer mehr an Glaubwürdigkeit....

✨🦋🙏

Meine Bemerkung bezüglich der Dehnbarkeit von Sätzen zielte nicht ausschließlich auf den darin geistig verpackten Inhalt ab. Günter Grass hat den langen Satz weder erfunden noch stets mit besten Produkten gefüllt – aber dennoch liebend gerne aus dem Regal genommen. Zerre ich die älteren Rezensionen von Marcel Reich-Ranicki (FAZ) hervor, solltest du dein selbst gewähltes Schattendasein (hinter dem Mann mit dem imposanten Schnurrbart) rasch beenden.
Dies war ein krumm umschriebenes Lob auf deine Arbeit.

Leserbriefe (und da beißt die Maus keinen Faden ab) finden sich Tag für Tag in der redaktionell beaufsichtigten Arena der Redaktionen wieder. Dort entscheiden die oft gar weltfremden Imperatoren der informellen Berichterstattung über das Überleben einer konträren Meinung. Dies ist seit ewigen Zeiten der Status quo – und Änderungen sind nicht in Sicht.
Nadelstiche in die Ärsche der Redaktionen sind dennoch ratsam.

Thema Iran: Es scheint mir doch erstaunlich, wenn ich eine subjektive Bilanz ziehe. Egal, wo wir unsere klobigen Finger in die Angelegenheiten anderer Nationen gesteckt haben, weniger als das absolute Chaos haben wir nie hinterlassen. Der, der glaubt, die freiheitliche Demokratie am Hindukusch verteidigen zu müssen, der möge bitte sein Erspartes zusammenkratzen und die Taliban mit Glasmurmeln bewerfen – der Griff in die Steuerkasse müsste von den Verfassungsrichtern mit Teeren und Federn bestraft werden. (Nur ein Beispiel von unendlich vielen.)
Es reicht!
Ich wünsche dir und deiner Familie einen geruhsamen Sonntag.

Dies war ein krumm umschriebenes Lob auf deine Arbeit.

Ich weiß, ich weiß, vielen Dank dafür!

Ich stimme da komplett zu.
Ein gutes Beispiel waren auch die unsäglichen Covid-Restriktionen. Wenn alle brav mitgemacht hätten und sich nicht Widerstand formiert hätte, gäbe es in D. und Ö. die Impfpflicht und wir hätten noch viel mehr Impfgeschädigte.

Ich stimme da komplett zu.

Das freut mich!
Aber, um nicht selbst den Fehler zu machen, den ich anderen vorwerfe: Würdest du (teilweise) nicht zustimmen, wäre das auch kein Problem. :)

Ein gutes Beispiel waren auch die unsäglichen Covid-Restriktionen.

Aus meiner Sicht wurden die Anti-COVID-19-Maßnahmen vor allem gegen Ende der Pandemie immer ungerechtfertigter und übertriebener (quasi zu einer Art 'Gewohnheitsrecht' der Politik, das öffentliche Leben nach Belieben einschränken zu dürfen).
Wie es meist der Fall ist, passte sich das Virus im Laufe der Zeit an seinen neuen Wirt an und wurde durch Mutationen immer ungefährlicher (Ziel ist ja, sich zu vermehren, wofür es kontraproduktiv wäre, seinen Host auszulöschen).
Spätestens mit abnehmender Aggressivität des Virus und vor allem der Möglichkeit für jeden, der es für sinnvoll hielt, sich freiwillig impfen zu lassen (ich tat das auch, da mir das Prinzip eines mRNA-Impfstoffs logisch und nachvollziehbar erscheint), hätte in meinen Augen die Maskenpflicht fallen müssen (und für eine Impfpflicht war ich ohnehin nie).
Dass es temporär nicht mehr erlaubt war, nachts das Haus zu verlassen (als ob es das Risiko erhöhen würde, wenn nicht alle Menschen gleichzeitig unterwegs wären ...) und gar alte Menschen allein in Krankenhäusern und Altenheimen starben, weil sie niemand besuchen durfte, etc. halte ich für völlig inakzeptabel.

Sehe ich auch so, die fortschreitende Totalüberwachung ist meiner Meinung nach unverhältnismäßig und gute gemeinte Regeln können auch schnell das Gegenteil bewirken und die Freiheit zu sehr einschränken, vor allem bei einer lückenlosen Überwachung/Auslegung. In Kürze tritt der Digital Service Act in der EU in Kraft, der Internetseiten verpflichtet proaktiv Content zu löschen / zu zensurieren. Twitter Files haben gezeigt, wie schnell diese gewünschten Mechanismen für staatliche Manipulation und Propaganda genutzt werden.

Um ehrlich zu sein weiß ich den genauen Hintergrund des Eincheckens nicht, kann mir aber durchaus vorstellen, dass ein Hotelier ein ureigenes Interesse daran hat die Daten des Gastes zu erfassen falls dieser im Zimmer etwas kaputt macht, ja es ist dann auf Vorrat und es werden genügend Menschen erfasst, die nichts getan haben, aber ich vermute wenn Dir jemand irgendetwas kaputt macht würdest Du auch gerne wissen wer das war um Schadensersatz verlangen zu können.

