Hey, haste maln Leckerli?

in Deutsch D-A-CH4 years ago

Hallo liebe Freunde des vierbeinigen Schnorrers,

Da möchtest du gerade ganz genüsslich in deine Wurstsemmel beißen und schon schaut eine feuchte Schnauze unter dem Tisch, zwischen deinen Beinen hervor. Kräftig schnuppernd, als wolle diese Schnauze einen kontrollierten Sog erzeugen, der die Wurst aus der Semmel ziehen soll.
Anschließend willst du dir noch einen Aperitifs in Form eines Kaffees gönnen. Alleine durch das Umrühren des Heißgetränkes, wurde der Kontrolleur auf den Plan gerufen. "Hey Herrchen, was hastn da?"
Am Abend schnappst du dir einen Beutel Chips, weil du mal einen schönen Horror-Film auf der Couch genießen und dabei die Spannung mit Knabbern abbauen möchtest. Bereits das Knistergeräusch der Tüte, kam dem fellnasigen Mitbewohner höchst verdächtig vor. "Ist da etwa jemand im Begriff etwas essen zu wollen? Ohne mich?".
Im Nu' steht er zur Stelle, die Chips-Tüte anglotzend, jeder Handbewegung von der Tüte zum Mund des Herrchens folgend. Sabbernd, immer wieder strategisch die Position verändernd, niemals die Augen vom Objekt der Begierde ablassend. Zwischendurch und immer häufiger und heftiger kommt die Pfote auf das Herrchen zugeschossen. "Gib mir endlich was! Gib endlich her!"
Die Zunge hängt irgendwann raus und er fängt an zu hecheln. Speichel tropft stetig auf den Wohnzimmer-Teppich. Das Hecheln begleitend wird geschmatzt, die Lautstärke des Films übertönend.

So oder so ähnlich kennst du? Dann hat dein Hund eindeutig ein Bettelproblem. Man könnte auch sagen, dass du dieses Problem hast. Hier erfährst du ein paar Tipps, wie man der Bettelei des Vierbeiners Herr werden kann.
Ist das oben Beschriebene bei euch rollenmässig genau umgekehrt, rate ich dir, hier nicht weiterzulesen.
Du solltest stattdessen dringend Martin Rütter anrufen! :-)


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Warum betteln Hunde überhaupt?

Das Betteln ist ein Sozialverhalten, das den Hunden angeboren ist. Es geht auf ihren Vorfahren, den Wolf zurück. Schon als Welpen betteln Hunde ihre älteren Artgenossen an, indem sie an ihnen hochspringen und versuchen ihnen die Lefzen auzulecken. Es geht dabei stehts darum, einen Futtervorteil zu sichern, was in der Natur wichtig für das Überleben ist. Nur wer gut genährt ist, wird stark. Nur wer stark ist, überlebt.
Futter ist Macht.

Hunger kommt als Grund für Bettelei nur dann in Frage, wenn der Hund auch Hunger haben sollte. Zum Beispiel, wenn die letzte Mahlzeit schon sehr lange zurück liegt. Meistens ist es Appetit oder eine natürliche Verhaltensweise des Hundes.

Wie bekomme ich das Betteln in den Griff?

Wie bei allen Erziehungszielen, ist auch hier die Disziplin der Schlüssel zum Erfolg.
Wichtig ist vor allem, dass der Hund lernt, dass Herrchen nur freiwillig und von sich aus Leckerlis und Essen herausrückt. Immer wenn der Hund durch Betteln zu Futter kommt, ist es für ihn die Bestätigung, dass Betteln ein Erfolgsrezept ist.

So ist es auch nicht unbedingt sinnvoll, jedes befolgte Kommando mit einem Leckerli zu belohnen. Beim Training reicht dem Vierbeiner die Gewissheit der Möglichkeit, dass es ein Leckerli geben könnte.

