2020 - Was werden die Finanzmärkte tun?

in #deutsch4 years ago (edited)

Liebe Steemitgemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Börseninteressierte,

um den Jahreswechsel herum melden sich immer zahlreiche Finanzexperten zu Wort und geben ihre Ansichten zu den Finanzmärkten im neuen Jahr bekannt.
Will man es auf einen der großen Sender in den USA schaffen, dann muss man bullish für die Aktienmärkte sein, sonst wird man nicht eingeladen.

Auf alternativen Kanälen muss man unbedingt bearish für die Aktienmärkte und bullish für Gold sein, sonst wird man nicht eingeladen.
Außerdem kann es nicht schaden, wenn man den Untergang der EU, den Crash des Euros und die Ankunft des Kaisers voraussagt.

Von den Experten werden alle möglichen Entwicklungen der Weltwirtschaft und der Politik im Hinblick auf ihre Auswirkung auf die Aktienmärkte beleuchtet.

Präsidentschaftswahl in den USA, Iran, Nord Korea, das Klima, der Ölpreis, die Fed, die Zinsen, die Zölle, usw.

Ich persönlich lese und schaue keine Finanznachrichten.
Wenn ich wissen will, was passieren wird, frage ich die Märkte.

Dies geht ganz einfach.

Man braucht nur zwei Zutaten:

  1. Aktueller Kurs
  2. Implied Volatility

Die Formel

Kurs x Implied Volatility = Schwankungsbreite nach unten/oben für die nächsten 365 Tage

Die Bell Curve

Screen Shot 2020-01-01 at 8.21.58 PM.png

Bildquelle: tastytrade.com

In 68.2% der Fälle sollten sich die Kurse genau innerhalb der berechneten Schwankungsbreite (1 Standardabweichung) bewegen.
Da die Implied Volatility in der Regel übertrieben ist, bewegten sich die Märkte in der Vergangenheit in 84% der Fälle innerhalb einer Standardabweichung.
Aus diesem Grund funktioniert premium selling (zu deutsch Stillhaltergschäfte).
Die Gier und die Angst der Menschen ist in der Regel übertrieben und sie sind bereit für Optionen (=Versicherungen) zu viel zu bezahlen.

Schauen wir uns also die einzelnen Märkte an:

S&P 500 Index:

  • Kurs: $3230.78
  • IV = 13.78%
  • Schwankungsbreite: 3230.78 x 0.1378 = +/- 445.20
  • Untergrenze: $2785.58
  • Obergrenze: $3675.98

Nasdaq 100:

  • Kurs: $8733.00
  • IV = 17.1%
  • Schwankungsbreite: $8733.00 x 0.171 = +/- $1493.34
  • Untergrenze: $7239.66
  • Obergrenze: $10226.34

Russell 2000:

  • IV = 16.3%
  • Kurs: $1668.47
  • Schwankungsbreite: $1668.47 x 0.163 = +/- $271.96
  • Untergrenze: $1396.51
  • Obergrenze: $1940.43

Gold:

  • IV = 12.2%
  • Kurs: $1520
  • Schwankungsbreite: $1520 x 0.122 = +/- $185.44
  • Untergrenze: $1334.56
  • Obergrenze: $1705.44

Öl (WTI):

  • IV = 28.2%
  • Kurs: $61.21
  • Schwankungsbreite: $61.21 x 0.282 = +/- $17.26
  • Untergrenze: $43.95
  • Obergrenze: $78.47

EUR/USD:

  • IV = 5.3%
  • Kurs: $1.1264
  • Schwankungsbreite: $1.1264 x 0.053 = +/- $0.0597
  • Untergrenze: $1.0667
  • Obergrenze: $1.1861

Bitcoin

In Ermangelung eines Optionsmarktes gibt es leider keine IV und deshalb auch keine Möglichkeit die erwartete Schwankungsbreite zu berechnen.
Dies ist auch der Grund, warum sich an den Finanzmärkten keiner für dieses Produkt interessiert.
Kann man nichts machen.

Bis bald,
Stephan Haller

Sort:  

hier noch ein Link zu einer interessanten Auseinandersetzung mit der EMH (mit Bezug zu unserer Diskussion vor ein paar Wochen):
https://medium.com/@nic__carter/an-introduction-to-the-efficient-market-hypothesis-for-bitcoiners-ed7e90be7c0d

Frohes neues Jahr!

Die Bandbreiten gelten freilich nur beim Fortbestand der Normalitätsbias einer Scheinwelt aus Standardmodellen.