Bzgl. des Verkehrs stimme ich Dir nicht ganz zu, natürlich sind Ampel hilfreich, aber nötig sind sie nicht - es gibt auch Verkehrsschilder, die den Verkehr regeln können (und dies wahrscheinlich zu nächtlicher Stunde i.d.R. sogar besser tun als Ampeln ... Wie lange wartet jemand an einem Verkehrschild wenn alles "leer" ist und wie lange an einer roten Ampel ? )

Deine Beispiele sind alle gut und richtig und es ist m.E. absolut unglaublich was im 21. Jahrhundert noch alles möglich ist.
Allerdings ist der Teil mit der Ukraine zumindest diskussionswürdig, gerade wenn Du es im Vergleich zu Afghanistan siehst.
Ja dort hindert eine Regierung Männer daran auszureisen, aber nicht einfach so, sondern aus einem sehr wichtigen Grund, weil das Land nämlich angegriffen wurde und sich verteidigen muss oder sollen die Ukrainer den Russen alles überlassen ?
Was wäre denn die Folge, ich bin mir sicher, das Russland nach der Ukraine (wahrscheinlich eher) früher oder (als) später Moldawien angegriffen hätte - und dann hätte man das auch den Russen überlassen sollen ?

Natürlich ist dem einzelnen Afghanen kein Vorwurf zu machen, aber es ist schon erstaunlich wie gut sich die Ukraine trotz klarer technischer Unterlegenheit (gerade am Anfang des Krieges) verteidigt und wie einfach es die Taliban gegen eine technisch weit überlegene Afghanische Armee hatte, z.B. hatten nur die Regierungssoldaten Kampflugzeuge zur Verfügung.

Um ehrlich zu sein weiß ich den genauen Hintergrund des Eincheckens nicht, kann mir aber durchaus vorstellen, dass ein Hotelier ein ureigenes Interesse daran hat die Daten des Gastes zu erfassen

Es geht mir hier nicht um die Betreiber, sondern darum, was der deutsche Staat in Form der "besonderen Meldepflicht in Beherbergungsstätten" verlangt.

Bzgl. des Verkehrs stimme ich Dir nicht ganz zu, natürlich sind Ampel hilfreich, aber nötig sind sie nicht ...

Darüber könnte man diskutieren, aber im Kern geht es ja ohnehin u etwas anderes: sollte man sich auch an eine Regel halten, wenn sie in einem ganz bestimmten Kontext keinen Sinn ergibt?

... weil das Land nämlich angegriffen wurde und sich verteidigen muss ...

Wieso muss ich als Mann ein Land verteidigen? Ist das wichtiger als mein Leben? Sollte ich nicht selbst entscheiden dürfen, für wen oder was ich mein Leben zu opfern bereit bin?

Natürlich ist dem einzelnen Afghanen kein Vorwurf zu machen, aber es ist schon erstaunlich wie gut sich die Ukraine trotz klarer technischer Unterlegenheit (gerade am Anfang des Krieges) verteidigt und wie einfach es die Taliban gegen eine technisch weit überlegene Afghanische Armee hatte, z.B. hatten nur die Regierungssoldaten Kampflugzeuge zur Verfügung.

Viele Ukrainer dürften sich aus innerer Überzeugung gegen den russischen Angriff wehren, was ihnen die nötige Motivation verleiht.

Selbst Russen und Amerikaner konnten beide die Taliban (bzw. deren Vorgänger) nicht besiegen. Das sind Menschen, die nichts zu verlieren haben und keine Angst vor dem Tod (die wohl sogar zum Teil an ein Paradies nach ihrem "Martyrium" auf Erden glauben), die seit Jahren nichts anderes tun als zu kämpfen und terrorisieren.
Viele Regierungs'soldaten' hatten vermutlich einfach der Unterstützung seitens der USA vertraut und ihren Job vor allem aus finanziellen Gründen ausgeübt, ohne sich je wirklich mit der Möglichkeit auseinandergesetzt zu haben, irgendwann selbst, allein(!), gegen die wahnsinnigen Taliban kämpfen zu müssen.
Dann vermute ich, dass es durchaus zutrifft, dass relativ viele (ich kann sie nicht beziffern) 'zivile' Bürger zumindest mit Telen der Ansichten der Taliban sympathisieren (unter ihnen also eine Mischung aus Furcht und Zustimmung herrscht). Das ist aber für die Millionen von Menschen(!) (egal wie viel Prozent es nun genau sind), die nicht gemäß den Vorstellungen der Unterdrücker leben wollen, ein nur schwacher 'Trost' ...

Man kann auch immer etwas zu viel GEZ zahlen (noch besser in Kombination mit zu spät).
Ist nicht verboten, macht ihnen aber Aufwand.

Gute Idee.

Mache ich schon seit Jahren so.

I share with you the situation in Pakistan when Corona came here and the situation became very bad, even then the people here were not accepting it because such a thing never happened before. It shouldn't have been the way we later found out that in some places it didn't come that way. Its stuff was brought in to scare people and that's how they had to vaccinate people. All the people were impaled. Here in Pakistan, we had some relatives who had the same thing happen to them and later it was found out that they were killed by injection.

yeah - Rebellion der vernünftigen erwachsenen xD
rebellische erwachsene

let's go

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