Am Tisch sollte gar nicht gefüttert werden. Wird der Hund zu gierig und versucht körperlich Aufmerksamkeit zu erhaschen, während die Menschen essen, sollte er auf seinen Platz geschickt werden. Ansonsten ist es ok, wenn der Hund während dem Mittagessen im Raum anwesend ist. Es sollte ihm nur selbstverständlich sein, dass das Mittagessen der Menschen nur den Menschen selbst gilt. So darf er überall dabei sein, wenn er nur keinen Anspruch auf das Essen der Menschen erhebt.
Wenn er etwas bekommen sollte, dann nach dem Mittagessen und nur aus eigener Initiative des Herrchens.
Das ist nicht gemein, sondern entspricht sogar den Gepflogenheiten innerhalb eines Rudels. Die stärkeren lassen übrig, was sie übrig lassen wollen. Als Herrchen oder Frauchen, ist man der Stärkere, der Alpha! Alphas bestimmen über das Essen.

Es kann sich beruhigend auf den Betteltrieb auswirken, wenn der Hund feste, regelmäßige Essenszeiten hat.
Viele Hundetrainer raten zwar davon ab, wenn der Hund ein ausgesprochener Bettler ist. Sie argumentieren damit, dass man damit abermals zeigt "Ich gebe, wann ich das will.". Ich halte das persönlich für Quälerei und habe da eine andere, sehr erfolgreiche Methode.
Meine Hunde haben stets recht feste Essenszeiten, dürfen sich dem Napf allerdings erst nach einem festen Ritual nähern. Ich bringe meinen Hunden von Anfang an bei, zu sitzen, bis ich Pfötchen (Handschlag) von ihnen verlangt habe. Dann dürfen sie an den Napf. Das hat auch den Vorteil, dass man beim Hinstellen der Schale nicht umgerannt wird.
Im Training stellt sich das so dar, dass jeder unberechtigte Versuch, ans Essen heran zu kommen, mit dem Wegstellen der Schale bestraft wird. Ich warte dann ein paar Minuten und versuche es erneut. Mit dem Kommando "Sitz", soll der Hund sich etwa 1-2 Meter von der Schale wegsetzen. Ich setze dann die Schale auf den Boden und reiche die Hand. Am Anfang des Trainings halte ich die Pfote kurz fest und gebe dann das Erlösungskommando "Essen". Allerdings immer erst, wenn ich wieder aufrecht stehe.
Mit der Zeit ritualisiert es sich und die Futtergabe wird sehr entspannt.
Ich hatte mal vergessen, meiner alten Kyra das Erlösungskommando zu geben, ging aus dem Raum und fand sie eine Stunde später sabbernd, aber immer noch vor der Schale wartend wieder vor.

Voraussetzung für den Erfolg gegen Betteln&Gieren ist allerdings, dass der Hund wirklich ausreichend genährt ist. Hunger ist fürchterlich und kann auf dauer gesundheitsschädlich sein.
Damit der Hund genug zu Essen bekommt, kann man sich vom Tierarzt über Futterart und Futtermenge beraten lassen. Die Futtermittel-Hersteller bieten auf den Verpackungsrücken Tabellen mit Futtermengen nach Gewicht.
Auch Geiz ist kein guter Ratgeber. Großzügigkeit vom Herrchen zum Hund, stärkt die Bindung zwischen ihnen. Ab und an ein Kauknochen, beschäftigt den Hund und macht ihm sogar noch Spaß. Außerdem beruhigt es den Betteltrieb, wenn der Hund weiß, dass zwischendurch auch automatisch mal etwas gegeben wird.


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Viele Grüße
QuantumG

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Meine vorherigen zehn Blog-Artikel zum Thema Hund:

Foto-Rechte: Alle Fotografien in diesem Artikel wurden von meiner Frau oder mir selbst von unseren Hunden erstellt. Falls du sie für eigene (hehre/arglose) Zwecke brauchen kannst, darfst du sie gerne verwenden und musst mich nicht weiter darum bitten.

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