Sind aber nicht brauchbar bei Ereignissen, welche als Dekaden oder Jahrhundert bzw. Jahrtausendereignisse angesehen werden müssen.

Ist halt stets eine Frage des Degrees in dem man unterwegs ist - und eine Frage des Maßstabes den man anlegt.

Ich würde mich bei Betrachtungen des Marktes nicht auf Jahreszyklen allein beschränken, weshalb ich die kommenden Tage noch einen ganzen Haufen an Rechenoperationen vor mir habe und diese in mein Handels- und Chakrasystem einpflegen muss, was für gewöhnlich einige Tage dauert, da eine Vielzahl an Daten berücksichtigt werden müssen und von mir gegenwartsorientiert adjustiert werden.

Ich bin mir sicher, dass im Chakrasystem andere Ergebnisse herauskommen werden.

Beste Grüße.

!COFFEEA

"In 68.2% der Fälle sollten sich die Kurse genau innerhalb der berechneten Schwankungsbreite (1 Standardabweichung) bewegen."

  • Richtig. Das bedeutet aber auch, dass bei diesen 68.2% der Fälle nicht viel zu gewinnen ist.
  • Spannend sind die statistischen Ausreisser. Das sind aus meiner Sicht die Fälle ausserhalb von 3 Standardabweichungen, d.h. die eine Wahrscheinlichkeit von 0,3% haben. Diese Fälle bestimmen den Lauf der Welt (Mauerfall/Zusammenbruch der Sowjetunion oder 11. September 2001 oder Lehman Brothers).
  • Wenn man mithilfe von mentalen Modellen und qualitativen und quantitativen Einschätzungen solch eine Entwicklung richtig prognostiziert, kann man richtig Geld verdienen.

Glaub mir in der Zone gibt es genug Geld zu verdienen, so lange man Strangles verkauft (short put + short call).
Mit outlier moves kann man richtig viel Geld verdienen, dies gleicht aber eher einem Lotteriespiel.
Die Profis verdienen ihr Geld hauptsächlich mit short premium.
Denjenigen, der solche Events über Jahrzehnte hin richtig prognostiziert möchte ich sehen.
Selbst wenn man die Ereignisse richtig voraussagt, weiß man nicht wie die Börse darauf reagiert.

Mit "richtig Geld verdienen" meine ich nicht ein paar % mit Trades von kleinem Volumen zu verdienen und auch nicht Millionär zu werden, sondern Milliardär zu werden.
Venture Capital Investing ist auch ein outlier move. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Startup zu einem Unicorn wird, ist sehr gering. Trotzdem gibt es Investoren in diesem Bereich (z.B. Peter Thiel), die Milliarden damit gemacht haben. Um das zu erreichen, braucht man Intelligenz und/oder Knowhow und/oder Kontakte und/oder Weitblick.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion war vorhersehbar (vielleicht erscheint uns das heute auch nur so), aber nicht für viele Menschen. Und das Timing war sehr schwierig.
Über Jahrzehnte muss man das nicht machen. Einmal richtig treffen reicht ;-)

Um so weit zu kommen wie Peter Thiel braucht man anfangs aber auch etwas Glück. Wenn man mal ein paar Milliarden hat, kann man es sich leisten 10 Startups ein paar Millionen zu geben. Neun davon gehen dann pleite, aber mit dem einen macht dann richtig fett Gewinn.
An solche Investments kommst Du aber als Normalsterblicher in der Regel gar nicht ran.
Außerdem darf man nicht vergessen, dass es für jeden Peter Thiel tausende oder eher zehntausende gibt, die dabei pleite gegangen sind.
Nur von denen hört man nichts.

Ja, ein Wahrscheinlichkeitsspiel bleibt es immer.

„Außerdem darf man nicht vergessen, dass es für jeden Peter Thiel tausende oder eher zehntausende gibt, die dabei pleite gegangen sind.“

  • Ja, das sind die mit den schlechteren mentalen Modellen bzw. die mit dem schlechteren Sachverständnis.

Hier ein interessanter Thread, auf den ich gerade gestossen bin, zum Thema Standard Deviation:

Außerdem darf man nicht vergessen, dass es für jeden Peter Thiel tausende oder eher zehntausende gibt, die dabei pleite gegangen sind.

Laut meinem Verständnis ist dies wegen dem Schuldgeldsystem..
Deswegen verstehe ich auch nicht warum laut dir Geld auf einem Credit/Debt System basieren soll..

Was hat das mit dem Schuldgeldsystem zu tun?
In jedem Geldsystem scheitern Unternehmensgründungen / Startups.
In einem "sound money"-System werden Startups aber vermutlich nicht so extrem mit Geld zugeschüttet (pets.com) und die Boom-and-bust-Zyklen sind nicht so gravierend.

Aber das Schuldgeldsystem zwingt uns dazu pleite zu gehen, dafür dass andere hart gewinnen. Anders geht es ja gar nicht.
Denn des einen Gewinn ist des anderen Schuld..

In diesem System KANN NIEMAND ERFOLG HABEN OHNE DASS ANDERE VERKACKEN.

Was ist daran gut?
Es ist ein Unterschied ob in jedem System auch Leute scheitern, oder ob das Scheitern der Leute in einem System die Basis/ Voraussetzung für alles ist.. ;)

Die Gier und die Angst der Menschen ist in der Regel übertrieben und sie sind bereit für Optionen (=Versicherungen) zu viel zu bezahlen.

In Deutschland vermutlich noch mehr als in anderen Ländern. Wenn ich mir anschaue, welche Teile des Nettogehalts vieler meiner Kollegen an die Versicherungskonzerne abwandern: sagenhaft.

Das mit dem Option Trading (auch sonstigem Trading) ist ab nächstem Jahr vorbei.
Dafür sorgt das neue Steuergesetz.
Gewinne musst Du weiterhin versteuern, Verluste darfst Du nur noch bis 10.000€ bzw. gar nicht gegenrechnen. Dies führt dann dazu, dass man unter Umständen mehr Steuern zahlen muss als man überhaupt Gewinn gemacht hat bzw. sogar bei einem Gesamtverlust noch Steuern zahlen muss.
Schon ab diesem Jahr ist es so, dass Totalverluste, weil z.B. ein Unternehmen pleite geht und die Aktie ausgebucht wird oder Optionen verfallen, steuerlich dies nicht mehr als Verlust gilt.
So geht das im gerechtesten Land der Welt.

Das Schlimmste: Das ist nur ein Beispiel von vielen mittlerweile. Das ist die reinste Räuberhöhle geworden, die Willkür der Steuerbehörden kommt noch obendrauf.
a) Zunehmende Negativauslese des politischen Personals, b) ein untergehendes System, c) devot-masochistische Bevölkerung.
Ist aber bestimmt für einen guten Zweck so, z.B. gegen den Hunger, gegen Kindesmissbrauch und Waffenhandel und so. Dann fänd ich's auch in Ordnung.

Das Schlimmste: Das ist nur ein Beispiel von vielen mittlerweile. Das ist die reinste Räuberhöhle geworden, die Willkür der Steuerbehörden kommt noch obendrauf.

Na wat denn nun? Räubern die Zähne ziehen, oder Steuern abschaffen? Det mit der Willkür will ick nich jelesen ham. Det jehört sich nich. Allet streng nach Jesetz.

Da ich kein Träumer bin, sondern Realist: die Abschaffung des Staates ist ein libertäres Hirngespinst, jedenfalls in diesem Lande und in unmittelbarer Zukunft.

Daher kann man auch die Steuern nicht abschaffen.

Aber Sie um ca. 95% senken, das geht, das hatten wir auch schon längst und hatte extrem gut funktioniert. Andere Länder zeigen uns das noch heute. Das geht nicht nur, es ist in meinen Augen unabdingbar.

Mehrheitsfähig ist das natürlich nicht. Das ändert aber nichts an der Unabdingbarkeit.

Solche Widersprüche lösen sich dann irgendwann auf die eine oder die andere Art auf.

Man müsste nur alle offenen und versteckten Wirtschaftssubventionen streichen, und schon wäre was übrig zum Verteilen auf staatliche Ausgaben und für Steuererleichterungen. Aber das würde nichts ändern. Gemeckert wird immer.

für den - äääääääääh - gegen den Klimawandel

Guter Artikel @stehaller. Der ist sogar für Leser interessant, die Bullen und Bären nicht so nahe stehen.

Danke!
Auf Anweisung meiner Tochter muss ich mich auch hauptsächlich mit Pferden und Einhörnern beschäftigen.

Richtig so! Das Mädel ist solide geerdet.

Na lassen wir uns mal überraschen was das neue Jahr an den Finanzmärkten bringt.
Dir noch ein frohes neues ;)

Ein wunderbares neues Jahr 2020 wünsch ich dir

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Dies ist auch der Grund, warum sich an den Finanzmärkten keiner für dieses Produkt interessiert.

Wenn dies der einzige Grund ist... dann sind die mit Kohle ganz schön einfach gestrickt.